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Mr. Peregrines Geheimnis: Roman (German Edition)

Mr. Peregrines Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Mr. Peregrines Geheimnis: Roman (German Edition)
Autoren: A.J. Hartley
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zu erspähen, und bekam große Augen.
    »Das ist eine Schule?«, fragte er und musste unwillkürlich an die schäbigen kleinen Klassenzimmer denken, in denen er in England Unterricht gehabt hatte. »Das sieht ja aus wie das Parlamentsgebäude!«
    »Das ist wohl wahr«, sagte seine Tante und klang zufrieden.
    Darwen rutschte tiefer in seinen Sitz.
    Im Einkaufszentrum führte ihn seine Tante zu Sanderson’s, einem Spezialgeschäft für Kinderkleidung, beziehungsweise, wie das Schild über der Tür verkündete, einem »Ausstatter für anspruchsvolle junge Damen und Herren«. Im Laden waren ein paar Mädchen mit ihren Eltern, aber sie sahen so perfekt aus wie Schaufensterpuppen, und Darwen mied ihre Blicke. Dann wurde bei ihm unter viel Zupfen und Stupsen Maß genommen, während seine Tante die grünen Blazer mit dem goldenen Hillside-Wappen betrachtete und sich mit den Verkäuferinnen in bewunderndem Ton darüber austauschte, was das für eine großartige Schule war, die schon jede Menge erfolgreicher Industriemagnaten und Manager hervorgebracht hatte. Darwen war sich nicht ganz sicher, ob er sich etwas unter diesen Begriffen vorstellen konnte, aber irgendwie hörten sie sich unangenehm an.
    Er drehte sich, wenn man es ihm sagte, hob die Arme und stellte sich gerade hin, während er sein ausdrucksloses Gesicht in einem der Spiegel in der Ankleide betrachtete.
    »Die Uniform wird morgen fertig sein«, erklärte die Verkäuferin schließlich und lächelte, als würde sie ihm gerade einen Pokal überreichen. »Also musst du noch einen ganzen Tag darauf warten. Meinst du, du schaffst das?«
    Kein Problem, dachte Darwen.
    Als sie fertig waren, fragte seine Tante, ob es ihm etwas ausmachen würde, wenn sie selbst noch eine Stunde einkaufen ginge, »wo wir ja schon einmal hier sind«. Und da sein kleines, einsames Zimmer auf Darwen keine besonders große Anziehungskraft ausübte, war er sofort einverstanden.
    »Hol dir doch ein Eis, während du auf mich wartest«, schlug sie vor, steckte ihm einen Fünf-Dollar-Schein zu und fuhr ihm durchs Haar, als sei er fünf Jahre alt.
    Darwen schlenderte etwa zehn Minuten lang durch die Passagen und sah sich Dinge an, die er sich nicht leisten konnte und sowieso nicht haben wollte, bis er sich ein Plätzchen suchte, wo er sich hinsetzen und warten konnte, während er die vorübergehenden Leute betrachtete. Viele von ihnen waren schwarz – oder vielmehr Afro-Amerikaner, wie seine Tante ihm eingebläut hatte.
    Eigentlich hätte das bewirken können, dass er sich wohler fühlte, aber je mehr ihn die Leute ansahen, desto mehr fühlte er sich daran erinnert, dass er anders war. Niemand sprach so wie er. Viele trugen T-Shirts von Sportmannschaften, von denen er bis vor ein paar Wochen noch nie etwas gehört hatte – von den Hawks, den Braves, den Falcons. Mannschaften aus Atlanta.
    Er saß da und fragte sich, ob er sich in einer Woche noch an die Namen aller Spieler von Manchester United und den Blackburn Rovers würde erinnern können. Und er fragte sich, ob er sich je würde merken können, was die Falcons überhaupt spielten, als er zur Glaskuppel des Einkaufszentrums emporsah …
    Und dann hatte er den Vogel entdeckt und jenes Wesen, das ihn nur wenig später verspeist hatte. Dann war er durch das Einkaufszentrum gelaufen, hatte Leute umgerannt und war vor der Polizei abgehauen.
    So hatte das alles angefangen.
    Aber daran dachte Darwen jetzt nicht, als er auf der Schwelle des alten Spiegelgeschäfts stand. Er trat ein, schloss die Tür und sah sich vorsichtig um.
    Das Innere des Ladens entsprach dem Äußeren. Es war verstaubt und vollgestopft, wirkte dabei aber weniger antiquarisch als vielmehr uralt und ungepflegt. Dünne Trennwände, an denen alte Spiegel hingen, teilten den Raum in schmale Gänge, die kaum mehr als schulterbreit waren. In der Mitte des Raums befand sich ein hoher Ladentisch mit einer großen, uralten Registrierkasse. Von einem Verkäufer oder der geflügelten Kreatur war nichts zu sehen.
    Darwen merkte, dass er unbewusst die Luft angehalten hatte, und atmete aus. Dann trat er vorsichtig in einen der schmalen Gänge und betrachtete die Spiegel. Einige waren viereckig, andere rund oder oval, und wieder andere hatten Formen, die er nicht beschreiben konnte. Manche waren nicht größer als seine Faust, andere über einen Meter breit oder lang. Darwen konnte kein System in ihrer Anordnung entdecken; es schien ihm vielmehr, als seien sie hier vergessen worden, und trotz
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