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My Lady 0145 - Sheila Bishop - Der geraubte Kuss

My Lady 0145 - Sheila Bishop - Der geraubte Kuss

Titel: My Lady 0145 - Sheila Bishop - Der geraubte Kuss
Autoren: Lore
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erfüllen.
    Sie näherte sich der an der gegenüberliegenden Seite des Raumes mit anderen älteren Damen sitzenden Tante und bemerkte verwundert, daß Hesters Miene düster und vorwurfsvoll war. Hetty hatte neben der Mutter Platz genommen, ließ den Kopf hängen und spielte nervös mit dem Fächer. „Nanu, stimmt etwas nicht?“ erkundigte Olivia sich irritiert.
    „Es ist alles in Ordnung“, versicherte Hester nicht sehr überzeugend.
    „Das heißt, es ist nichts von Bedeutung passiert.“
    „Guten Abend, Madam.“ Tom verneigte sich vor Mrs. Fenimore, wandte sich dann an Miss Hetty und fragte höflich: „Darf ich im Verlauf des Abends damit rechnen, daß Sie mit mir tanzen werden?“
    Sie hob den Kopf, und Olivia bemerkte, daß in den Augen der Cousine Tränen glänzten.
    „Nein!“ antwortete Hester, ehe Hetty sprechen konnte. „Sie tanzt heute abend nicht mehr, da sie starke Kopfschmerzen hat. Wir werden uns unverzüglich heimbegeben.“
    Flora war mit Mr. Channing zurückgekehrt, hörte die Bemerkung und wandte mißmutig ein: „Der Ball hat doch eben erst angefangen, Mama! Ich möchte noch nicht gehen. Ich bin sicher, Olivia will auch nicht nach Haus, nicht wahr? Können wir nicht mit Mrs. Channing bleiben?“
    Olivia fand, es stehe ihr noch nicht zu, Wünsche zu äußern, und erwiderte: „Ich tue das, was deine Mutter möchte, Flora.“ Mit einem Blick bemerkte sie, daß Mr.
    Brooke sich unter die anderen Gäste gemischt hatte.
    Hester erhob sich, erklärte den umsitzenden Damen, ihre Tochter Hetty leide an einer plötzlichen Unpäßlichkeit und das arme Kind wisse nicht mehr, wo ihm der Kopf stehe.
    Hetty war tatsächlich sehr blaß geworden und hatte eine höchst schmerzerfüllte Miene aufgesetzt. Bereitwillig ließ sie sich von der Mutter aus dem Ballsaal führen, gefolgt von Olivia und Flora, die, finster die Stirn krausend, den Vater aus dem Kartensalon holte.
    Da das von ihnen bewohnte Haus nur drei Minuten zu Fuß entfernt lag, hatte die Familie auf eine Kutsche verzichtet. Auf dem Heimweg wurde kein Wort geäußert, bis man im Vestibül war, und hier brach Hetty dann in Tränen aus.
    „Ich begreife nicht, warum ich mich wie eine Gefangene behandeln lassen muß!“ murrte sie. „Mir ist es gleich, was die Leute reden oder Mr. Brooke über mich denkt. Er ist herzlos und grausam, doch auch das bekümmert mich nicht. Und wenn das Mr. Makepeace zu Ohren gelangen sollte, kann er die Verlobung lösen, wenn er will. Selbst das ließe mich kalt! Ich wünschte, ich wäre tot! Und außerdem habe ich keine Kopfschmerzen!“
    „Das wird bald der Fall sein, wenn du noch lange so tobst“, warf Flora spöttisch ein.
    „Halt den Mund!“ herrschte James sie barsch an.
    Olivia wußte, wann sie überflüssig war. Sie zog sich in ihr Zimmer zurück und grübelte darüber nach, warum die Tante so hastig den Ball verlassen hatte.
    Irgendwie wurde sie das Gefühl nicht los, daß zum Teil sie der Anlaß gewesen sei.
    Plötzlich klopfte jemand an die Tür, und die Tante betrat den Raum. Sie sah mitgenommen und ein wenig derangiert aus, denn die Toque war verrutscht und saß schief über dem linken Ohr.
    „Ich bedauere, daß wir dich, noch dazu an deinem ersten Abend in Parmouth, so inkommodiert haben, mein liebes Kind“, sagte Hester entschuldigend. „Welch schrecklicher Anfang deines Aufenthaltes! Das war wirklich ein höchst unglückliches Zusammentreffen der Umstände, an dem dich nicht die geringste Schuld trifft. Allerdings frage ich mich, warum du mit Mr. Brooke getanzt hast.
    Mrs. Channing hat ihn dir gewiß als Partner vorgeschlagen, nicht wahr?“
    „Nein, Tante Hester. Ihr Sohn hat uns bekannt gemacht. Er hatte mir zu verstehen gegeben, Mr. Brooke sei ein Freund seiner Eltern, und deshalb sah ich keinen Hinderungsgrund, mit dem Gentleman zu tanzen. Hätte ich das unterlassen sollen?“
    „Ach, beunruhige dich nicht“, antwortete Hester beschwichtigend. „Die ganze Sache ist ohne Bedeutung. Mr. Brooke wird überall in der Stadt eingeladen. Das ist verständlich, wenn man weiß, daß die meisten Häuser auf seinem Grundbesitz erbaut wurden. Aber ich hatte keine Ahnung, daß er nach Parmouth kommen würde, und war daher sehr überrascht, als ich dich mit ihm sah. Es verwundert mich, daß er ausgerechnet jetzt hier eingetroffen ist. Bestimmt haben die Channings ihm das Datum von Hettys Hochzeit mitgeteilt. Er ist durch und durch verkommen und hat einen ausgesprochen schlechten Ruf,“ fügte Hester
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