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Mysterium

Mysterium

Titel: Mysterium
Autoren: David Ambrose
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viel verdiente wie früher, gefielen ihm seine Arbeit und sein Leben wesentlich besser als damals. Er und Clare nahmen eine Hypothek für ein schönes Haus im Kolonialstil auf das in einer schattigen Allee stand. Außerdem lagen die Lebenshaltungskosten in Saracen Springs viel niedriger als in Manhattan, wohin er mehrmals im Monat zu Konferenzen pendelte.
    Sie hatten kaum den Teppichboden verlegt und die Vorhänge angebracht, als Clare zu ihrer beider Freude verkündete, dass sie schwanger sei.

5
    Julia Katharine Freeman wog drei Kilo und hundertdreißig Gramm. Da sie das erste Kind einer Frau über dreißig war, waren die Eltern dem Rat ihres Arztes gefolgt und ließen alle erforderlichen Untersuchungen vornehmen. Es zeigte sich, dass ihr Baby gesund war – und dass sie sich keine Gedanken über einen Namen für einen Jungen machen mussten, da feststand, dass sie ein Mädchen bekommen würden.
    Als Tom und Clare ihre Tochter nach Hause brachten, schien sie Gefallen an dem hellen, bunt gestrichenen Zimmer zu finden, das für sie vorbereitet war und einen Blick auf den Garten bot.
    »Ich glaube, wir haben alles richtig gemacht«, sagte Tom und beobachtete, wie Julia glücklich mit ihrer winzigen Hand nach einem Mobile patschte, das über ihrem Kinderbettchen hing.
    »Ja, das haben wir«, bestätigte Clare und sah ihm lächelnd in die Augen.
    In den nächsten Wochen und Monaten entwickelte Julia sich ganz normal. Sie weinte nachts, bekam diverse Kinderkrankheiten und bereitete ihren Eltern hin und wieder Magenschmerzen – am schlimmsten, als sie in einen Kleiderschrank kroch und dort einschlief. Voller Panik durchsuchten Tom und Clare das ganze Haus. Es kam ihnen wie eine Ewigkeit vor, bis sie das Mädchen endlich fanden, obwohl in Wirklichkeit nur zwölf Minuten vergangen waren.
    Eines der Probleme, die sie lösen mussten, bestand darin, wie man das Baby und die Tiere im Haushalt anfreundete. Der beste Ratschlag – er kam von Freunden, die es ausprobiert hatten – war der, das Kind einfach mit den Haustieren zusammenzubringen und es beiden »Parteien« allein zu überlassen, sich miteinander bekannt zu machen – wobei man natürlich alles sorgfältig im Blick behalten musste, um sicherzugehen, dass die Dinge nicht aus dem Ruder liefen. Und tatsächlich: Sowohl Sam, der schwarze Labrador, als auch Turk, der Siamkater, schienen von dem Familienzuwachs begeistert zu sein. Anfangs versuchte Turk zwar, Gleichgültigkeit vorzutäuschen, doch bald schon schnurrte er zufrieden, als die kleinen Händchen gelernt hatten, ihn zu tätscheln und zu streicheln, ohne ihm in die Augen zu pieksen oder ihn zu heftig an den Barthaaren zu ziehen.
    Clare hatte fast während ihrer gesamten Schwangerschaft weiter gearbeitet. Nach der Geburt hatte sie sich mindestens ein Jahr lang freinehmen wollen, damit sie sich rund um die Uhr um Julia kümmern konnte; nach Ablauf des Jahres wollte sie ein Kindermädchen einstellen, um wieder in den Beruf zurückzukehren, der ohnehin zu einem großen Teil zu Hause erledigt werden konnte. Doch bis zu Julias zweitem Geburtstag hatte Clare nicht einmal mit Teilzeitarbeit angefangen.
    Um diese Zeit herum begann Julia zu sprechen. Das erste Wort, das sie eines Morgens aus heiterem Himmel sagte, war »Melone«. Dass Julia sich ausgerechnet dieses Wort ausgesucht hatte, verblüffte und erheiterte die Eltern. Sie waren nicht einmal sicher, ob Julia jemals eine Melone gesehen, geschweige denn gekostet hatte.
    »Ich glaube nicht, dass sie ›Melone‹ gesagt hat«, meinte Clare. »Das war bloß so ein Babygeräusch.«
    »Nein, sie hat es gesagt«, widersprach Tom. »Sie hat versucht, uns etwas mitzuteilen.«
    »Okay, dann wollen wir mal sehen, ob sie es noch mal sagt. Komm, Schätzchen, sprich mit Mommy und Daddy. Das ist Mommy … das ist Daddy …« Die drei saßen an einem Sonntagmorgen auf dem Fußboden in Julias Zimmer. In der Nähe lag der alte Sam, dem die Zunge aus dem Maul hing, und beobachtete neugierig das Ritual.
    »Mommy … Julia … Daddy … Mommy … Julia …«
    Sie wiederholten mehrmals dieses Mantra, zeigten auf sich selbst und auf das Mädchen, um zu verdeutlichen, welcher Name zu wem gehörte. Das Kind sah mit leuchtenden Augen, wie erst der Finger ihres Vaters, dann der ihrer Mutter ein kleines Dreieck entlangwanderte. Sie begriff, dass sie wiederholen sollte, was die Eltern sagten. Und so versuchte sie es.
    »Mo-ma … Dada … Mo-ma …«
    Clare jauchzte vor Vergnügen und nahm das
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