Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
My Lady 0145 - Sheila Bishop - Der geraubte Kuss

My Lady 0145 - Sheila Bishop - Der geraubte Kuss

Titel: My Lady 0145 - Sheila Bishop - Der geraubte Kuss
Autoren: Lore
Vom Netzwerk:
Offenbar hatte Flora erwartet, Olivia müsse, da sie mit zweiundzwanzig Jahren noch immer nicht vermählt war, eine verhärmte alte Jungfer sein.
    Hetty war ein hübsches blondes, wenngleich schmalgesichtiges, Mädchen und zurückhaltender im Wesen als die jüngere Schwester. Auf dem Weg in den Salon beglückwünschte Olivia sie zur bevorstehenden Vermählung und erkundigte sich, wann die Trauung stattfinden solle.
    „In nicht ganz einem Monat“, antwortete Hester anstelle der Tochter. „Du bist rechtzeitig gekommen, um dich an den Vorbereitungen beteiligen zu können.“
    „Ich werde mich mit Freuden nützlich machen, wo immer ich kann.“ Peinlicherweise hatte Olivia den Namen des Bräutigams vergessen. Es war irgend etwas Albernes gewesen, das wie „Paperweight“ geklungen hatte. Nein, das konnte nicht richtig sein. Nach einer Schrecksekunde fiel ihr der Name wieder ein. „Wohnt Mr. Makepeace in Parmouth?“ erkundigte sie sich beiläufig.
    „Nein“, sagte Hetty. „In Cheshire. Er wird erst wieder kurz vor der Hochzeit in Parmouth erwartet.“
    „Wie war die Fahrt?“ warf James rasch ein. „Ich finde, Preston hätte dir einen Dienstboten mitgeben sollen!“
    Olivia hielt den kleinen Zwischenfall in der Herberge nicht für erwähnenswert.

    „Ach, ich bin auch allein gut zurechtgekommen“, erwiderte sie leichthin.
    „Außerdem standen Elizabeth und Preston vor der Abreise nach Schottland.“
    „Bestimmt möchtest du in dein Zimmer gehen und dich frisch machen“, meinte Hester. „Übrigens, wir dinieren um sechs, meine Liebe.“ Sie zögerte und fügte nach einem Moment bedächtig hinzu: „In der Saison findet zweimal in der Woche im Kurhaus ein Ball statt, an dem wir im allgemeinen teilnehmen. Das ist auch heute abend der Fall, aber ich vermute, nach der anstrengenden Reise bist du zu müde, um uns zu begleiten.“
    „Ganz und gar nicht“, widersprach Olivia. „Ich bin nicht abgespannt und würde mich euch gern anschließen, wenn ich darf.“
    „Selbstverständlich“, sagte James herzlich, und seine Gattin führte Olivia in das für sie hergerichtete Zimmer.
    Olivia packte aus, nahm ein Bad und zog sich um. Sie begab sich zum Dinner und traf, drei Stunden nach der Ankunft in Parmouth, mit den Verwandten im Kurhaus ein.
    Das hübsche Gebäude war erst einige Jahre zuvor für die zunehmend größer werdende Zahl von Gästen errichtet worden, die inzwischen zu einem vierwöchigen oder zweimonatigen Aufenthalt nach Parmouth kamen. Der Ballsaal war überfüllt. Abgesehen von den Leuten, die im Stadtchen Eigentum besaßen, war eine größere Zahl von Urlaubern anwesend, die Häuser gemietet hatten oder in den beiden Hotels des Ortes wohnten. Unter den Besuchern befanden sich viele Männer in Uniform, und zahlreiche Damen waren à la mode gewandet. Die wenigen weniger reich Gekleideten fielen in der Menschenmenge nicht auf.
    Manche Familien, wie die Fenimores, die keine Londoner Residenz oder einen Landsitz hatten, lebten das ganze Jahr in Parmouth. Sie waren sicher nicht so bedeutend und auch nicht so reich wie manche der Kurgäste, doch ihre ständige Anwesenheit im Ort verlieh ihnen ein gewisses Ansehen. Sie hatten viele Freunde, die sie auf dem Weg zum anderen Ende des Festsaales herzlich begrüßten.
    Hester stellte der Nichte Mrs. Osgood und Mrs. Channing vor, zwei Damen, die ebenfalls ständig in Parmouth wohnten und als Schirmherrinnen für die Bälle fungierten.
    Bernard Channing bat Miss Olivia Fenimore um die Gunst des ersten Tanzes.
    Mrs. Channings Sohn war etwas jünger als Olivia und ein untersetzter junger Mann mit angenehmem Wesen, der sie voller Bewunderung betrachtete.
    Zunächst war die Unterhaltung reichlich steif. Er redete über die Qualität des Orchesters und wie lange die Tänze dauerten und war soeben im Begriff, Olivia zu sagen, aus wie vielen Glasstückchen jeder der großen Kronleuchter bestehe, als glücklicherweise die Schritte der Quadrille eine Trennung des Paares verlangten und keine Gelegenheit mehr für banale Äußerungen blieb.
    Nach dem Ende des Tanzes führte Mr. Channing Miss Fenimore zu ihren Angehörigen zurück, und sie schaute sich ein wenig um. Minuten später bemerkte sie Mr. Brooke, der den Ballsaal betreten hatte. Offensichtlich hatte er Olivia noch nicht gesehen, so daß ihr genügend Zeit blieb, ihn zu betrachten. Der gutgeschneiderte Abendfrack verlieh ihm einen Hauch von Würde und vertuschte den Eindruck burschikoser Lässigkeit, den er in der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher