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Muenchen - eine Stadt in Biographien

Muenchen - eine Stadt in Biographien

Titel: Muenchen - eine Stadt in Biographien
Autoren: Franziska Sperr
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Französischen Revolution fing man in München an, sumpfige Wiesen zwischen Eisbach und Königinstraße trockenzulegen: Der
Englische Garten
war geboren. Man beauftragte den bekannten Gartenarchitekten
Friedrich
Ludwig von Sckell
damit, Brücken, Straßen und Wege anzulegen, Grotten und Tempel, Pflanzungen aller Art und sogar einen See. Einer der Glanzpunkte war der
Chinesische Turm
7 ( ▶ J 1 ) , mit seinem Biergarten heute immer noch einer der beliebtesten Plätze für Münchner und Touristen, um sich an einem lauen Sommerabend nach oder statt der Arbeit mit einer Maß Bier zu belohnen.
    Auch jetzt nahm sich Rumford immer noch Zeit für Forschung und Experimente: Beim Bohren eines Kanonenrohres im Münchner Zeughaus, heute das
Stadtmuseum
31 ( ▶ E 6 ) , macht er eine bahnbrechende Entdeckung: Wärme sei keine Substanz, sondern entstehe durch Bewegung von Molekülen. Flugs wurde er Ehrenmitglied in der Akademie der kurbayerischen Wissenschaften.
    Bei einem Angriff 1796 der Franzosen und der Österreicher bewies er ein letztes Mal militärisches Geschick. Der Kurfürst hatte ihm das Kommando übertragen und sich dann aus dem Staub gemacht. Rumford ließ die Stadttore schließen, verhandelte, und beide Armeen zogen ab. Eine Sternstunde. Er war der Retter Münchens, der Kurfürst konnte zurückkehren. Der Jubel der Münchner galt ihm allein, was von der Stadtregierung eifersüchtig beäugt wurde. Man fühlte sich zurückgesetzt und setzte alles daran, dass der erfolgreiche, ehrgeizige Graf von Rumford, der den Herren im Magistrat als unnahbar, selbstgefällig, scheinheilig, berechnend und arrogant galt, München schnellstens verließ. Man wollte wieder unter sich sein. Ohne den Amerikaner. Der zog nach Frankreich und starb einsam in Auteuil bei Paris.
    BIERGARTEN AM CHINESISCHEN TURM 7 ▶ J 1
    Englischer Garten 3 , Schwabing
    ▶ U-Bahn: Giselastraße, Bus: Chinesischer Turm, Tram: Tivolistraße
    MÜNCHNER STADTMUSEUM 31 ▶ E 6
    St.-Jakobs-Platz 1 , Altstadt
    www.stadtmuseum-online.de
    ▶ U- und S-Bahn: Marienplatz
    RUMFORD-DENKMAL 26 ▶ H 3
    Hirschanger im Südteil des Englischen Gartens, Zugang über Prinzregenten-/Lerchenfeldstraße, Lehel
    ▶ Tram: Nationalmuseum/Haus der Kunst

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    LUDWIG I. VON BAYERN
    1786 – 1868
    Keiner hat München so geprägt wie dieser König: Er wollte eine unvergleichliche Stadt mit majestätischen Bauten errichten. Das ist ihm gelungen. Auch das Oktoberfest geht auf ihn zurück.
    D er Vesuv bricht aus. Jahrelang schien der Vulkan erloschen, dann plötzlich das Feuer. Wenn ein Mann mit über 60 einem Vertrauten gegenüber so über sich spricht, weiß man, was gemeint ist, egal ob König, Bürger oder Bauer. Geschichten, die das Leben schreibt. Zu allen Zeiten dieselben. Dass der Vulkan – ganz im Gegensatz zu den späteren Darstellungen auf Gemälden oder dem Ludwig-I.-Denkmal am Odeonsplatz – nicht besonders attraktiv wirkt mit seinem linkischen Auftreten, der angeborenen Schwerhörigkeit und der vernarbten Gesichtshaut, zählt nicht, er hat etwas anderes zu bieten: Er ist von höchstem Stande, reich und mächtig.
    Er gewährt einer Künstlerin, die in München aufzutreten wünscht, Audienz. Sie betritt sein Büro, ihm stockt der Atem, und auf seine zudringliche Frage, ob das denn alles echt sei, was sie da unter dem Mieder hätte, greift sie nach der Papierschere auf seinem Schreibtisch, schneidet vom Hals abwärts ihr Kleid auf und führt, ritschratsch, den Beweis durch nackte Tatsachen.
    Schon ahnt auch der Treuherzigste, woher der Wind weht. Die Dame brauchte Geld. Viel Geld. Für aufwendige Reisen, luxuriöse Hotels, kostspielige Garderobe, Zofen und Pferdeknechte, was eben eine, die sich für eine große Künstlerin hielt, so brauchte. Und da sie nicht nur sexy war, sondern auch berechnend und beharrlich, lief erst mal alles wie geschmiert. Mit Einladungen, Schecks und Überweisungen fing es an, als das nicht reichte, musste ein Palais her, schließlich die Änderung des Testaments zu ihren Gunsten und, weil sie immer noch nicht Ruhe gab, ein Adelstitel. Hätte der Vulkan nicht wissen können, dass es oft gerade die letzte Übertreibung ist, die den Anfang vom Ende einläutet?
    König Ludwig I. stolperte und fiel über die Konkubine
Lola Montez,
eine heißblütige spanische Tänzerin, die im wahren Leben Elisabeth Gilbert hieß und aus Irland kam. Der König und die Schöne hatten es auf die Spitze getrieben, diesmal war der Monarch zu weit gegangen oder zu
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