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Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Titel: Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)
Autoren: Edward Kelsey Moore
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Donutschachtel zwischen Veronica und Sharon zu beenden. Barbara Jean spielte das Kindermädchen für Miss Minnie. Die restlichen Schaulustigen waren damit beschäftigt, darüber zu tratschen, was sie gerade gesehen hatten, und fingen schon jetzt mit den Ausschmückungen an. Also entfernte ich mich von dem Tumult und ging mit Mama die Straße hinunter.
    Ich hatte meine Mutter noch um das Krankenhaus herumschwirren gesehen, nachdem ich die Intensivstation verlassen hatte, und bevor ich nach Hause gehen konnte. Und später hatte ich gesehen, wie sie durch meinen Garten hinterm Haus schlenderte und angesichts des Zustandes meiner Blumen ein finsteres Gesicht machte. Aber seit dem Tag in Leaning Tree, als ich dachte, ich würde mich zu ihr ins Jenseits gesellen, hatten wir nicht mehr miteinander gesprochen.
    »Du siehst gut aus«, sagte Mama.
    »Danke. Ich fühle mich auch ganz gut, wenn man mein Alter und die Krebserkrankung bedenkt.«
    »Allzu lange musst du dich wohl nicht mehr mit dem Krebs rumschlagen«, sagte sie. »Ich hab das Gefühl, dass du das bald hinter dir lässt.«
    »Nichts für ungut, Mama, aber ich denke, ich höre nicht mehr auf irgendwelche Prophezeiungen darüber, ob ich gesund werde oder nicht.«
    Mama schaute betroffen drein. »Es tut mir so leid«, sagte sie. »Glaub mir, ich habe Eleanor ordentlich die Meinung gegeigt, weil sie dich so in die Irre geführt hat. Sie schwört hoch und heilig, dass es kein Streich war. Und ich tendiere dazu, ihr zu glauben. Es hat ihr Selbstvertrauen sehr erschüttert, dass sie sich bei dir getäuscht hat. Es nimmt sie ziemlich mit.« Dann flüsterte Mama noch: »Seither säuft sie wie ein Loch.«
    »Sag ihr, dass ich ihr nicht böse bin«, erwiderte ich. »Wenn es etwas gibt, weswegen ich jemandem nicht allzu böse bin, dann, wenn er sich damit täuscht, dass ich sterben werde.«
    Da tauchte Mrs Roosevelt neben Mama auf, als habe sie bloß darauf gewartet, dass ihr alles vergeben wurde. Sie schenkte mir ein breites Grinsen, bei dem ihre vorstehenden Zähne zum Vorschein kamen, und winkte mir schüchtern.
    Ich nickte ihr zu, und wir schlenderten weiter.
    An der Straßenecke drehten wir um und gingen wieder zurück. Als wir ungefähr auf halbem Wege zu Minnies Haus waren, sah ich einen Krankenwagen an der Bordsteinkante halten. Ich beobachtete, wie die Sanitäter sich nun um Minnie kümmerten und Barbara Jean zurück ins All-You-Can-Eat ging, weil sie nicht mehr gebraucht wurde. Veronica stieg mit Sharon im Schlepptau wieder in ihren Lexus, und auch Clarice ging über die Straße zurück zum Restaurant.
    Ich sagte zu Mama: »Am Dienstag habe ich meine letzte Chemo – das heißt, ich hoffe, es ist meine letzte.«
    »Wunderbar«, meinte Mama. »Das sollten wir feiern. Ich werde alle zusammentrommeln – deinen Vater, Big Earl, Thelma, Eleanor und vielleicht sogar deine Tante Marjorie.«
    »Wie wäre es, wenn nur du und Papa kommen würdet?«, schlug ich vor. »Ich würde es von jetzt an lieber ein bisschen ruhiger angehen.«
    »Du hast recht. Das wäre bestimmt schöner.« Ihre Stimme wurde so leise, dass ich sie kaum verstehen konnte, als sie hinzufügte: »Du kannst deine Tante Marjorie ohnehin nicht auf eine Feier mit der da einladen.« Sie deutete auf Mrs Roosevelt, die neben Mama hertorkelte und aus einem silbernen Flachmann nippte, der mit dem Präsidentensiegel verziert war. »Steck die beiden in einen Raum, und sie machen den ganzen Abend Armdrücken und Trinkspiele.«
    Als wir näherkamen, schnallten die Sanitäter Miss Minnie gerade auf eine Bahre. Die Hitze hatte die Schaulustigen vertrieben. Jetzt war nur noch Little Earl übrig. Als man Minnie über den Rasen schob, instruierte sie ihren Stiefsohn: »Sag ihnen, dass ich eine Nahtoderfahrung hatte, als ich am Boden aufschlug. Und sag ihnen auch, dass das als Erfüllung meiner Prophezeiung gilt.« Ich winkte Minnie noch einmal zu, als die Türen des Krankenwagens zugingen. Little Earl eilte zu seinem Wagen, um seine Stiefmutter ins Krankenhaus zu begleiten.
    Nun da die ganze Aufregung vorüber war, spürte ich, wie die Sonne auf meiner Haut brannte. »Ich muss langsam aus dieser Hitze«, sagte ich zu Mama.
    »Dann bis Dienstag«, meinte Mama.
    »Bis Dienstag.«
    Dann trennten sich unsere Wege. Mama und Eleanor Roosevelt gingen zu der Schaukel, die auf der Veranda der McIntyres stand, und ich ging über die Straße zu meinen Freunden zurück.
    Durch das Fenster sah ich, wie Barbara Jean und Clarice die Köpfe
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