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Mutterliebst (German Edition)

Mutterliebst (German Edition)

Titel: Mutterliebst (German Edition)
Autoren: Antoinette van Heugten
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konnte – keine Auszeichnung, die sie mithilfe von Jonas noch gewinnen konnte.“ Sie schüttelt den Kopf. „Daher beschloss sie, ihn loszuwerden.“
    „Und an welchem Punkt kommt Max ins Spiel, Doktor?“
    „Oh“, entgegnet sie schlicht. „Er war das perfekte Werkzeug. Aus ihren Tagebüchern geht eindeutig hervor, dass sie, nachdem Max sein gewalttätiges Verhalten gezeigt hatte, beschloss, ihn wie Jonas’ Mörder aussehen zu lassen. Wir haben keinen Hinweis darauf, dass Miss Morrison wusste, dass Dr. Fastows Medikamente für Max’ Gewalttätigkeit verantwortlich waren. In dieser Hinsicht hatte sie einfach Glück.“
    Danielle dreht sich zum Tisch der Verteidigung um. Die Wärme und Erleichterung in Tonys braunen Augen sagen alles. Sie holt tief Luft und wendet sich dann wieder an die Zeugin. „Ist das alles?“
    Reyes-Moreno wirkt sehr unglücklich. „Ich fürchte nicht. Ich habe niemals von einem Fall wie diesem gehört.“
    „Inwiefern?“
    Die Ärztin starrt auf ihre Hände. „Jonas Morrison war nicht von Geburt an autistisch oder zurückgeblieben. Er hatte auch von Natur aus keine Zwangsstörung oder eine Tendenz, sich selbst zu verstümmeln. Autismus ist eine Formenkreisstörung – eine psychologische und neurologische Störung“, erklärt sie. „Miss Morrison ist es tatsächlich gelungen, eine ebenso tiefgehende wie tragische psychiatrische Krankheit in einem ganz normalen Kind zu erzeugen. Jetzt ist klar, dass Jonas auf jede erdenkliche, ihm mögliche Art und Weise versuchte, sich von seiner Mutter und seinem Leben voller Schmerz zu befreien.“
    „Warum hat Marianne Jonas nicht einfach vergiftet oder ihm eine Überdosis gegeben, anstatt sich selbst dem Risiko auszusetzen, entlarvt zu werden?“, fragt die Richterin.
    Reyes-Moreno schüttelt den Kopf. „Man muss den Kern dieser Krankheit verstehen, Euer Ehren. Miss Morrison hat sich nach Aufmerksamkeit verzehrt. Sagen Sie mir, wären Sie da lieber die Mutter eines schrecklich behinderten Kindes, das an einer unabsichtlichen Überdosis stirbt …“, sie schaut die Richterin an, „… oder das Zentrum des nationalen Interesses von Presse und einer mitfühlenden Welt?“
    Hempstead senkt den Kopf. Im ganzen Gerichtssaal hört man kein einziges Wort. Der Gerichtsdiener kehrt durch den hinteren Teil des Saals zurück. Die Richterin schaut auf. „Gerichtsdiener, haben Sie Miss Morrison gefunden?“
    „Sie ist verschwunden, Euer Ehren. Sie hat sich in Luft aufgelöst.“

41. KAPITEL
    Die Sonne ist untergegangen. In den rechteckigen Fenstern des Gerichtssaals spiegeln sich die Lichter der Straße. Richterin Hempstead kehrt nach einer kurzen Pause in einen Gerichtssaal zurück, in dem Reporter und Zuschauer kreuz und quer hin und her laufen. Viele von ihnen haben das Handy am Ohr und geben die letzten Details und Informationen zur Anhörung durch.
    „Erheben Sie sich!“
    Stühlerücken und Füßescharren, als die versammelten Zuschauer der Aufforderung des Gerichtsdieners Folge leisten, bis die Richterin ihren Platz eingenommen hat. Deren Gesicht zeigt deutliche Spuren des Auf und Ab des Tages, aber ihre Stimme klingt resolut. „Miss Parkman?“
    Danielle erhebt sich, wobei sie Max’ Hand nicht eine Sekunde loslässt. „Ja, Euer Ehren?“
    „Ich wurde vom Police Department und dem Sheriff informiert, dass alle bisherigen Versuche, Miss Morrison aufzuspüren, erfolglos waren. Haben Sie sonst noch etwas, dass Sie dem Gericht an diesem Punkt vorlegen möchten?“
    „Ja, genau genommen habe ich das, Richterin.“ Sie greift in den Karton mit den Beweisstücken und zieht ein Videoband hervor. „Es gibt noch ein Beweisstück, das ich dem Gericht gern vorlegen möchte. Es wurde in Miss Morrisons Hotelzimmer gefunden. Ich rufe gern Lieutenant Barnes auf, um eine vorschriftsmäßige Einführung des Beweisstücks zu erbringen, wenn Sie das wünschen.“
    Hempstead winkt erschöpft ab. „Das wird nicht nötig sein. Ich gehe davon aus, dass all diese Beweisstücke ordnungsgemäß dem Richter übergeben werden, dem der Prozess von Miss Morrison zugeteilt wird – falls sie jemals wieder auftaucht.“
    „Darf ich dann fortfahren, Euer Ehren?“
    „Ja, bitte, tun Sie das.“
    Danielle wispert Max etwas ins Ohr und nickt dann Georgia zu, die ihn sanft an die Hand nimmt und ihn aus dem Gerichtssaal führt. Danielle gibt Doaks ein Zeichen, der mit der einzigen Neuigkeit zurückgekehrt ist, dass Marianne alles in ihrem Hotelzimmer zurückgelassen hat
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