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Mystic City 2. Tage des Verrats (German Edition)

Mystic City 2. Tage des Verrats (German Edition)

Titel: Mystic City 2. Tage des Verrats (German Edition)
Autoren: Theo Lawrence
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Rückkehr bereit, nehme ich dich in die Arme und lasse dich nicht mehr los und küsse dich so wie noch nie. Bis dahin muss das genügen.« Er haucht einen Kuss in Richtung Monitor. »Ich muss los. In ein paar Minuten beginnt das nächste Treffen. Ach, eine kleine gute Neuigkeit: Wir stehen in Kontakt mit Mystikern in Chicago. Die wollen uns unterstützen.«
    »Das wäre großartig«, sage ich. »Aber … ich möchte trotzdem zu dir.«
    »Ich weiß«, antwortet er. »Das wünsche ich mir auch. Bald, Aria. Versprochen. Der Gedanke, dich in Gefahr zu bringen, ist mir unerträglich, nachdem meine Mom … Wenn dir etwas passiert, würde ich mir das nie verzeihen.« Er verstummt kurz. Ich spüre, dass er mit der Trauer ringt. »Das verstehst du doch?«
    Natürlich. Aber deshalb bin ich nicht weniger frustriert darüber, hier festzusitzen.
    »Ich liebe dich«, sage ich. »Und ich … verstehe.«
    »Ich liebe dich auch. Bis morgen. Gute Nacht.«
    »Gute Nacht.«
    Mein Monitor wird dunkel. Ich wünsche mir, Hunter würde wieder erscheinen, doch alles, was ich sehe, ist die traurige Miene meines Spiegelbilds.
    Nach einer viel zu kurzen Dusche trockne ich mich ab und ziehe mir eine frische Jogginghose und ein sauberes weißes T-Shirt an. Als ich in den Flur trete, herrscht hektisches Treiben: Weinende Kinder werden von ihren Müttern fürs Bett fertig gemacht und in der Küche heult ein Teekessel wie eine Sirene. Ventilatoren bringen ein wenig Bewegung in die feuchtwarme Luft.
    Ich passiere mehrere offene Türen und halte inne, als ich eine kleine, dünne Frau in meiner Zimmertür stehen sehe.
    Frieda. Sie wirkt sehr alt, ihre Haut ist blass und faltig. Das unförmige Kleid reicht ihr bis zu den Knöcheln. Der einst weiße Stoff ist schmutzig und zerrissen, Frieda sieht darin aus wie ein Gespenst. In sich zusammengesunken starrt sie mich mit offenem Mund an und entblößt dabei ihr rosa-gelbliches Zahnfleisch. Ihre Augen sind zwei matte, schwarze Knöpfe, Pupille und Iris gehen ineinander über.
    »Wer bist du?« Ihre Stimme knirscht wie Kies.
    »Ganz ruhig, Frieda«, antworte ich. »Ich bin Aria. Und das ist nicht dein Zimmer.« Ich zeige auf eine offene Tür ein paar Schritte weiter. »Deins ist dahinten.«
    Vermutlich leidet sie unter Demenz, körperlich ist sie gesünder als die anderen älteren Damen hier. Doch sie rührt sich nicht.
    »Alles in Ordnung, Frieda?«, frage ich freundlich. »Brauchst du Hilfe?«
    Frieda starrt mich nur weiter an. Dann sagt sie: »Was hast du mit ihrem Herzen gemacht?«
    Ich mache einen kleinen Schritt nach vorne. Die Arme steht wirklich völlig neben sich. »Komm, Frieda! Ich bringe dich ins Bett.« Als ich den Arm ausstrecke, weicht sie zurück und kippt fast nach hinten um.
    »Das Herz. Du hast es doch nicht etwa dort gelassen?«, fragt Frieda sichtlich beunruhigt. »Es ist die Quelle ihrer Kraft! Davida gehörte zu den vielversprechendsten jungen Mystikerinnen …«
    Als sie Davida erwähnt, zucke ich zusammen. Meine frühere Dienerin. Meine Freundin, die ihr Leben geopfert hat, damit Hunter und ich zusammen sein können.
    Ich blicke in Friedas Augen. Vielleicht ist sie doch nicht so verrückt, wie ich dachte. »Hast du sie gekannt?«
    Einen Moment lang wirkt Frieda klar, dann werden ihre Augen wieder trübe. »Das Herz, das Herz«, murmelt sie vor sich hin, Speichel rinnt ihr übers Kinn. »Wo ist das Herz?«
    »Ihr Herz war in ihrem Körper«, sage ich.
    Ich denke an jene Nacht, in der Davida Hunters Gestalt angenommen hat und sich von meinem Vater erschießen ließ, um Hunter das Leben zu retten. Ich sehe ihren Körper ins Wasser fallen und versinken.
    »Ihre Leiche ist verschwunden«, füge ich hinzu. »In einem der Kanäle.«
    »Nein!«, schreit Frieda. Ihre schwarzen Augen sind weit aufgerissen, während sie die gebrechlichen Hände an die Wangen drückt. »Das Herz eines Mystikers verschwindet nicht einfach so. Du musst es finden.«
    Ich will sie gerade fragen, was sie damit meint, als der Boden bebt.
    Es knallt, dann ertönt ein ungeheures Krachen und Scheppern; rotes Licht, das flackernd den Raum erfüllt. Ich halte mir die Ohren zu. Das Farmhaus geht in Flammen auf.

2
    Das Rot weicht vollkommener Dunkelheit. Alle Glühbirnen an der Decke sind geplatzt, wir stehen im Finstern. Glassplitter prasseln auf mich herab; sie schneiden in meine Haut, als ich sie wegwischen will. Es ist heiß, sengend heiß, als würde ich auf glühenden Kohlen stehen. Dichter Rauch füllt die Luft
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