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Muße: Vom Glück des Nichtstuns (German Edition)

Muße: Vom Glück des Nichtstuns (German Edition)

Titel: Muße: Vom Glück des Nichtstuns (German Edition)
Autoren: Ulrich Schnabel
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leicht als Zwang von außen. Automatisch rührt sich dagegen Widerstand in uns. Das für Sie passende Mußerezept sollten Sie sich daher am besten selbst ausstellen. Auf den folgenden Seiten werden Ihnen diverse Ratschläge, Tipps und Methoden an die Hand gegeben, die bei der Umsetzung helfen. Am Ende können Sie dann, wenn Sie mögen, Ihren ganz eigenen Weg zur Muße skizzieren.
     
    Inzwischen sollte klar gworden sein, warum wir so häufig den Eindruck haben, unter Zeitnot zu leiden, und warum wir so selten zur Muße kommen. Wir leben (wie in Kapitel vier beschrieben) in einer Beschleunigungsgesellschaft, die durch eine stete Verschärfung des Lebenstempos charakterisiert ist. Und darunter leiden vermutlich nicht nur Sie, sondern auch Ihr Chef, Ihre Kollegen, Ihre Geschäfts- und Ehepartner und viele Ihrer Freunde. Dass Sie sich unter solchen Bedingungen gehetzt fühlen, sollte Sie nicht mehr wundern.
    Das heißt zugleich, dass wir in der Regel eine ganze Reihe von Widerständen überwinden müssen, um in einen Zustand der Muße zu wechseln. Davon halten uns nicht nur äußere Widrigkeiten ab -Arbeitsbedingungen, Verpflichtungen, gesellschaftliche Anforderungen -, sondern oft auch unsere eigenen Gewohnheiten. Diese lassen uns selbst dann nicht zur Ruhe kommen, wenn von außen einmal nichts drängt und zieht. Mit anderen Worten: Muße stellt sich meist nicht von selbst ein, sondern bedarf der Pflege und Überwindung von (zum Teil beträchtlichen) Beharrungskräften.
    Der erste Schritt zur Muße besteht daher darin, diese inneren und äußeren Widerstände überhaupt erst einmal wahrzunehmen und sich mit ihnen vertraut zu machen. Natürlich wünschen wir uns alle den Quick fix , die schnelle Patentlösung, die wie mit einem Zauberstab sämtliche Probleme hinwegfegt (und eine ganze Reihe von Ratgebern bedient diese Sehnsucht). Doch gerade diese Flut zeigt, dass diese Art von Strategie nicht aufgeht (sonst würden nicht immer neue Ratgeber auf den Markt geworfen). Wirkliche Verhaltensänderungen brauchen ihre Zeit. Denn Lebensstil, Beziehungen und die Anforderungen der Gesellschaft bilden eine eng verwobene Einheit, ein »Regime«, wie Soziologen sagen. Und um das zu ändern, ist nicht weniger als ein Regimewechsel notwendig.
    Dieses Buches hatte unter anderem zum Ziel, Sie für die Fallen dieses Regimes zu sensibilisieren, für all die Ablenkungen und Zeitfresser, die in der Beschleunigungsgesellschaft auf uns warten. Schon das dürfte helfen, künftig öfters zu vermeiden, in solche Fallen zu tappen.
    Der zweite wichtige Schritt lässt sich auf ein Wort reduzieren: Nein .
    Lernen Sie, Nein zu sagen. Diese Fähigkeit ist Ihre wichtigste Waffe im Kampf um mehr Muße. Nein zu all den Angeboten und Verheißungen, die von außen an uns herangetragen werden und sich unserer (knappen) Aufmerksamkeit bemächtigen wollen. Nein aber auch zu unserem Drang, solchen Ablenkungen bereitwillig zu folgen. Dazu ist erhebliche Disziplin notwendig. Denn natürlich üben Werbung, Medien und Arbeitgeber einen zum Teil sehr subtilen Druck aus. Ständig versucht man uns dazu zu bringen, Dinge zu tun oder zu konsumieren, die anderen mehr Profit als uns selbst bringen. Da hilft es, sich wie Robert Levine immer wieder selbst zu fragen: Muss ich das unbedingt tun? Will ich das wirklich tun?
    Um darauf eine klare Antwort zu finden, ist es notwendig – dritter Schritt -, sich über den Kompass des eigenen Lebens klar zu werden. Erst wenn wir wissen, was uns wirklich wichtig ist, können wir den Hebel und die Kraft zur Umsetzung finden; und dies gelingt wiederum umso eher, je mehr Verbündete wir finden und je mehr Gleichgesinnte uns unterstützen.

2. Mehr Freiheit am Arbeitsplatz
     
    D as Beispiel Japan lehrt einmal mehr: Es kommt gar nicht so sehr auf die reine Zahl unserer Arbeits- und Freizeitstunden an. Viel wichtiger sind die Umstände unserer Arbeit und die Art und Weise, wie wir unsere Freizeit verbringen. Der Stress am Arbeitsplatz hängt dabei nicht nur vom Gruppengefühl ab, sondern mehr noch davon, ob wir über unsere Tätigkeiten selbst bestimmen können oder uns von anderen herumkommandieren lassen müssen (siehe Kapitel eins).
    Um so etwas wie Muße oder Flow auch bei der Arbeit zu erleben, sollten wir daher nach Möglichkeit versuchen, die Bedingungen unserer Arbeit so zu verändern, dass wir unsere Zeit nach eigenem Gusto strukturieren können; im Idealfall suchen wir uns sogar unsere Herausforderungen selbst. Natürlich geht
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