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Mutterliebst (German Edition)

Mutterliebst (German Edition)

Titel: Mutterliebst (German Edition)
Autoren: Antoinette van Heugten
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einer, von der ich mir sehr wünsche, sie wäre Ihnen erspart geblieben. Angesichts der Bösartigkeit und Tragödie, die wir heute erlebt haben, ist offensichtlich leider nichts so, wie es zu sein scheint.“ Sie schenkt Sevillas ein kleines Lächeln. „Die Anklage gegen Sie, Mr Sevillas, wegen Missachtung des Gerichts wird natürlich auch fallen gelassen.“
    „Danke, Euer Ehren“, erwidert er.
    „Auch wenn ich die weiterhin aufrechterhalten könnte“, murmelt sie leise vor sich hin. Dann rafft Richterin Hempstead ihre Robe und verlässt die Richterbank. Der Gerichtsdiener stemmt die Hände in die Hüften und ruft: „Erheben Sie sich!“
    Doaks deutet mit dem Kopf in Richtung Tür. „Lasst uns zusehen, dass wir so schnell wie möglich hier rauskommen.“
    „Amen“, erwidert Sevillas. Er legt seinen Arm um Danielles Schultern, um sie vor dem Ansturm der Pressemeute und derjenigen, die sie beglückwünschen wollen, abzuschirmen und den Gang hinunterzuführen. Sie birgt ihr Gesicht an seinem Hals, während Erschöpfung und emotionale Anspannung endlich ihren Tribut fordern. Als ihr klar wird, dass Max in Sicherheit ist, beginnt sie zu schluchzen. Auch wenn sie nie zugelassen hat, zu glauben, was die Ärzte in Maitland über Max gesagt haben, so überrollt sie nun eine derart heftige Welle der Erleichterung, dass ihr schlagartig bewusst wird, in welch dunklem Griff sie diese Diagnose gehalten hat. Georgia drückt sie fest – in ihren Augen schimmern Tränen. Danielle löst sich aus der Umarmung und zieht Max so heftig an sich, dass der sie angrinst. „Hey, Mom, ich hau schon nicht ab.“
    Sie lächelt durch den Tränenschleier hindurch. „Kannst du auch gar nicht, weil ich dich nie mehr aus den Augen lasse.“
    Tony zieht sie noch enger an sich. Seine Stimme klingt rau. „Gott sei Dank ist es vorbei.“
    Sie schaut zu ihm auf. „Aber Marianne ist davongekommen.“
    „Im Moment“, korrigiert er. „Sie werden sie finden.“
    Danielle schüttelt den Kopf. „Das glaube ich nicht.“
    Doaks zieht sie am Arm. „Hey, Mädchen, hattest du noch nicht genug? Ich brauche jetzt einen gottverdammten Drink.“
    Sie lächelt. Schulter an Schulter marschieren sie zu fünft den Gang hinunter. Danielle tritt durch die Tür. Sie schaut nicht zurück.

EPILOG
    Danielle lehnt sich in dem Liegestuhl zurück und schirmt ihre Augen gegen die brennende Nachmittagssonne ab. Sie winkt Max zu, der von einer langen Wanderung durch die bewaldeten Hügel nahe ihres neues Zuhauses etwas nördlich von Santa Fe zurückkehrt. Der Wind hat ein gesundes Glühen auf seine Wangen gezaubert. Die Sonne schimmert in seinem Haar. Er bleibt stehen und winkt zurück, ein breites Grinsen auf dem Gesicht.
    Die Anwaltsfirma hat sie vor einem Jahr verlassen und stattdessen ein Schild in dieser kleinen Stadt angebracht. In ihrer Kanzlei geht es um kleine Sachen – Verträge, Testamente, Grundbesitzangelegenheiten. Tony verbringt jede freie Minute, die er entbehren kann, bei ihnen, wobei er zwischen Iowa und ihnen hin und her pendelt. Max hat sich von Maitland erholt, obwohl es mehrere Monate dauerte, um den Schaden, den Fastows experimentelle Chemikalien in seinem Körper angerichtet haben, zu überwinden – von dem Trauma, das er infolge der ganzen Erfahrung erlitten hat, ganz zu schweigen. Nach der Anhörung hat Danielle von Reyes-Moreno erfahren, dass Fastow schließlich in einem abgelegenen Fischerdorf in Mexiko gefunden wurde und Maitland Strafanzeige gegen ihn gestellt hat.
    Danielle beobachtet Max – so stark und glücklich – und kann dabei ihr Glück kaum fassen. Sobald das Gift seinen Körper verlassen hatte, bestätigte Maitland, dass er nicht psychotisch, nicht gewalttätig und nicht verrückt war. Reyes-Moreno hat bei ihm korrekterweise eine manisch-depressive Erkrankung diagnostiziert – was seine heftigen Stimmungsschwankungen und den Zorn erklärt – und ihr ihren Jungen zurückgegeben.
    Danielle schenkt ihm einen weiteren langen Blick und schaut dann auf die Uhr. Es ist beinahe an der Zeit, aufzubrechen, um Tony vom Flughafen abzuholen. Er hat gerade eine Partnerschaft in einer Kanzlei in Santa Fe akzeptiert. Sie betrachtet den antiken Ring an ihrer linken Hand. Die Diamanten funkeln im hellen Sonnenlicht. Bald wird er gar nicht mehr weggehen müssen.
    Sie greift nach ihrem Weinglas und legt den kurzen Gang zum Briefkasten zurück. Darin liegt ein Umschlag, der ihr von ihrer alten Adresse in New York nachgeschickt wurde. Sie
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