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Muenchen - eine Stadt in Biographien

Muenchen - eine Stadt in Biographien

Titel: Muenchen - eine Stadt in Biographien
Autoren: Franziska Sperr
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die
Ludwigskirche,
eine dreischiffige Basilika, damals noch weit vor der Stadt, »in den Wiesen, wo man nur den Schafen predigen könne«, wie seine kleingeistigen Gegner tuschelten. Für Engherzigkeit bei der Bewilligung von Mitteln, für Petitessen und Knauserigkeiten hatte er wenig Verständnis, vielmehr kümmerte er sich um die großen Perspektiven, überredete private Bauherren, sich Palais zu leisten, die in sein Stadtbild passten, und er sammelte Geld, auch sein beträchtliches Privatvermögen spielte keine geringe Rolle. Alles für die Verwirklichung eines Traums!
    Was unter seiner Aufsicht fertiggestellt wurde, hatte antike oder klassische Vorbilder: die
Glyptothek
14 ( ▶ C 3 ) , die
Feldherrnhalle, Universität
und
Staatsbibliothek
5 ( ▶ F 2 ) , der Umbau der Residenz, das Ensemble am
Königsplatz
mit den
Propyläen,
die
Alte Pinakothek,
dazu kamen Denkmäler, Monumente und Standbilder, der
Obelisk
am Karolinenplatz, der
Monopteros
im Englischen Garten, die
Bavaria
an der Theresienwiese, deren Guss in der königlichen Erzgießerei eine technische Sensation war.
    Die Bautätigkeit des Königs kurbelte die Wirtschaft an. Tausende von Arbeitern, Handwerkern und Künstlern hatten über Jahrzehnte ihr Auskommen. Die Kehrseite der Medaille war, dass König Ludwig I., der als liberaler Reformer begonnen hatte, sich zunehmend zum reaktionären Despoten entwickelte. Er veranlasste die Wiedereinführung der Zensur, die er anfangs abgeschafft hatte, und entließ jeden Minister, der ihm zu widersprechen wagte. Und, was das Fass zum Überlaufen brachte, er enthob Universitätsprofessoren, die er selbst berufen hatte, ihres Amtes.
    DER KÖNIG DANKT AB – WEGEN EINER FRAU
    Am 9 . Februar 1848 ließ der König sogar die Universität schließen, was das Volk vollends gegen ihn aufbrachte. Die sogenannten Märzforderungen, die ein gerechteres Wahlrecht und die Einführung von Geschworengerichten einklagten, wurden von 10 000  Menschen unterschrieben. Züge bewaffneter Bürger stürmten in Richtung Residenz, die Truppen in München wurden verstärkt. Der Aufruhr der Bürger gegen die Obrigkeit war keine lokale Spezialität mehr, sondern lag überall in der Luft. Es gab Revolten, in Städten wie Berlin oder Wien sogar mit vielen Toten. Am 20 . März trat der König zurück; es heißt, er hätte sonst auf seine Münchner schießen lassen müssen, und das wollte er nicht.
    Vielleicht hatte sich Ludwig nur noch in der Welt seiner Ideen bewegt, vielleicht hatte er die politische Entwicklung in seinem Land nur noch durch einen Filter wahrgenommen. Er war anderweitig beschäftigt, nicht nur als Bauherr und Förderer der Künste, sondern zunehmend als Poet. Dass man hinter vorgehaltener Hand über seine Gedichte spottete, nahm er sicher nicht wahr, er besuchte den Kollegen
Goethe
in Weimar in dichterischer Mission. Zu Hause umgab er sich mit Schmeichlern, die Nähe der inzwischen zahlreich zugezogenen Künstler war ihm eine Wohltat.
    In diese schöngeistig abgehobene Atmosphäre am Hof schlug dann die Ankunft der Sirene Lola Montez wie ein Blitz ein. Sie trafen sich in der Oper, »als der König, salonmachend, bei ihr stehen blieb und in italisierendem Spanisch mit ihr sich unterhielt, waren alle Augen auf sie und ihn gerichtet« . Die völlig ernst gemeinte Anweisung seiner Majestät, die Dame solle alles bekommen, was sie verlange, machte den liebestollen König vollends lächerlich. Auch wollte das Volk nicht mit ansehen, wie die beliebte Königin, die Mutter seiner neun Kinder, durch die Liebessklaverei ihres Gatten desavouiert wurde. Irgendwann, viel zu spät, tauchte er auf aus dem Nebel seiner Verblendung, doch ein Zurück gab es da schon nicht mehr.
    Die Stadt München hat er geprägt wie kein anderer.
    BAYERISCHE STAATSBIBLIOTHEK 5 ▶ F 2
    Ludwigstraße 16 , Maxvorstadt
    ▶ U-Bahn: Universität
    GLYPTOTHEK UND STAATLICHE ANTIKENSAMMLUNG 14 ▶ C 3
    Königsplatz, Maxvorstadt
    www.antike-am-koenigsplatz.mwn.de
    ▶ U-Bahn: Königsplatz
    OKTOBERFEST (THERESIENWIESE) 34 ▶ A 7
    Ludwigsvorstadt
    www.oktoberfest.de
    ▶ U-Bahn: Theresienwiese, Goetheplatz, S-Bahn: Hackerbrücke

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    FRANZ VON LENBACH
    1836 – 1904
    Er kam aus einem kleinen bayerischen Provinzort in die Stadt und wurde dank seines Talents und Ehrgeizes zum Malerfürsten von München. Für sein Erbe ist ihm die Stadt bis heute mehr als dankbar.
    D ie meisten Menschen machen sich in ihrem Leben einen Plan, dann noch einen zweiten – doch, wie
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