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Mutter, wann stirbst du endlich?: Wenn die Pflege der kranken Eltern zur Zerreißprobe wird (German Edition)

Mutter, wann stirbst du endlich?: Wenn die Pflege der kranken Eltern zur Zerreißprobe wird (German Edition)

Titel: Mutter, wann stirbst du endlich?: Wenn die Pflege der kranken Eltern zur Zerreißprobe wird (German Edition)
Autoren: Martina Rosenberg
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Vertrag.
    »Jens, wir müssen uns was einfallen lassen. Wir können nicht so lange warten, bis wir pleite sind. Lass uns etwas unternehmen«, bitte ich ihn.
    Die Idee dazu habe ich schon in der Tasche. Ein mobiles Computerschulungscenter mit speziellen EDV -Kursen soll uns retten. Die nötige Kompetenz bringe ich mit. Denn seit Beginn meines Auslandsaufenthalts in Griechenland bin ich stets im November nach Deutschland gekommen, um bis März den ein oder anderen Job als EDV -Dozentin bei diversen Schulungsträgern zu machen. Das Geld, das wir auf Kreta verdienen, reicht nicht über den Winter.
    »Du hast recht. Unsere Geschäfte laufen nicht so gut. Aber wie soll das gehen mit Lena?«, gibt er zu bedenken.
    »Timesharing ist das Zauberwort«, grinse ich. »Wir teilen uns die Arbeitszeit. Während ich die Kurse gebe, passt du auf Lena auf, und wenn du weg bist, übernehme ich das.«
    Theoretisch klingt das gut, ob es praktisch auch so gut funktioniert? Den ganzen Abend diskutieren wir darüber und wägen ab. Spätnachts fällt die Entscheidung: Wir packen es an. Der Job als EDV -Dozentin macht mir Spaß, und ich freue mich auf die neue Herausforderung.
    Von meinen beruflichen Fähigkeiten profitiert auch mein Vater, obwohl das meine Nerven manchmal aufs Äußerste strapaziert. Für ihn ist es ganz wichtig, technisch immer auf dem neuesten Stand zu bleiben. Er liest sämtliche Fachmagazine und kennt die neuesten Geräte. So ist es verständlich, dass er trotz seines Alters auf einem Internetanschluss an seinem PC besteht. Schnell erkennt er, dass im Internet massenweise Informationen bereitstehen, die es nur noch abzurufen gilt. Ich bewundere seine Eigenschaft, sich stets für neue technische Errungenschaften zu begeistern. Nie fühlt er sich zu alt für etwas. Alles kann man lernen, so seine Devise. Manchmal jedoch stresst er mich damit. Denn als sein Ansprechpartner in Sachen EDV muss ich fast täglich angeblich verloren gegangene Dateien suchen oder mich des Papierstaus im Drucker annehmen.
    »Martina!«, schallt es durch das Treppenhaus. »Hallo! Bist du da?«
    Auweia! Wenn diese Stimme aus dem Keller in den ersten Stock dringt, weiß ich, was auf mich zukommt.
    »Jaaaaa!«, rufe ich von oben hinunter und eile zu meinem Vater.
    »Ehrlich, ich hab nichts gemacht«, sagt er ganz aufgeregt.
    Wie oft am Tag ich das höre. Nie hat irgendjemand was am PC gemacht. Die Dinge passieren einfach. Schwupp – und plötzlich sind die Icons weg. So was! Wie von Geisterhand … Und der Nutzer steht staunend davor.
    »Ich schwöre! Ich hab den Computer nicht mal berührt!«
    Ja! Ich kenne das.
    Schnell quetsche ich mich an Sugar, der gern mitgelaufen wäre, vorbei durch die Wohnungstür, drehe mich noch einmal um und rufe meiner Tochter, die im Kinderzimmer spielt, zu: »Mami kommt gleich wieder, Mausi!«
    Ich eile in den Keller, in das Büro meines Vaters. Es ist vollgestellt mit alten Ordnern, muffeligen Möbeln und Koffern aus einer längst vergangenen Zeit. Ein wenig Licht dringt durch das Kellerfenster auf den Schreibtisch. Da steht nun das Übel. Ein Windows- PC mit einem Internetanschluss sowie ein Laserdrucker. Zwischen all diesen alten Möbeln, die teilweise noch von meinen Großeltern stammen, sieht der Computer wie ein Außerirdischer aus. Mein Vater sitzt davor und fuchtelt wild mit der Maus herum.
    »Halt! Stopp!«, rufe ich.
    Es ist kaum mit anzusehen, wie er mit dem Computer umgeht. Hektisch haut er auf die Tasten ein und drückt dabei immer wieder mal verschiedene Tastenkombinationen, mit denen er ungewollte Funktionen auslöst.
    »Mach doch ein wenig langsamer«, rate ich ihm. »Du verwechselst die Strg-Taste mit der Shift-Taste. Da kann es schon mal sein, dass deine Formatierungen durcheinanderkommen.«
    Ich dränge ihn zur Seite und stelle den Bildschirm wieder auf Standard zurück, suche seine Dateien und erkläre ihm die ein oder andere Funktion.
    »Wer braucht eigentlich diese Strg-Taste?«, fragte er ungeduldig.
    Meine Antworten sind ihm aber meist zu lang. Er hätte es gern weniger ausführlich. Die Lösung seines Problems sollte in einen Satz mit maximal acht Wörtern Länge passen.
    »Weiß ich schon«, schießt er jedes Mal, kaum habe ich begonnen zu erklären, zurück.
    Klaro! Er war ja Lehrer und bleibt es ein Leben lang. Lehrer wissen bekanntlich immer schon alles, bevor man es erklärt, und vor allem wissen sie es besser.
    Nach dem fünften »Weiß ich schon« gebe ich entnervt auf und stapfe nach
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