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Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Titel: Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)
Autoren: Edward Kelsey Moore
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nachdem alle möglichen Menschen und Dinge in mein Leben getreten und wieder daraus verschwunden sind, hat sich an dieser einen Tatsache, auch wenn das töricht klingen mag, nicht das Geringste geändert.«
    Sie hielt inne und abgesehen von dem vereinzelten Zwitschern und Krächzen der Vögel war es im Zimmer ganz still. Es gab nicht mehr zu sagen. Sie stieß die Luft aus, von der sie gar nicht bemerkt hatte, sie angehalten zu haben.
    Während sie geredet hatte, hatte Chick den Blick gesenkt und zu Boden gestarrt. Nun ließ er ihre Hände los und rutschte mit dem Stuhl von ihr weg. Als er aufstand und sich von ihr entfernte, sagte sich Barbara Jean, dass es schon okay sei, dass es für sie okay sei. Sie hatte getan, was sie hatte tun müssen, das, worauf Odette bestanden hatte. Wenn es nun damit endete, damit, dass Chick sich von ihr abwandte, dann war das okay. Wenigstens würden sie sich diesmal trennen und hätten die ganze Wahrheit ausgesprochen. Alles, was zählte, war, dass sie nun das Ende dieser Geschichte kannte, so wie Odette es gesagt hatte.
    Barbara Jean hob den Blick von dem leeren Stuhl, den Chick hinterlassen hatte. Er hatte ein paar Schritte von ihr weg gemacht und stand nun neben seinem Schreibtisch. Er befand sich im Gegenlicht der Nachmittagssonne, die durchs Fenster hereinstrahlte und ihn zu einem bloßen Umriss machte. Sie konnte sein Gesicht nicht sehen. Aber sie hörte seine Stimme, fest und ein klein bisschen schief, als er den Mund öffnete und zu singen anfing.
    » My baby love to rock, my baby love to roll. What she do to me just soothe my soul. Ye-ye-yes, my baby love me … « Er sang immer lauter, ließ seine Hüften kreisen und drehte sich immer weiter herum, bis er mit seinem schmalen Hintern in ihre Richtung wackelte.
    Sie hörte, wie sie einen Schrei ausstieß, den sie viel zu lange zurückgehalten hatte. Sie applaudierte, bis ihr die Hände wehtaten, als Ray Carlson, der König der hübschen weißen Jungs, sich in der Sonne wiegte und den Blues für sie tanzte.

37
    Als Richmond mich zum Haus meiner Eltern in Leaning Tree gebracht hatte, klammerte ich mich nur noch an einen lumpigen Fetzen der Welt der Lebenden. Ich hatte all die mir noch verbleibende Energie darauf verwendet, Richmond zu erklären, was er für mich tun sollte. Und während fast der gesamten Fahrt vom Krankenhaus hatte ich matt den Kopf ans Autofenster gelehnt und die Landschaft beobachtet, die draußen vorbeizog.
    Während dieser kurzen Fahrt stellte ich mir die ganze Zeit James vor und wie er reagieren würde, wenn er herausfände, dass ich bei der ersten Gelegenheit, die sich bot, ausgebüchst war. Zuerst wäre er sicher ziemlich wütend. Er würde Richmond fragen, warum er mir geholfen habe, so etwas Dummes zu tun, und Richmond würde mit seinen breiten Schultern zucken und sagen: »Sie hat mir gesagt, dass ich das tun soll.« James würde fluchen, seinem Freund vielleicht sogar eine oder zwei mitgeben. Aber er würde darüber nachdenken und Richmond schließlich verzeihen.
    Ich hatte James nicht direkt angelogen. Ich hatte ihm bloß versprochen, dass er mich nicht tot vorfinden würde, wenn er zurück ins Krankenhaus käme. Und das war ja die Wahrheit. Er würde eine Weile wütend auf mich sein, aber dann würde er sich selbst eingestehen, dass ich sowieso einen Weg gefunden hätte, das zu tun, was ich wollte. Dann würde er auch einsehen, dass er selbst sich nicht dazu hätte durchringen können, mir dabei zu helfen. Ja, James würde Verständnis dafür haben, was ich getan hatte. Er wäre nicht fünfunddreißig Jahre lang mit mir verheiratet gewesen, wenn er nicht gelernt hätte, die Dinge so zu akzeptieren, wie sie nun mal waren. Vielleicht würde er eines Tages sogar darüber lachen oder es in eine lustige Anekdote verpacken, mit der er die Enkelkinder unterhalten würde, wenn sie einmal größer wären. »Hey, hab ich euch eigentlich schon von dem letzten verrückten Einfall von Oma Odette erzählt?«
    Richmond half mir aus dem Auto und in den Rollstuhl, den wir uns vom Krankenhaus ausgeborgt hatten. Als er mich gerade hinters Haus schob, lief uns mein Vater über den Weg. Papa blickte von dem fahrbaren Rasenmäher aus den 1960er Jahren auf, an dem er gerade herumbastelte. Als er mich sah, lächelte er. Dann wischte er sich die Hände an einem ölverschmierten roten Lumpen ab und winkte mir zu.
    Richmond und ich holperten über den gepflasterten Weg, der zur Gartenlaube führte. Die gute Clarice hatte sich
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