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Mr. K: Thriller (German Edition)

Mr. K: Thriller (German Edition)

Titel: Mr. K: Thriller (German Edition)
Autoren: J.A. Konrath
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wischen. Er konnte nämlich nur noch verschwommen sehen. »Schieß los.«
    Jack starrte erneut in die Kamera.
»Schau nicht zu, wenn ich sterbe.«
    »Jack …«
    »Bitte. Das Ganze wird für mich nur noch schlimmer, wenn ich weiß, dass du zuguckst. Versprich es mir.«
    Phin musste seinen ganzen Mut zusammennehmen, um sie anlügen zu können. »Ich verspreche es dir, Jack. Wir werden nicht zusehen. Ich liebe dich.«
    »Ich dich …«
    Dalton nahm ihr das iPhone weg und hielt es an sein Ohr.
»Das war rührend, wirklich. Aber jetzt möchte ich den Herrschaften einen Vorschlag machen. Ich möchte, dass Sie hunderttausend Dollar auf mein Konto überweisen.«
    Phin fasste wieder neuen Mut. Bedeutete dies, dass der Kerl sie womöglich am Leben ließ?
    »Hundert Riesen und Sie lassen Jack laufen?«, fragte Herb.
    »Fragen Sie nicht so blöd. Jack wird heute sterben. Ich hatte eigentlich vorgehabt, ihr die Arme und Beine zu brechen, das Kind aus ihrem Leib zu reißen, sie auf dem Rad zu drehen und ihr die Eingeweide ganz langsam herauszuziehen.«
Dalton blickte in die Kamera.
»Aber wenn Sie mir das Geld überweisen, werde ich gnädig sein und ihr auf der Stelle eine Kugel in den Kopf jagen.«

Einundzwanzig Jahre vorher
17. August 1989
    Das Motorola-DynaTAC-Mobiltelefon war ein teures Gerät auf dem neuesten Stand der Technik. Es wog fast ein Kilo und sah aus wie ein Ziegelstein.
    Es traf auch mit der Wucht eines Ziegelsteins, als ich damit Victor Brotsky in dem Augenblick, in dem er den Holzrahmen samt Matratze vom Bettgestell herunterzerrte und mich packen wollte, an die Stirn schlug.
    Der fette Psychopath sank auf die Knie und blickte benommen drein. Blut spritzte aus der Wunde an seinem Kopf. Ich hatte ihn an derselben Stelle getroffen wie zuvor mit dem Deckel des Toiletten-Spülkastens. Ich dachte mir, alle guten Dinge sind drei, und zog ihm gleich noch mal eins über.
    Das Mobiltelefon hielt erstaunlich viel aus. Brotsky dagegen weniger. Seine Augenlider flatterten und er fiel vornüber und begrub mich unter seinem Elefantengewicht.
    Der plötzliche Druck, der auf meinem Bein lastete, ließ mich fast ohnmächtig werden. Ich stemmte mich mit aller Kraft gegen ihn, bis er schließlich von mir herunterrollte und auf die Seite fiel. Dann kroch ich unter dem eisernen Bettgestell hervor. Meine Waffe sah ich immer noch nicht und der Bettrahmen und die Matratze nahmen jetzt einen großen Teil des Schlafzimmerbodens ein. Aber wenigstens fand ich ein paar Gegenstände aus meiner Handtasche, darunter meine Polizei-Handschellen.
    Ich starrte auf Brotsky, der inzwischen zu schnarchen begonnenhatte. Am besten wäre es, wenn ich ihm die Handschellen anlegte. Aber sämtliche Instinkte rieten mir: Nichts wie weg hier! Es war eine typische Szene, wie man sie aus schlechten Horrorfilmen kennt: Der Psychopath liegt bewusstlos am Boden, und die Hauptfigur rennt davon, anstatt ihm den Garaus zu machen.
    Aber Brotsky zu töten kam für mich nicht infrage. Ich war Polizistin und hatte Respekt vor dem Gesetz, und zwar in jeder Hinsicht. Viele Polizisten, die schon einige Jahre auf dem Buckel hatten, neigten dazu, sich im Dienst über Vorschriften und Regeln hinwegzusetzen. So weit wollte ich es nie kommen lassen. Ganz abgesehen davon wusste ich, dass ich niemals einen wehrlosen, unbewaffneten Menschen töten könnte – Polizistin hin oder her.
    Aber ihm Handschellen anlegen? Das wäre in dieser Situation das einzig Richtige.
    Jetzt musste ich mich nur noch trauen, dies auch zu tun.
    Mark Twain hat einmal gesagt, dass wahrer Mut nicht Furchtlosigkeit ist, sondern die Fähigkeit, zu handeln, auch wenn man Angst hat. Angst hatte ich in diesem Augenblick genug. Angst, Schmerzen, Erschöpfung, Abscheu – all diese Emotionen und noch viele andere lasteten auf mir. Und keine davon war angenehm.
    Jetzt hatte ich also die Chance, Mut zu zeigen.
    Ich hielt die Handschellen fest umklammert wie einen Talisman und kroch zu Victor Brotsky zurück. Je näher ich ihm kam, desto mehr musste ich an ein anderes Horrorfilm-Klischee denken, nämlich jenes, wo der Killer plötzlich die Augen aufreißt und das Opfer packt.
    Als ich es endlich bis zu Brotsky geschafft hatte, brachte ich es nicht fertig, ihn an den Handgelenken zu packen – obwohl ich mir alle Mühe dazu gab. Die Vorstellung, sein nackter Körper könnte mich ein zweites Mal unter sich begraben, ließ Übelkeit in mir aufsteigen. Meine Hände zitterten so sehr, dass die Handschellen
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