Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
München Manhattan #1

München Manhattan #1

Titel: München Manhattan #1
Autoren: Vanessa Vollmann
Vom Netzwerk:
Kindern. Ihr Handy war auch aus.“ Susanna streicht sich gedankenverloren eine ihrer rotblonden Haarsträhnen aus dem Gesicht.
    Kri stin bemerkt etwas nachdenklich: „Sie ist sowieso in letzter Zeit so merkwürdig. Mir geht es schon seit Wochen so, dass ich das Gefühl habe, irgendwas stimmt nicht mit ihr!“ Sie schüttelt den Kopf, als ob sie dadurch ihre Gedanken sortieren könnte. Was ist eigentlich los? Es ist noch keine Woche her, da schien die Welt noch in Ordnung. Und jetzt … Sie wird von Susanna sanft angestupst .
    „Was trinkst du?“
    Kristin blinzelt kurz in die Sonne und konzentriert sich dann auf die Karte, die ihr von Susanna unter die Nase gehalten wird. Über Nacht war der Regen in Schnee übergegangen. Bis zum Morgen hatte es ohne Pause geschneit, und jetzt endlich war die Sonne rausgekommen.
    Sie haben sich im Café Reitschule direkt am Englischen Garten getroffen. Auch wenn Kristin überhaupt nicht nach schönen Gefühlen zumute ist, so nimmt sie doch ein wenig von der Stimmung in sich auf – das Glitzern der Sonnenstrahlen im Schnee und das Lachen der Kinder, die auf ihren Ponys in der Reithalle Spaß haben. Für einen kurzen Moment kann sie die ganze geschmacklose Geschichte verdrängen – das Bild von Peter mit Blondie im Arm – doch dann schaut sie in Susannas verzweifeltes Gesicht. Man kann ihr die innere Zerrissenheit richtig ansehen. Auf wessen Seite wird sie wohl sein?
    Während Kristin noch darüber nachdenkt, hat ihre Schwägerin schon angefangen sie zu löchern. „Jetzt muss ich doch mal fragen – bitte versteh’ mich nicht falsch, was mein Bruder getan hat, ist einfach unverzeihlich und geht überhaupt nicht – aber ihn gleich verlassen? Ihr seid doch verheiratet – da solltest du ihm doch vielleicht wenigstens die Chance geben, sich zu erklären?“
    Klar, dass jetzt die Schwester in ihr spricht! Zum Kotzen! Wieso sollte ich diesem Mistkerl irgendetwas geben. Er hat alles aufs Spiel gesetzt, unsere Familie, mein Leben, mein Vertrauen, meine Liebe, eben alles.
    Wut steigt in Kristin hoch. Sie versucht sich zu beruhigen. Susanna kann ja eigentlich nichts dafür, dass ihr Bruder so ein Idiot ist.
    Und jetzt sieht sie wieder diese Ähnlichkeit zwischen Susanna und Peter. Beide groß, schlank und dunkelhaarig. Na ja, eigentlich. Susanna hat ihre Haare rotblond gefärbt. Aber die Gesichtszüge sind schon sehr ähnlich. Schmal und doch irgendwie markant. Aber am meisten ähneln sie sich in den Bewegungen und ihrer Mimik.
    „Ich bin gegangen. So einfach ist das. Ich habe es keine Sekunde mehr in seiner Nähe ausgehalten. Er hat ja noch nach ihrem Parfüm gerochen.“ Kristin versucht, ihre Stimme zu kontrollieren, doch es gelingt ihr nicht. „Was bedeute ich ihm denn, bitte? Wenn er unser gemeinsames Leben für eine billige Bettgeschichte aufs Spiel setzt? Warum? Wegen Sex? Findet er mich nicht mehr attraktiv? Warum reiche ich ihm nicht mehr?“ Jetzt kann sie nicht mehr weiter sprechen. Sie verbirgt ihr Gesicht in den Händen und versucht, ihr leises Schluchzen zu unterdrücken.
    „Aber das kann doch alles gar nicht sein … Ich verstehe das nicht. Peter liebt dich doch so. Er trägt dich doch auf Händen. Und du hast dich doch von der ersten Sekunde an in ihn verliebt. Ihr seid doch das Traumpaar …“ Susanna streichelt Kristins Arm.
    Sie möchte noch etwas Schlaues sagen, etwas, das Kristin aufbaut. Aber dann blickt sie in Kristins schönes, verheultes und verzweifeltes Gesicht und entscheidet sich dagegen.
    Nach einer kurzen schweigsamen Pause wagt Susanna dann aber doch noch einen Vorstoß. Sie ist einfach nicht der Typ, der ihre Gedanken für sich behalten kann. „Aber was willst du denn jetzt machen? Was ist denn mit deinem Job in der Galerie? Was ist mit Elisas Schule? Wie lange willst du in München bleiben?“
    „Susanna, bitte! Ich weiß es wirklich nicht. Ich weiß im Moment gar nichts. Meine Mutter bombardiert mich mit diesen Fragen, seitdem ich in München angekommen bin!“, antwortet Kristin.
    „Aber du hast gerade dein ganzes Leben verlassen. Du musst dir überlegen, wie es jetzt weitergeht. Du hast ja auch eine Verantwortung deiner Tochter gegenüber“, sagt Susanna.
    Na super, jetzt redet ihre Schwägerin im Originalton ihrer Mutter. Das kann Kristin jetzt wirklich gar nicht gebrauchen. Susanna scheint sie einfach nicht zu verstehen!
    „Susanna, du hast doch keine Ahnung, wie es in mir aussieht. Du hast keine Ahnung, wie sehr mich dein lieber Bruder
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher