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München Manhattan #1

München Manhattan #1

Titel: München Manhattan #1
Autoren: Vanessa Vollmann
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scharf …“
    Weiter kommt er nicht, denn Susanna schneidet ihm das Wort ab. „Ich habe jetzt wirklich keine Lust mehr, mit dir zu reden … Leg’ dich doch einfach hin.“
    Am liebsten würde sie Robert kräftig durchschütteln. Und Peter auch! Susanna geht ins Wohnzimmer. Unterwegs fängt sie an, die Styropor-Reste aus der Verpackung ihres neuen Flachbildfernsehers aufzuheben. Die sind ja überall. Warum hat er den Kindern erlaubt damit zu spielen? Und warum steht der Karton eigentlich noch im Wohnzimmer? Er hatte doch gestern gesagt, er würde ihn noch in die Garage stellen, damit die Kinder eben nicht das Styropor da raus pflücken.
    Aha. Da liegt ja die Zeitung. Er hat die wohl einmal von vorne bis hinten durchgelesen und dabei die Kinder einfach machen lassen. Und jetzt kann ich es wieder richten. Typisch. Egoist!
    „Mami!“ Tom kommt die Treppe hinunter – Anna im Schlepptau. „ Bürfen wir Fern?“
    Diesen Schnuller muss ich ihm wirklich bald mal abgewöhnen. Man kann ihn ja kaum verstehen!
    Sie schaltet den Kindern eine ‚Kleiner Maulwurf’ DVD ein und zieht die Schiebetür zur Küche hinter sich zu.
    Erstmal einen Kaffee. Oder doch nicht. Sie ist sowieso schon zittrig genug. Vielleicht eine Zigarette? Irgendwo hatte sie doch noch welche versteckt. Ach ja, hinter dem ‚echten’ Kakao, in der hintersten Ecke des obersten Hängeschranks. Umständlich klettert sie hoch und findet die Schachtel. Zwei sind noch drin. Perfekt. Jetzt noch ein Feuerzeug – keins da – egal, dann muss der Toaster herhalten. Sie zieht kräftig und macht die Dunstabzugshaube an. Welch Genuss!
    So, und jetzt wird sie sich ihren Bruder vorknöpfen. Sie greift zum Telefon und tippt die Nummer ein.
    „Peter? Ich bin’s, Susanna. Schläfst du noch? Bist du alleine?“
    „ Äaaahhh … Susanna? Was ist los? Es ist sieben Uhr morgens am Sonntag. Ist was passiert?“
    Jetzt kann Susanna nicht mehr ruhig bleiben. Und sie hatte es sich so vorgenommen. Einmal wollte sie die souveräne und aufgeräumte Schwester sein. Stattdessen schreit si e einmal quer über den Atlantik: „Was passiert ist??? Das möchte ich dich fragen. Stimmt das? Hast du eine Affäre?“ Ihre Stimme überschlägt sich.
    Sie kann hören, wie ihr Bruder nach Luft schnappt. Es folgt eine lange Pause. Dann ein Räuspern. Noch eine Pause. „Ich … Ich habe echt Mist gebaut.“
    „Wieso hast du das getan? Liebst du diese Frau? Wer ist sie? Liebst du Kristin nicht mehr? Sie ist meine beste Freundin, und du hast ihr das Herz gebrochen – und die arme Elisa hat es gesehen. Was für ein Vaterbist du eigentlich?“
    „Du hast Recht, Susanna. Du hast mit allem Recht. Ich bin so ein Arschloch. Ich habe alles kaputt gemacht. Ich habe meine Familie, mein Leben zerstört. Ich will sie nicht verlieren …“ Peter stockt.
    „Worauf wartest du dann noch? Schwing deinen Hintern gefälligst in den nächsten Flieger und hol dir Kristin zurück. Bevor es zu spät ist!“ Jetzt schreit Susanna richtiggehend.
    Da geht die Schiebetür auf und Anna steht mit einem halb vorwurfsvollen, halb ängstlichen Gesichtsausdruck vor ihr. „Kannst du uns den Ton vom Fernseher lauter machen, wir verstehen kein Wort, wenn du so brüllst. Mit wem schimpfst du eigentlich gerade?“
    „Anna, ich komme gleich. Peter, ich muss auflegen. Sag mir einfach, dass das ein kleiner Ausrutscher war, dass du es beendet hast!“
    Nichts. Peter sagt nichts. Und dann sehr zögerlic h: „Das ist nicht so einfach, wie du dir das vorstellst. Ich habe es schon ein paar Mal versucht. Gestern Abend war ich mit ihr essen, um nochmal mit ihr zu reden. Sie akzeptiert einfach nicht, dass es vorbei ist.“
    Anna hat mittlerweile die Fernbedienung gegen den Fernseher geschleudert und Tom hat sich inzwischen eine Packung Gummibärchen aus der Küche geholt und sie auch schon zur Hälfte inhaliert.
    „Peter – ich melde mich später. Hier läuft mir gerade alles aus dem Ruder …“ Susanna legt auf. Was für eine Katastrophe. Aber oben in ihrem Bett liegt die allergrößte …
     
    ***

MANHATTAN. SONNTAG 7 UHR

     
    Er hat seinen Spaß gehabt und dann kalte Füße bekommen. Und jetzt will er mich fallenlassen wie eine heiße Kartoffel. Natürlich hat er das anders ausgedrückt, dieser Feigling.
    Ich wäre eine wunderschöne Frau und mit einem jüngeren, unverheirateten Mann viel besser dran. Ja, das hat er gesagt. Dafür hätte er mich aber doch eigentlich nicht in diesen hippen New Age Japaner aus führen müssen.
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