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München Manhattan #1

München Manhattan #1

Titel: München Manhattan #1
Autoren: Vanessa Vollmann
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gehabt.
    „Elisa, geh wieder ins Bett, es ist alles in Ordnung“, hatte sie gesagt.
    Elisa hatte sich ohne ein Wort umgedreht und war in ihrem Zimmer verschwunden. Kristin war ihr hinterhergeeilt. „Schatz, Mami und Papi streiten gerade, aber wir vertragen uns gleich wieder.“
    Kristin hatte ihre Tochter in die Arme geschlossen und hätte am liebsten mit ihr geweint. Als sie aus dem Kinderzimmer zurückgekehrt war, hatte Peter immer noch an der gleichen Stelle im Wohnzimmer gestanden. Wie ein begossener Pudel!
    „Da siehst du, was du angerichtet hast – du und dein angeblicher Ausrutscher.“ Kristin hatte sich bemüht leise zu sprechen. „Du hast deine Tochter total verstört. Ich muss ihr jetzt die heile Welt vorspielen, damit sie nicht völlig traumatisiert ist. Aber wahrscheinlich ist sie das sowieso schon.“
    Keine Reaktion von Peter. Aber das hatte sie auch nicht erwartet. Sie war jetzt etwas ruhiger geworden. Und mit beherrschter, aber schneidender Stimme hatte sie ihn noch mal gefragt: „Wer ist sie?“
    Schweigen.
    Als sie schon keine Antwort mehr erwartet hatte, hatte er tief ausgeatmet und sehr zögerlich geantwortet: „Eine Kollegin.“
    „Was für eine Kollegin?“ Seine Kollegen hatte sie alle schon mal kennengelernt. Diese Frau hatte sie aber zuvor noch nie gesehen. Ungläubig hatte sie ihn angeschaut.
    Stockend hatte er weiter gesprochen: „Sie ist neu bei uns. Hat vor zwei Monaten erst angefangen.“
    „Du hast mit einer Kollegin ein Verhältnis? Sag mal, spinnst du?“
    „Kristin, es tut mir so leid, ich liebe dich doch. Bitte glaube mir, ich wollte dich nicht verletzen …“
    Und dann hatte sein Handy gepiepst. SMS.
    „Das ist sie doch sicher, oder? Will wissen, wie es die blöde Ehefrau aufgenommen hat!“
    Schweigend hatten sie sich gegenübergestanden. Und dann hatte sein Handy nochmal gepiepst. Peter hatte die Nachricht gelesen. Schweißperlen hatten sich auf seiner Stirn gebildet.
    Und dann hatte Kristin einfach nicht mehr gekonnt.
    „Verschwinde und lass mich in Ruhe!“
    Schluchzend war sie in das Schlafzimmer gestürmt. Wenige Minuten später hatte sie die Wohnungstür ins Schloss fallen hören. Peter war gegangen.
     
    Ein eiskalter Windstoß unterbricht ihre Gedanken. Hier steht sie jetzt also – verfroren und unendlich einsam. Irgendwo in Schwabing. Sie muss mit jemandem reden. Jemand, der ihr wirklich zuhört. Jemand, der sie verstehen kann.
    Sophie. Ihre liebe gute Freundin Sophie! Sie wohnt hier doch gleich um die Ecke. Sie hat selbst eine schreckliche Trennung hinter sich …
     
    ***

DIE LÜGE
    MÜNCHEN. SONNTAG 25 MINUTEN SPÄTER
     
    Eine Station mit der U-Bahn zum Josephsplatz und dann, fünf Minuten später, steht Kristin vor dem schönen prachtvollen Altbau. Sie drückt auf die Klingel.
    Hoffentlich ist Sophie da. Und hoffentlich hat sie nicht gerade Besuch. Nicht nur, dass Sophie eine begnadete Köchin ist, sie hat auch die gemütlichste Wohnküche auf diesem Planeten. Und irgendjemand sitzt da eigentlich immer. Aber bitte nicht heute.
    Durch die Sprechanlage hört sie Gavins Stimme. Die Tür öffnet sich. Oben im vierten Stock angekommen, erwartet er sie. Gavin, Sophies Glücksgriff. Wie immer in abgewetzten Jeans und Schlabberhemd. Und selbstverständlich mit Drei-Tage-Bart. So ganz das Gegenteil von Peter. Herzlich und mitfühlend drückt er ihr einen Kuss auf die Wange. Die Tränen steigen sofort wieder in ihr hoch.
    „Sophie ist in der Küche.“
    Wo auch sonst. Kristin geht durch den langen Flur in Richtung Küche. Ein köstlicher Duft frischgebackener Tarte Flambée weht ihr entgegen. Wie freut sie sich, jetzt hier zu sein.
    Sie öffnet die Tür der Küche. Mehrere Kochbücher liegen aufgeschlagen auf dem Esstisch – dem absoluten Mittelpunkt des Raumes. Kuschelig warm ist es hier drinnen. Sophie steht mit dem Rücken zu ihr und ist gerade damit beschäftigt, ein Backblech aus dem Ofen zu holen.
    „Hallo Sophie.“
    Sophie zuckt zusammen und ihr rutscht beinahe das Backblech aus der Hand. Sie dreht sich um und schaut Kristin an, als ob sie gerade einem Geist begegnet wäre.
    „Störe ich dich?“, fragt Kristin. „Ich hätte doch besser vorher anrufen sollen. Du weißt, das ist ja auch gar nicht meine Art einfach so reinzuplatzen, aber ich weiß einfach nicht mehr weiter. Ich bin so verzweifelt“, stammelt Kristin vor sich hin.
    „Nein, Kristin, du störst doch nicht. Ich dachte nur, es wäre Gavin. Ich habe mit dir gar nicht gerechnet …
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