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My Lady 0145 - Sheila Bishop - Der geraubte Kuss

My Lady 0145 - Sheila Bishop - Der geraubte Kuss

Titel: My Lady 0145 - Sheila Bishop - Der geraubte Kuss
Autoren: Lore
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entrüstet hinzu und sank matt in einen Fauteuil.
    Olivia nahm neben ihr Platz und fragte vorsichtig: „War Hetty in ihn verliebt?“
    „Ich fürchte, sie ist es immer noch“, antwortete Hester seufzend. „Es geschah im letzten Sommer. Thomas Brooke verfolgte sie mit seinen Aufmerksamkeiten und machte bei allen Bällen, Picknicks und sonstigen Veranstaltungen nie ein Geheimnis daraus, daß er sich für Hetty interessierte. Er hat ihr vollkommen den Kopf verdreht. Aber sie war ja auch erst achtzehn, und er ist wirklich ein Charmeur. Ich habe sie davor gewarnt, sich auf eine Urlaubsliebe einzulassen, konnte indes nicht verhindern, daß sie ihn ständig traf. Einmal wurde ein Ausflug nach Fawley Woods unternommen, an dem ich mich nicht beteiligte. Ich war jedoch der Meinung, Hetty habe genügend Aufpasser um sich. Leider hat Mr.
    Brooke sie unter irgendeinem Vorwand von der übrigen Gesellschaft abgesondert.
    Als Mrs. Preece sie abends heimbrachte, fühlte sie sich veranlaßt, mir zu erzählen, Hetty habe sich nicht so benommen, wie es sich gehört. Ausgerechnet Hetty, nicht etwa Mr. Brooke! Immer sind es die Frauen, denen unter solchen Umständen ein Vorwurf gemacht wird! Als mein Gatte und ich Hetty dann tadelten, war sie überhaupt nicht beschämt. Sie erwiderte, sie habe nichts Unrechtes getan, denn sie und Mr. Brooke würden heiraten.“ Diese Mitteilung erklärte, warum Hetty nach der Heimkehr so erbost gewesen war und geäußert hatte, es sei ihr gleich, was die Leute über sie dachten.
    Wahrscheinlich war sie immer noch in Mr. Brooke verliebt.
    „Mein Gemahl und ich waren über ihre Ankündigung sehr erstaunt“, fuhr Hester fort, „und fühlten uns in Anbetracht der Geschichten, die wir über Mr. Brooke gehört hatten, äußerst unbehaglich. Andererseits gingen wir davon aus, daß er sehr in Hetty verliebt sein mußte, wenn er sie heiraten wollte. Schließlich ist sie keine gute Partie, die eine große Mitgift in die Ehe einbringt. Wir erwarteten, daß er nun bei meinem Gatten vorstellig werden würde, doch er ließ sich nicht blicken. Nach zwei Tagen suchte James ihn in seinem Haus auf. Das Gespräch nahm peinliche Formen an, denn Mr. Brooke leugnete die Absicht, Hetty zur Frau nehmen zu wollen. Er behauptete, von Hochzeit sei nie die Rede gewesen, da er niemals in Erwägung gezogen habe, Hetty zu heiraten.“

    „Er hat sie als Lügnerin hingestellt?“
    „Ja, doch das schlimmste war, daß seine Darstellung sich als wahr erwies. Mein Mann kam in großer Erregung zurück, hielt Hetty vor, was Mr. Brooke geäußert hatte, und mußte zu seiner Bestürzung erfahren, daß alles stimmte. Thomas Brooke hatte tatsächlich nicht von Heirat gesprochen, jedenfalls nicht in unmißverständlicher Weise. Aber Hetty war so unerfahren, daß sie sein Verhalten falsch gedeutet und sich als seine Braut betrachtet hatte.“ Unwillkürlich fragte sich Olivia, ob ein junges Mädchen wirklich so naiv sein konnte. „Und was geschah dann?“ erkundigte sie sich neugierig.
    „Er reiste zu seinem Besitz in Northamptonshire ab, und Hetty mußte allein mit den Folgen fertig werden.“
    „Soll das heißen, daß er sie verführt hat?“
    „Du lieber Himmel, nein!“ rief Hester schockiert aus. „Selbst wenn er es versucht hätte, wäre sie nie und nimmer auf ein so verderbtes Ansinnen eingegangen!
    Nein, da sie der festen Überzeugung war, seine Gattin zu werden, hatte sie leider allen ihren Bekannten erzählt, sie sei mit ihm verlobt, und in kürzester Zeit wußte ganz Parmouth Bescheid. Nachdem er dann abgereist war und nichts aus der Verlobung wurde, äußerten die Leute sich abfällig über Hetty. Die meisten sagten ihr nach, sie hätte es nur schamlos darauf abgesehen, sich einen Gatten zu angeln, und die, welche nicht ganz so boshaft waren, machten sie lächerlich.“
    „Und wie hat sie dann Mr. Makepeace kennengelernt?“
    „Sie traf ihn im vergangenen Winter in London, wohin ich sie gebracht hatte, um sie eine Zeitlang dem Gerede fernzuhalten. Im Frühjahr kam er hierher und blieb einen Monat, einzig und allein in der Absicht, um sie zu werben. Er machte ihr einen Heiratsantrag, den sie sofort annahm. Ich behaupte nicht, daß sie ihn über alle Maßen liebt, aber er trägt sie auf Händen, und das dürfte genügen, um ihr gebrochenes Herz zu heilen. Hoffentlich gelingt es ihr, die Gefühle für Thomas Brooke zu verdrängen. Heute abend hat allein sein Anblick gereicht, sie wieder an ihre unglückliche Liebe und die
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