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Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz

Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz

Titel: Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz
Autoren: Theo Lawrence
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meinen Arm und ich komme auf die Beine. Hinten im trockenen Abschnitt des Tunnels steht Patrick Benedict auf der untersten Sprosse einer Leiter; über seiner Schulter hängt ein Gewehr. Er beugt sich nach unten und legt beide Hände auf den Boden.
    Im selben Moment wird der Untergrund weich wie Treibsand und beginnt zu brodeln und zu vibrieren. Dabei verströmt er ein sanftes gelbes Licht.
    Einige Männer meines Vaters versinken bis über die Hüfte im Untergrund und schreien, außer sich vor Angst. Als Benedict die Hände hebt, verfestigt sich der Boden wieder.
    Die Schreie enden abrupt. Die Männer sind tot.
    Er sieht mich triumphierend an. Da entdecke ich Elissa. Sie hält ihre Waffe im Anschlag. Und schießt.
    Die Kugel trifft Benedict. Er fällt von der Leiter und schlägt auf dem Boden auf.
    Aus einem Seitentunnel schießt eine Flutwelle heran, spült über die Toten hinweg und schwemmt Benedict davon. Er verschwindet im trüben Wasser.
    Als Nächstes ertönt ein Donnern. Der Boden bebt. Tunnelwände falten sich zusammen. Von lautem Kreischen begleitet biegen und verdrehen sich die Metallstege. Leitern fallen ins Wasser. Von der Decke hageln todbringende Brocken herab. Die Überlebenden schreien.
    »Komm!«, ruft Hunter. Turk ist bei uns.
    »Aber Benedict …«
    Hunter schüttelt den Kopf. »Wir müssen hier raus. Sofort.«
    Er zieht mich in einen Gang, und wir laufen auf den Bahnsteig zu, bei dem wir hereingekommen sind. Die Stege sind unbegehbar, deshalb waten wir durchs Wasser. Hoffentlich schaffen wir es nach oben, bevor hier alles einstürzt und unter Wasser steht.
    Heute gibt es keine Sieger. Ich spucke Wasser und reibe mir die Augen. Violet Brooks, die Hoffnung der Mystiker, ist tot.
    Hunter ergreift meine Hand und zieht mich die Stufen hinauf zum Bahnsteig.
    Patrick Benedict ist tot. Überall liegen Leichen. Einen Moment lang fürchte ich, weggeschwemmt zu werden. Hunter und Turk packen mich an den Armen.
    Und Thomas habe ich selbst erschossen.
    Ich schließe die Augen und lasse mich forttragen.
    In den Straßen heulen Sirenen. Ehe ich wieder ganz bei mir bin, hat mich Hunter in eine kleine Seitenstraße gezogen, wo wir einigermaßen vor Verfolgung sicher sind. Immer noch versuchen wir zu begreifen, was eigentlich passiert ist. Turk kümmert sich zusammen mit anderen Überlebenden um eine Gruppe verwundeter Mystiker.
    Die spärlichen Überreste meiner Kleidung sind völlig durchnässt und Hunters Haut fühlt sich kalt und feucht an. Er lehnt seinen Kopf an meinen, nimmt mich in die Arme und will mich wärmen.
    »Das ganze Tunnelsystem«, stoße ich mühsam hervor, »ist zerstört.«
    »Pst«, sagt Hunter. »Hab keine Angst. Wir haben es überlebt.« Sein Mund nähert sich meinem Ohr. »Du und ich. Wir beide. «
    Ich schweige und lausche unserem Atem. Die Hitze hier draußen ist eine willkommene Abwechslung zur Nässe in den Tunneln. Ich spüre das Medaillon an meinem Hals und weiß: Die Ereignisse dieser Nacht werden uns ein Leben lang verfolgen.
    Ich ziehe Hunters Gesicht zu mir heran. Auch wenn er nach Blut und Tränen schmeckt, will ich ihn küssen. Und dann fange ich an zu weinen. Er ist da. Bei mir. Nach all den Gefahren, nach all den Kämpfen haben wir immer noch uns.
    Wieder beginnt es zu regnen, und die Tropfen vermischen sich mit meinen Tränen. Meine Familie habe ich verloren, aber dafür habe ich meine Erinnerungen wiedergefunden.
    Die Knie geben unter mir nach. »Hunter«, keuche ich und spüre einen stechenden Schmerz in der Seite. Er blickt mich angstvoll an. »Aria?«, fragt er.
    »Ich liebe dich«, sage ich.
    Hunter fängt mich in seinen Armen auf, als die Welt um mich herum in der Finsternis versinkt.

EPILOG
    Ich erwache in einer weißen Welt. Sonnenlicht scheint auf weiße Wände, weiße Laken und einen hellen Kachelboden. Ein Infusionsbeutel hängt an einem Haken aus Edelstahl, ein Schlauch führt zu meinem Arm, wo die Nadel mit einem Stück durchsichtigem Klebeband befestigt ist.
    Rechts von meinem Bett sind Stühle vor einer Fensterfront aufgereiht. Auf einem dieser Stühle sitzt Hunter.
    Er schläft, den Kopf in den Nacken gelegt. Seine Unterlippe ist geschwollen und unter den Augen haben sich Blutergüsse grün und blau verfärbt. Aber die Stirnwunde ist schon beinahe verheilt. Er scheint keine schlimmen Verletzungen zu haben. Er trägt ein sauberes T-Shirt und Jeans.
    Einige Minuten lang liege ich da und beobachte ihn. Vielleicht spürt er meinen Blick, jedenfalls schlägt er
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