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Mr. Fire und ich (Band 8)

Mr. Fire und ich (Band 8)

Titel: Mr. Fire und ich (Band 8)
Autoren: Lucy Jones
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Meinung dazu sagen?“, fragt mich Hugo.
    Ich nicke.
    „Ich glaube, dass du dich bei Daniel täuschst.“
    Ich sehe ihn mit großen Augen an. Ich weiß nicht, welche Antwort ich von einem Unbekannten erwartet habe, aber sicher nicht diese.
    „Wie soll ich mich getäuscht haben? Ich sag dir doch, ich habe sie gesehen!“
    „Was hast du denn genau gesehen? Zwei Personen, die zusammen zu Mittag essen, zwei Fachleute, die im selben Bereich arbeiten. So etwas kommt sehr oft vor“, bemerkt er mit einem Lächeln.
    „Aber es ist schon ein starkes Stück, oder nicht? Vor allem, wenn sie noch zwei Tage zuvor vor den Fotografen posiert haben …“
    „Sie waren bei derselben Spendengala, nach dem, was du mir erzählt hast. Die Verantwortlichen haben sich bestimmt die Hände gerieben. Zwei namhafte Juwelierunternehmen, die beide eine Geldquelle für sie sind: Was für ein Glücksfall!“
    Ich runzle die Stirn. Sein Gedankengang macht durchaus Sinn …

    „Weißt du, was deine Freundin gemeint hat, als sie von Daniels Schwester erzählt hat?“
    Ich brauche ein paar Sekunden, um zu begreifen, dass er Sarahs lächerliche Unterstellung meint: dass Agathe mich zu Daniel und Clothilde geführt haben soll.
    „Ach das … Ich glaube, sie hatte getrunken.“
    „Vielleicht … oder auch nicht. Kennst du Daniels Schwester gut?“
    Ich überlege einen Moment. Wer kennt Agathe Wietermann schon so richtig? Sie geht auf die Vierzig zu und hat sich jahrelang hinter einer Mauer des Schweigens verschanzt. Agathe ist genauso brillant wie Daniel und hat vor allem eine überempfindliche Künstlernatur. Der Tod ihres Bruders Jérémie, der nach der Geiselnahme den Schüssen der Polizei zum Opfer fiel, ist ihr zweifellos nahegegangen. Allerdings hat sie sich in den Wochen, die ich in Sterenn Park verbracht habe, nichts davon anmerken lassen. Man kann schwer behaupten, jemanden zu kennen, der in seiner eigenen Welt lebt …
    „Ich denke schon …“
    „Vertraust du ihr?“
    „Eigentlich schon …“
    Hugo holt sich ein Bier aus dem Kühlschrank und bietet mir auch eines an. Ich winke ab, während er fortfährt:
    „Ich kann mir vorstellen, wie durcheinander du warst, als du die beiden im Restaurant gesehen hast.“
    Das ist gelinde ausgedrückt: Ich war außer mir!
    „Aber haben sie denn zum Beispiel Händchen gehalten?“
    „Nein“, erwidere ich irritiert. „Aber das heißt nichts. Daniel ist in der Öffentlichkeit eher zurückhaltend.“
    „Wahrscheinlich … Aber er hat dir doch gesagt, dass er dich liebt, nicht wahr?“
    Ich sehe Hugo verblüfft an.
    „Woher weißt du das?“, frage ich schroff.
    „Ich … Ich frage nur …“, erwidert Hugo und errötet von Neuem.
    „Nun ja, es stimmt, das hat er mir gesagt. Nachdem er fast gestorben wäre.“
    Diesmal merke ich genau, dass Hugo kein Wort von dem verstanden hat, was ich gerade gesagt habe. Ich erzähle ihm kurz von der Geiselnahme, den Schüssen und dem Tod von Daniels Bruder …

    Zugegeben, das ist alles vollkommen verrückt …
    Ich halte kurz inne, bevor ich schließe:
    „Er war durcheinander. Kann man unter solchen Umständen ehrlich sein?“
    Damals habe ich keine Sekunde an Daniels Gefühlen gezweifelt, aber nun bin ich mir nicht mehr so sicher.
    „Natürlich kann man das!“, versetzt Hugo. „Wenn ein Mann nicht ehrlich ist, nachdem er gerade knapp dem Tod entronnen ist, wann soll er es dann sein?“
    Gute Frage …
    Meine Unsicherheit steht mir sicherlich ins Gesicht geschrieben. Trotzdem redet Hugo weiter auf mich ein:
    „Wenn ich jemandem sage, dass ich ihn liebe, dann tue ich das sicherlich nicht, um mich gleich darauf ohne Grund anderweitig umzusehen!“
    „Ich auch nicht!“, erwidere ich heftig. „Aber wer weiß, was in Daniels Kopf vor sich geht? Und wenn seine Mutter recht hat? Wenn Clothilde und er füreinander geschaffen sind? Sie gehören zur selben Gesellschaftsschicht, zum selben beruflichen Umfeld …“
    „Dann heirate doch Tom! Er ist Rezeptionist … wie du!“
    Die Absurdität seines Gedankengangs bringt mich zum Lachen.
    Er hat natürlich recht …
    „Warum vertraust du Daniel nicht, Julia? Du liebst ihn doch.“
    Seine Frage bringt mich in Verlegenheit.
    Ja, warum nicht? Und warum habe ich nicht einfach Daniels Rückkehr ins Hotel abgewartet, um ihn um Erklärungen zu bitten? Warum bin ich geflohen?
    „Ich würde ihm gerne vertrauen, aber seit ich ihn kenne, hatte Daniel immer eine Schattenseite.“
    „Wie jeder Mensch“, gibt Hugo
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