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Mr. Peregrines Geheimnis: Roman (German Edition)

Mr. Peregrines Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Mr. Peregrines Geheimnis: Roman (German Edition)
Autoren: A.J. Hartley
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Das Geschäft mochte zwar so aussehen, als ob es nicht in dieses Einkaufszentrum gehörte, aber seine Waren waren nicht billig! Nichts von den Dingen im Fenster war für unter tausend Dollar zu haben – und selbst für eine solche Summe gab es allenfalls einen altmodischen Handspiegel, der kaum größer war als das Klappteil, das seine Tante in ihrer Handtasche mit sich herumtrug. Neben dem Handspiegel lehnte ein etwas größerer, dem eine Ecke fehlte, aber laut der Spinnenschrift auf dem vergilbten Preisschild sollte er dennoch 4600 Dollar kosten.
    Das soll ja wohl ein Witz sein, dachte Darwen. Kein Wunder, dass es hier so verlassen aussieht.
    Aber er musste mehr über dieses Vogelwesen herausfinden. Er konnte nicht anders. Also drückte er die abgenutzte Klinke hinunter, und während ein kleines Glöckchen läutete, öffnete sich die Tür.

K A P I T E L 2

    Es war nichts besonders Auffälliges an Darwen Sebastian Arkwright, und von daher war schwer zu sagen, wieso er trotzdem so oft auffiel, auch wenn er keine seltsamen, geflügelten Kreaturen jagte. Eigentlich war alles an ihm durch und durch gewöhnlich.
    Nun ja, beinahe jedenfalls. Zumindest dort, wo er herkam, wäre er ein ganz gewöhnlicher Junge gewesen, aber zu seinem Kummer lebte er ja nicht mehr dort. Darwen stammte aus einer Stadt im Nordwesten Englands, einer Stadt mit kleinen, eng aneinandergedrängten Häusern und leer stehenden Fabriken mit hohen, schwarzen Schornsteinen. Er hatte eine schwarze Mutter und einen weißen Vater, und Darwen selbst war irgendetwas in der Mitte. Seine Haut hatte die Farbe von poliertem Eichenholz, sein Haar war kurz und lag eng an seinem Kopf, und seine Augen waren beinahe nussbraun, aber hell, mit einem goldenen Rand. Er war elf Jahre alt und sprach mit nordenglischem Akzent. In London war er noch nie gewesen.
    Bis vor drei Wochen war er überhaupt noch nicht viel herumgekommen.
    Aber nun lebte er in Amerika, in Atlanta im Bundesstaat Georgia, in einer Wohnung bei seiner Tante Honoria, und er konnte nicht sagen, wer diese neue Situation schwieriger fand. An die ausufernde Stadt mit ihren unglaublich breiten Highways und unglaublich hohen Bürohochhäusern gewöhnte er sich allmählich, aber damit zurechtzukommen, dass er bei seiner Tante wohnte, fiel ihm wesentlich schwerer.
    Honoria Vanderstay war die Schwester seiner Mutter. Sie war hochgewachsen und schlank, und ihr Mund war so dünn, als hätte man ihn mit einem Bleistift in ihr Gesicht gemalt. Sie trug schwarze Hosenanzüge – sogar am Wochenende – und hatte »für Notfälle« stets ihre Aktentasche und ihren Blackberry parat. Alle paar Minuten sah sie auf die Uhr, als fürchte sie ständig, einen Bus zu verpassen, und selbst in der Wohnung ging sie stets mit schnellem, entschlossenem Schritt, wobei sie die Arme wie ein Soldat bei einer Parade hin und her schwenkte.
    Sie war stellvertretende Geschäftsführerin eines größeren Finanzunternehmens und hatte Darwen einmal gesagt, sie sei dort für Portfoliostreuung und Risikomanagement verantwortlich. Das waren ihre Lieblingsthemen. Darwen verstand allerdings überhaupt nichts davon. Nachdem sie einmal eine halbe Stunde lang von ihrer Arbeit erzählt hatte, war er zögernd zu dem Schluss gekommen: »Also arbeitest du in einer Bank.« Daraufhin hatte sie ihn angeguckt, als sei sie ein Computer, dessen Benutzer gerade versucht hatte, das offene Disc-Fach als Getränkehalter zu missbrauchen.
    Sie verbrachte sehr viel Zeit im Büro, aber sie hatte ihm versichert, dass dies kein Problem sein würde, vor allem nicht mehr nach dem morgigen Tag, da dann für ihn die Schule anfing.
    »Und außerdem gibt es eine Menge wunderbarer Babysitter in Atlanta«, hatte sie hinzugefügt.
    Das mochte ja vielleicht sein. Unglücklicherweise war das Mädchen, das Darwen abbekommen hatte, alles andere als wunderbar. Sie hieß Eileen und war eine dürre Siebzehnjährige, die sich offenbar allein dadurch für ihren Job qualifiziert hatte, dass sie alt genug zum Autofahren war. Sie mochte Kinder nicht besonders, wie sie Darwen gleich erklärt hatte, als sie zum ersten Mal miteinander allein waren, und daher solle er selbst zusehen, dass er sich beschäftigte, wenn sie auf ihn aufpassen musste. Sie hätte schließlich Wichtigeres zu tun.
    Wie sich bald herausstellte, bestanden diese wichtigen Dinge vor allem darin, vor dem Fernseher zu sitzen und zu telefonieren. Manchmal gönnte sie sich auch eine kleine Pause und ging einkaufen, meistens
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