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Mutterliebst (German Edition)

Mutterliebst (German Edition)

Titel: Mutterliebst (German Edition)
Autoren: Antoinette van Heugten
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Kinder?“
    Reyes-Moreno schüttelt den Kopf. „Das ist das Problem. Die Spannweite der vorgetäuschten Krankheiten deckt das ganze Spektrum dessen ab, was es so gibt. Wirklich alles kann festgestellt werden – von Atem-, Ernährungs- und Wachstumsstörungen bis hin zu komplexen Blutkrankheiten oder systemischen Infektionen. Es gibt Fälle von Müttern, die ihren Kindern über einen langen Zeitraum Nitroglyzerin verabreicht haben, die Säure in das Essen der Kinder geben oder ihre Kinder geschnitten und die Wunden in Toilettenwasser gebadet haben. Das macht es auch so schwierig für den behandelnden Arzt. Er sieht ein Kind in der Notaufnahme mit unerklärlichen Symptomen, und er will es gesund machen. Wenn er keinen Grund für die Erkrankung findet, ist die Anzahl der Tests, Untersuchungen und operativen Eingriffe unglaublich groß.“
    Hempsteads Schultern sacken nach unten, während Danielle auf die Zeugin zugeht. „Warum werden diese Frauen nicht häufiger entlarvt?“
    Die Ärztin schenkt ihr einen erschöpften Blick. „Wer will schon wahrhaben, dass eine Mutter ihr Kind absichtlich krank macht oder es sogar tötet?“ Sie schüttelt den Kopf. „Als Gesellschaft sind uns entsetzliche Fälle von Kindesmisshandlung bekannt geworden. Ich glaube, was das Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom so unbegreiflich macht, ist, dass die Mutter immense Befriedigung aus der Aufmerksamkeit zieht, die sie dadurch erhält, dass sie ihre Kinder schädigt oder sogar tötet.“
    „Dr. Reyes-Moreno, haben Sie eine Verbindung zwischen Max Parkmans gewalttätigem Verhalten und den Medikamenten entdeckt, die er während seines Aufenthalts in Maitland genommen hat?“
    Die Psychiaterin holt tief Luft. „Ja, ich fürchte, das habe ich.“ Sie dreht sich zu der Richterin um. „Die Klinik hat vor Kurzem einen Dr. Fastow eingestellt, einen Psychopharmakologen, von dem jeder geglaubt hatte, dass er über einen untadeligen Ruf verfügt. Meinem Verständnis zufolge hat der Krankenhausvorstand von Maitland seine Referenzen sehr genau überprüft. Die Klinik in Wien, wo er vor seiner Anstellung in Maitland gearbeitet hat, hat ihn uns vorbehaltlos empfohlen. Genau genommen haben sie ihn in höchsten Tönen gelobt. Er sollte sich um unsere schwierigsten Fälle kümmern und seine Forschungsarbeit hinsichtlich diverser psychotropischer Medikamente fortführen. Einige dieser Medikamente waren sehr vielversprechend.“ Sie schüttelt den Kopf. „Was wir nicht wussten und was jetzt offenkundig zu sein scheint, ist, dass Dr. Fastow, anstatt eine vorschriftsmäßige klinische Studie mit den entsprechenden Kontrollen durchzuführen, an einigen unserer Patienten ein neues Medikamentenprotokoll ausprobiert hat. Wie Sie bereits wissen, ist er verschwunden. Als Lieutenant Barnes uns ein toxikologisches Gutachten einer Blutprobe von Max Parkman zeigte, waren wir entsetzt darüber, erfahren zu müssen, dass einige der Medikamente, die er sowohl Max als auch Jonas gab, gravierende Nebenwirkungen hatten.“
    Danielle spürt, wie sich ihr die Kehle zusammenschnürt. „Und was waren das für Nebenwirkungen?“
    Reyes-Moreno schaut sie an. „Alle Patienten in Dr. Fastows Medikamentenprotokoll zeigten signifikante Beispiele bizarren und gewalttätigen Verhaltens während ihrer Untersuchungsphase. Obwohl manche Eltern behaupteten, dass diese Verhaltensweisen zum Zeitpunkt der Einlieferung noch nicht da gewesen seien, haben die Psychiater, die diese Patienten behandelten – mich eingeschlossen, wie ich leider zugeben muss –, diese Vorfälle mit eigenen Augen beobachtet und deshalb den Einwand der Eltern als pures Leugnen abgetan.“
    Danielle erkennt die Entschuldigung in den Augen der Ärztin. „Und diese Verhaltensweisen waren die Grundlage für falsche Diagnosen in den Fällen einiger Patienten, ist es nicht so?“
    Reyes-Moreno faltet die Hände. „Ja.“
    „Einschließlich Max Parkman?“
    „Ja.“
    Danielle nickt befriedigt. Ein rascher Blick auf Max zeigt ihr die überwältigende Erleichterung auf seinem Gesicht. Tränen schimmern und strömen unverhohlen über seine Wangen. Danielle wendet sich wieder an Reyes-Moreno. „Kehren wir zurück zu Miss Morrison. Was enthüllen ihre Aufzeichnungen über ihre Absichten gegenüber Jonas?“
    „Sie hat das komplette Personal von Maitland getäuscht, während sie in der Aufmerksamkeit und dem Mitleid badete, nach dem sie sich so sehnte. In ihrer Vorstellung gab es nichts mehr, was sie noch erreichen
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