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Muetter ohne Liebe

Muetter ohne Liebe

Titel: Muetter ohne Liebe
Autoren: Gaby Gschwend
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durch eine feindselige, gewaltgeneigte Erziehung geprägt sind, halten sich für schwach, schlecht, wertlos und sind insgeheim davon überzeugt, keine Liebe zu verdienen. Um diesen tief verwurzelten Überzeugungen entgegenzuwirken, die «erlernte Hilflosigkeit» zu überwinden, ist Eigeninitiative im Rahmen der je eigenen Möglichkeiten gefragt. Was würde man gerne erreichen/erleben/haben und welche einzelnen Schritte sind dazu nötig und möglich? Vielleicht fängt man mit kleinen, realistischen Zielen im Bereich von Aktivitäten, Routinen, Gesundheit oder Verhaltensweisen in Beziehungen an. Bestätigung und Erfolge tun gut – welche Fähigkeiten und Talente können genutzt und erweitert werden? Solche Überlegungen und Schritte führen zu Selbstfürsorge, zum respektvollen, liebevollen Umgang mit sich selbst, der im Allgemeinen nicht vorhanden oder nicht besonders ausgeprägt ist, weil ja ein subjektiv wertloses Selbst sich gar keine innere Erlaubnis geben kann, für sein Wohlbefinden zu sorgen. Zunächst bedeutet diese Arbeit bei Opfern von Gewalt häufig einfach nur zu lernen, gegen Impulse anzugehen, sich selbst zu schädigen, und allmählich eine akzeptierende und fürsorgliche Beziehung zum eigenen Körper zu entwickeln, ein neues Körpergefühl zu erleben und, gerade auch für Opfer sexualisierter Gewalt, die Freude an der körperlichen Lust zurückzugewinnen.
    Sichere Beziehungen
    Es ist wichtig, dass der seelische Prozess des Aufbaus von Selbstwert und einer eigenen Identität in einem geschützten Rahmen erfolgt, in dem man vor weiteren Verletzungen und Übergriffen sicher ist. Gewaltgeprägte Menschen brauchen verlässliche, vertrauensvolle Beziehungen zu mindestens einer wohlwollenden, einfühlsamen Bezugsperson, bei der sie «gefahrlos» Nähe zulassen und sich aussprechen können, bei der es möglich ist, sich zu wehren, zornig und wütend zu sein, sich zu behaupten, kurz: den neuen Weg geschützt zu gehen. Psychologische Einzel- und Gruppentherapien unterstützen den Aufbau eines Schutzes gegen unberechtigte Ansprüche und grenzüberschreitendes Verhalten anderer und kommen auch dem ungestillten Bedarf nach kontinuierlichen, tragfähigen und vertrauenswürdigen Bindungen entgegen.
    5.4.2  Soziale und psychologische Unterstützung
    Ein möglichst frühes Eingreifen und Aufdecken von Gewalt ist für Kinder, die noch in der Herkunftsfamilie leben, von entscheidender Bedeutung. Gewalt ist keine Sache des «privaten Erziehungsstils» der Mutter, der Eltern, sondern eine Frage der sozialen Verantwortlichkeit aller. Kinder und Jugendliche finden Hilfe beim Kinderschutzbund, beim Jugendamt oder bei Beratungsstellen für Kinder und Jugendliche, auch ohne Kenntnis des Sorgeberechtigten. Seelisch oder körperlich gewaltgeneigte Mütter sollten ohne Scham Quellen der Unterstützung suchen, um ihre Erziehungskompetenz zu stärken, sich zu entlasten und um eigene Gewalterfahrungen verarbeiten zu können. Jede Maßnahme ist sinnvoll, die die Mütter unterstützt, soziale und persönliche Ressourcen zu nutzen und zu erweitern.
    Es gibt verschiedene Möglichkeiten der sozialen Hilfe und Unterstützung, wie zum Beispiel Familien- und Erziehungsberatungsstellen, die Entlastung durch ambulante Kinderbetreuung oder andere Formen einer «Hilfsmutterschaft». Die meisten Beratungsstellen bieten Gesprächsgruppen, Einzel-, Paar- und Elternberatungen an wie auch vielfach spezielle Trainings, die zu anderen Erziehungsmethoden anregen und das Kennenlernen und Einüben alternativer Verhaltensweisen ermöglichen.
    Sinnvoll ist auch eine gezielte psychologische und psychotherapeutische Unterstützung der Mütter, vor allem wenn die Kinder noch zu Hause leben. In einer nicht verurteilenden Atmosphäre können Hintergründe aufgedeckt, die eigene Gewaltgeschichte aufgearbeitet, die Wahrnehmung für die erlittene, aber auch die ausgeübte Gewalt geschärft und Alternativen gefunden werden. Da gewalttätige Mütter selbst kein zufriedenes Leben leben, werden auch sie dabei unterstützt, für ihr eigenes Wohlergehen zu sorgen, Möglichkeiten zu entwickeln, positive Kraft zu gewinnen und ihre eigene Lebensqualität zu verbessern.

6   Die Überwindung des Muttermythos
    Die bisherigen Ausführungen machten deutlich, dass es die heile Welt der Mütter und Kinder, wie sie im Muttermythos beschworen wird, (so) nicht gibt. Der Verstand und die Erfahrung wissen das auch, nur das Gefühl will es angesichts des hoch ideologisierten Themas
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