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Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition)

Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition)

Titel: Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition)
Autoren: Vanessa Farmer
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gutmütiger Narr, der seine Einnahmen in den Spelunken ließ, was darauf zurückzuführen war, dass seine geliebte Frau gestorben war, womit er nicht klarkam. Dass er schon vorher ein Trunkenbold und Spieler gewesen war, vergaß man, denn jeder der Armen hatte von ihm schon einmal eine milde Gabe bekommen. Man mochte über Blackmore sagen, was man wollte, er besaß ein großes Herz und behandelte seine Untergebenen gut.
    Nun hatte Gut Blackmore einen neuen Herrn, ausgerechnet Clifford Gald.
    Die arme Emily und der arme Richard, flüsterte man sich zu. Wie mochte es denen nun gehen, nachdem sie arm waren wie Kirchenmäuse?
    Erstaunlicherweise wusste man von keiner Frau, die je etwas mit Clifford Gald gehabt hatte, weder die Dirnen des Dorfes, noch die Bürgerinnen konnten darüber berichten. Es schien, als interessiere der stattliche und vermögende Mann sich nicht für Frauen. Stattdessen sah man ihn mit seinen erschreckenden Hunden über den Deich spazieren und bei Wind und Wetter auf den Höhen, wo er sich umtrieb wie ein dunkler Geist.
    Dort, munkelte man, lauere er Hexen auf, mit denen er sich vergnügte. Gewitterte es, was nicht selten war, und die Blitze schlugen in der Nähe seiner Güter ein, war man sicher, er habe die Götter der Finsternis gerufen, um mit ihnen sein Gold zu zählen.
    Starben Tiere auf dem Feld oder jemand fiel tot um, meinte man die geflüsterten Drohungen des dunklen Mannes zu hören, der heimliche Strafen aussandte.
    Hin und wieder war es vorgekommen, dass Frauen, wenn sie sexuelle Lust spürten, während des Liebesspiels seinen Namen flüsterten, und die Ehemänner waren wie vor den Kopf gestoßen. Später wollten die Frauen nichts mehr davon wissen, was die Sache noch unheimlicher machte.
    Lauschte man, hörte man seine Hunde heulen, und es ging die Kunde, sie würden im Moor nach Menschen suchen, die sich verlaufen hatten, um sie zu zerreißen.
    Einmal brannte ein Teil des Waldes, und es war viel Überzeugungskraft durch den Bürgermeister Ethanial Lorman nötig, damit der Wasserwagen ausrückte. Warum, fragte sich jeder, war Clifford Gald nicht da, schließlich war es sein Wald, der brannte? Oder hatte er das Feuer entfacht, um in den Flammen zu tanzen?
    Einige Weiber meinten sogar, ihn dort gesehen zu haben. Nackt, flüsterten sie. Er habe nackt getanzt , und seine Haut habe rot geglüht, während ihm die Flammen nichts anhaben konnten. Dabei habe er gelacht und gesungen und sein mächtiges Glied sei geschwollen gewesen.
    Nicht wenige, vor allen Dingen Männer, wünschen sich die Inquisition zurück, aber 1789 konnte man in England niemanden mehr der Hexerei anklagen. Das war seit ein paar Jahren vorbei.
    Manchmal erwachten Bluehavens Bürger, denn sie hatten von ihm geträumt, und stets war er ihnen als dunkle Gestalt erschienen, wie die menschgewordene, scharfkantige Silhouette eines knorrigen Baumes ohne Blätter, wie der Hauch des Moores oder das geheimnisvolle Singen der großen Steine draußen vor dem Dorf.
    Selbstverständlich entstand vieles, was geredet wurde, in der überbordenden Phantasie der Menschen. Letztendlich wusste niemand etwas Genaues über den Mann und übrig blieb die Tatsache, dass er reich war und gut aussah.
     
     
    Der Tag neigt sich , und Emily sehnt sich nach ihrer Stickarbeit zurück.
    Als alles getan ist, hockt sie sich auf einen Stuhl vor das Fenster, legt ihr Kinn auf das Fensterbrett und sieht hinaus. Solange sie denken kann, hat sie diese Gegend geliebt. Die raue Landschaft, das widrige Wetter, die Schönheit und Wildheit der Natur, alles das ist wie für sie gemacht. Gegenden, in denen stets die Sonne scheint, kann sie nichts abgewinnen, sogar die wenigen Sommerwochen sind ihr zu lang. Sie mag es, ihr Gesicht dem Wind darzubieten und das Salz des Meers zu riechen.
    Vaters Schafe grasen auf einer Heide, nicht weit von hier , und die Schur ist für sie einer der Höhepunkte des Jahres. Dann messen sich die besten Scherer der Gegend miteinander und es wird viel gefeiert. Kutschen, Zweispänner und Landauer kommen über die Hügel und stehen auf der großen Wiese, auf der Hammel, Lamm und Schwein gebraten wird und der Gin und Whiskey in Strömen fließen, selbstverständlich auch das feine Bier. Es wird gelacht und getanzt, manchmal sogar der Long Sword Dance, es wird im schönsten Tyke » On Ilkley Moor without a hat « gesungen, und Fackeln beleuchten Gut Blackmore, dass es eine Freude ist.
    So unwirtlich die Gegend sein mag, so viel hat Emily hier
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