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Mrs Murphy 05: Herz-Dame sticht

Mrs Murphy 05: Herz-Dame sticht

Titel: Mrs Murphy 05: Herz-Dame sticht
Autoren: Rita Mae Brown
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Bekannten nahmen ihre Arbeit mit nach Hause, rieben sich auf, schufteten bis spät in die Nacht. Harry schloss die Tür des kleinen Postgebäudes auf der Hauptstraße von Crozet ab, fuhr nach Hause und vergaß die Arbeit bis zum nächsten Morgen. Wenn sie sich aufrieb, dann für ihre Farm am Fuß des Yellow Mountain oder wegen eines Problems mit einem Freund oder einer Freundin. Oft wurde ihr mangelnder Ehrgeiz vorgehalten, und sie gab ihren Kritikern ohne Weiteres recht. Ihre Kommilitoninnen vom Smith College, die soeben anfingen, in New York, Boston, Richmond und weit entfernten Städten im Mittelwesten und Westen die Karriereleiter zu erklimmen, erinnerten sie daran, dass sie beim Schulabschluss zu den oberen zehn Prozent ihrer Klasse gehört hatte. Sie fanden, dass sie ihr Leben vergeudete. Sie fand, dass sie ihr Leben von innen heraus lebte. Es war ein erfülltes Leben. Sie legte einen anderen Maßstab an als ihre ehemaligen Kommilitoninnen.
    Sie besaß etwas, was sie nicht hatten: Zeit. Natürlich besaßen sie etwas, was sie nicht hatte: Geld. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie man beides haben konnte. Doch, Marilyn »Mim« Sanburne hatte beides, aber sie hatte so viel Geld geerbt, dass sie mehr besaß als Gott. Man musste Mim zugutehalten, dass sie klug damit umging, oft, um anderen zu helfen, doch um in den Genuss ihrer Großzügigkeit zu gelangen, musste man ihre Überheblichkeit ertragen. Little Marilyn, in Harrys Alter, die im Schatten ihrer Mutter glimmte, hatte genug von guten Werken. Eine glühende Romanze würde Vorrang vor guten Taten haben, doch Little Mim, seit einiger Zeit geschieden, konnte den Richtigen nicht finden, oder vielmehr, ihre Mutter konnte den Richtigen nicht finden.
    Harrys Lippen kräuselten sich. Sie hatte den Richtigen gefunden, der sich in den Falschen verwandelt hatte und nun wieder der Richtige werden wollte. Sie hatte Fair gern, wusste aber nicht, ob sie ihn jemals wieder würde lieben können.
    Ein Donnern verkündete ihr, dass der Bledsoe/Butler Cup – 1600 Meter auf dem Gelände, 1000 Dollar für den Sieger – begonnen hatte. Sosehr sie versucht war, zur Geländestrecke zu laufen und zuzuschauen, wusste sie doch, dass sie an Ort und Stelle bleiben musste.
    »Tucker, ich hab mit offenen Augen geträumt, von der Ehe, von Männern« – sie seufzte –, »von Exgatten. Die Zeit ist mit mir davongaloppiert.«
    Tucker spitzte die großen Ohren. »Fair liebt dich immer noch. Du könntest ihn noch mal ganz von vorne heiraten.«
    Harry sah in die hellbraunen Augen. »Manchmal kommst du mir fast menschlich vor – als würdest du genau verstehen, was ich sage.«
    »Manchmal kommst du mir fast hündisch vor.« Tucker erwiderte ihren Blick. »Aber du hast keinen Riecher, Harry.«
    Harry lachte. »Bellst du mich an?«
    »Ich sage dir, hör auf, so mit dem Kopf zu leben, das sage ich, jawohl. Warum du denkst, ich belle, ist mir unbegreiflich. Ich verstehe, was du sagst.«
    Harry umarmte den stämmigen Hund und küsste das weiche Fell auf seinem Kopf. »Du bist wirklich ein ganz, ganz lieber Hund.«
    Sie hörte den Rennbahnsprecher die Jockeys für das zweite Rennen aufrufen, die erste Abteilung des Marion duPont Scott Montpelier Cup, dotiert mit 10.000 Dollar, 3500 Meter über Besen für sieglose Pferde von drei Jahren aufwärts. Sie sah die Menschen über den Hügel laufen. Viele Rennbegeisterte, vor allem die Kenner, wollten weg von der Masse und die Pferde beobachten.
    Ein nagelneuer Landrover, dessen mitternachtsblauer Lack im Novemberlicht schimmerte, fuhr am Rand der Bahn. Harry konnte sich nicht vorstellen, wie jemand ein so teures Fahrzeug kaufen konnte. Sie sparte eisern, um den 78er Ford-Transporter zu ersetzen, der trotz seines Alters noch munter tuckerte.
    Dr. Larry Johnson steckte den Kopf aus dem Beifahrerfenster des Landrover. »Alles klar?«
    Harry salutierte. »Ja, Sir.«
    »Hallo, Tucker«, sagte Larry zu dem treuäugigen Hund. – »Hi, Doc.«
    »Wir haben ungefähr zehn Minuten.« Larry wandte sich Jim Sanburne zu, Mims Ehemann und Bürgermeister von Crozet, der am Steuer saß. »Nicht, Jim?«
    »Könnte hinkommen.« Jim lehnte sich zum Beifahrerfenster hinüber, seine massige Gestalt verdeckte das Licht von der Fahrerseite. »Harry, Sie wissen, dass Charles Valiant und Mickey Townsend sich zanken wie Katze und Hund, also achten Sie gut auf die Rennen, für die beide Nennungen haben.«
    »Worum geht’s?« Harry hatte nichts von dem Streit gehört.
    »Keine
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