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Muetter ohne Liebe

Muetter ohne Liebe

Titel: Muetter ohne Liebe
Autoren: Gaby Gschwend
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überbeansprucht werden. «Vollzeitmütter» schlagen ihre Kinder häufiger als erwerbstätige Mütter. So können der Zorn über das eigene eingeengte und ohnmächtige Leben, die unerfüllten Wünsche, die Enttäuschung, die Empörung, die Überforderung, die eigenen Unzulänglichkeitsgefühle in Zorn auf das Kind übersetzt werden. Das Kind wird verantwortlich gemacht, für schuldig erklärt, bei ihm wird «abgeladen». «Eine Mutter, die ihr Kind schlägt, schlägt nicht nur das Kind, und in gewissem Sinn schlägt sie es überhaupt nicht: sie rächt sich an einem Mann, an der Welt oder an sich selbst. Trotzdem ist es das Kind, das die Schläge bekommt.» (Beauvoir 2000, S. 650)
    5.3  Auswirkungen
    Gewalt und Grausamkeit, vor allem wiederholte und oder extreme Gewalt und Feindseligkeit, haben grausame und zerstörerische Folgen für das Kind: seelische und gesundheitliche Störungen und Krankheiten, Persönlichkeits- und Entwicklungsstörungen sowie eine beeinträchtigte Beziehungsfähigkeit. Für die meisten Opfer von familiärer Gewalt bleibt, bewusst oder unbewusst, das ganze Leben ein Grundgefühl von Angst bestehen – eine Angst, die bewirkt, sich immer zu ducken oder aber zu dominieren und selber Angst zu machen. Charakteristische seelische Langzeitfolgen einer gewaltgeneigten Erziehung, die im Folgenden genauer beschrieben werden, sind:
    •  Misstrauen und Angst
    •  Selbsthass und Selbstverachtung
    •  beeinträchtigte Beziehungsfähigkeit.
    5.3.1  Angst und Misstrauen
    Meine Erinnerung an das Gefühl meiner Kindheit: Angst, Angst und Anspannung.
    Kinder, die wiederholt und in extremer Weise Angst und Hilflosigkeit ausgesetzt waren, erfahren einen umfassenden Vertrauensverlust in Bezug auf das Leben generell und die Beziehung zu anderen Menschen. Bedrohungsgefühle bleiben allgegenwärtig, das Leben ist von negativen Erwartungen und Überzeugungen geprägt. Ein Ur-Misstrauen statt eines Grund- Vertrauens bildet den seelischen Boden der Persönlichkeit, wenn die ersten und nächsten Beziehungen im Leben nicht Schutz und Sicherheit, sondern Angst und Bedrohung vermittelt haben.
    Mental und emotional eingebrannt hat sich dabei die Erfahrung, von anderen Menschen und vom Leben generell nichts Gutes erwarten zu können. Gewaltgeprägte Kinder haben früh gelernt, dass das Leben unberechenbar ist, dass jederzeit und unvorhersehbar Gewalt über sie hereinbrechen kann, der sie dann hilflos ausgesetzt sind. Sie haben erfahren, dass Gewalt durch geringfügigste Anlässe ausgelöst werden kann und auch durch Wohlverhalten nicht zu vermeiden ist. Darum fehlt es ihnen an Vertrauen in das eigene Selbst, das als ohnmächtig und schwach erlebt wird und nicht fähig ist, wirksam zu handeln. Eine allgemein erhöhte Ängstlichkeit und verschiedene Formen von Angststörungen können das Grundgefühl der Ohnmacht in einer als feindselig und bedrohlich erlebten Welt, der man hilflos ausgeliefert ist, widerspiegeln.
    5.3.2  Selbsthass und Selbstverachtung
    Menschen, die Gewalt und Terror ausgesetzt waren, die schon früh misshandelt und missbraucht wurden, erleben ihr Selbst als wertlos. Es ist eher nicht zu erwarten, dass sie zu stabilen, selbstbewusst handelnden Persönlichkeiten heranwachsen, sondern vielmehr ein negatives Selbstbild entwickeln, das von Selbstabwertung und Selbstverachtung geprägt ist. Denn eine Möglichkeit, seine grausamen Erfahrungen (scheinbar) zu bewältigen, besteht für das Kind darin, die Überzeugung zu entwickeln, die Gewalt verdient zu haben, weil es schlecht ist, unfähig, schuldig, minderwertig, sicher nicht liebenswert, eben so, wie es von der Mutter gespiegelt wird. Häufig entwickelt sich die tiefe und resignierte Einstellung, Opfer zu sein und immer ein Opfer zu bleiben: ein Opfer des Lebens, das Opfer anderer Menschen, nur dazu da, von anderen missachtet und verletzt zu werden.
    Der innere Groll und die Wut bleiben unbewusst und richten sich häufig gegen sich selbst. In depressiven Symptomen spiegeln sich Gefühle des Ungenügens und der Wertlosigkeit wieder. Ein anderer Ausdruck davon kann auch selbstschädigendes Verhalten sein, zum Beispiel in Form von Selbstverletzungen, Drogenmissbrauch, dem Eingehen gewalttätiger oder risikoreicher Beziehungen, einem allgemein hohen Risikoverhalten. Oder Wut und Frustration werden als Täter(in) gegen andere, unterlegene Partner oder Kinder gerichtet, was vielleicht zu einer momentanen Erleichterung und Entlastung führt, dem aber
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