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München Manhattan #1

München Manhattan #1

Titel: München Manhattan #1
Autoren: Vanessa Vollmann
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Das hätte er mir auch am Telefon sagen können. Also warum dieser Abend zu zweit? Eigentlich weiß er doch selbst nicht was er will. Will er mich oder seine Frau?
    Aber seine Frau kann er doch nicht wirklich wollen. Kaum gibt es ein Problem, fliegt sie gleich nach Hause zu Mami und Papi. Das hätte ich an ihrer Stelle nie getan. Ich hätte niemals kampflos das Feld geräumt.
    Aber dieses Püppchen kann mir sowieso nicht das Wasser reichen. Ihr Mann gehört jetzt mir. Denn kein Mann serviert mich einfach so ab. Das habe ich mir vor Jahren geschworen. Und ich denke, das hat Peter bereits verstanden.
     
    ***

DER BRUCH
    MÜNCHEN. SONNTAG 13 UHR
     
    Als ob sie immer alles sofort hinschmeißen würde! So diszipliniert wie sie ist. Nein, sie ist eine Kämpferin. Aber was hatte sie schon von Susanna erwartet? Natürlich würde sie sich auf die Seite ihres Bruders stellen. Die beiden haben immer schon zusammengehalten – wie Pech und Schwefel. Mit der Trennung von Peter wird sie wohl eine ihrer besten Freundinnen verloren haben.
    Tränen laufen Kristin über das Gesicht. Sie läuft planlos durch Schwabing. Was soll sie denn jetzt bloß tun? Soll sie in München bleiben? Dann würde sie Elisa hier in die Schule schicken müssen. Und da ist ja auch noch ihr Job. Für den Job in der Galerie in Chelsea hatte sie echt gekämpft. Den einfach aufgeben? Weil ihr Mann sie betrogen hat? Haben ihre Mutter und Susanna womöglich Recht? War es wirklich übertrieben, wegen einer Bettgeschichte gleich die Koffer zu packen? Wenn es denn nur eine Bettgeschichte war oder ist.
     
    Nach diesem verhängnisvollen Zusammentreffen im Zoo, war sie auf dem Absatz umgedreht und hatte Elisa hinter sich her gezogen. Nur weg, war alles, was sie überhaupt gedacht hatte. Wie in Trance hatte sie ein Yellow Cab angehalten und war nach Hause gefahren. Elisa hatte die ganze Zeit über gar nichts gesagt. Kein Wort.
    Zuhause war Elisa in ihrem Zimmer verschwunden. Sie hatte überlegt, was sie ihrer Tochter sagen sollte, aber ihr war nichts eingefallen. Wie ein Tiger im Käfig war sie in der Wohnung auf und ab gegangen. Stundenlang. Zwischendurch hatte sie Abendessen für Elisa gemacht und sie dabei Fernsehen lassen. Sie hatte jede Unterhaltung vermieden. Sie war dazu einfach nicht in der Lage gewesen.
    Es war schon spät gewesen, als Peter endlich aufgetaucht war. Blass und müde und mit einem Es-tut-mir-alles-so-leid-Blick hatte er auf einmal vor ihr im Wohnzimmer gestanden. Schweigend hatte er sich eine Flasche Rotwein aufgemacht und sich ein Glas eingegossen. Randvoll. So gar nicht Peters Art. Er, der Genießer, hasste eigentlich randvolle Weingläser.
    Immer noch stumm wie ein Fisch hatte er das Glas ausgetrunken. Sie hatte ihn nur angestarrt.
    Und dann endlich hatte er seine Sprache wiedergefunden. „Es tut mir so leid!“ Dann wieder Schweigen – Peter hatte sich das nächste Glas eingegossen.
    „Es tut dir leid? Mehr hast du nicht dazu zu sagen?“, hatte sie ihn angebrüllt.
    „Kristin, ich wollte dich nicht verletzen. Es ist alles nicht so, wie es vielleicht ausgesehen hat. Das hat überhaupt nichts mit uns zu tun … Es bedeutet nichts … Ich weiß auch nicht, wie das passieren konnte … Es tut mir so leid. Das musst du mir glauben.“ Als er mit seinem Gestammel endlich fertig gewesen war, hatte er sie mitleidig angesehen. Das hatte sie noch mehr in Rage versetzt.
    „Es bedeutet nichts?“, hatte sie gefragt. „Es ist also so unbedeutend, dass du mir eine Geschäftsreise nach Philadelphia vorgaukelst? Damit du in Ruhe Zeit mit dieser Frau verbringen kannst? Und das tust du auch noch völlig schamlos in aller Öffentlichkeit! Aber wahrscheinlich wissen außer mir sowieso schon alle Bescheid. Alle unsere Freunde und Bekannten.“
    „Nein, so ist es nicht, keiner weiß davon.“
    „Und das soll ich dir jetzt glauben? Aber ich bin ja doof und gutgläubig. Ich habe dir ja immer alles geglaubt. Deine langen Arbeitsabende und Geschäftsessen, die in Wirklichkeit im Bett mit einer anderen Frau stattgefunden haben!“
    „Nein, Kristin, du musst mir glauben, es ist nur ein Ausrutscher.“
    „Wer ist dieses kleine Flittchen?“ Ihre Stimme hatte sich fast überschlagen.
    Und dann hatte plötzlich Elisa in ihrem rosa Nachthemd in der Tür des Wohnzimmers gestanden. Ihren Stoffhasen fest an sich gedrückt, waren ihr die Tränen über ihr hübsches blasses Gesicht gelaufen. Kristin hatte sich von einer Sekunde auf die nächste wieder im Griff
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