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Mr. Fire und ich (Band 6)

Mr. Fire und ich (Band 6)

Titel: Mr. Fire und ich (Band 6)
Autoren: Lucy Jones
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Milliardär, sondern ein untröstliches Kind.
    Wie gerne würde ich ihn in meine Arme nehmen und ihn trösten!
    „Das Schlimmste, was ich getan habe, war an eurer Mutter zu zweifeln. In der ersten Zeit ging ich immer Jérémie besuchen. Ich quartierte mich in einem Hotel in der Nähe des Pflegezentrums ein und verbrachte meine Tage mit ihm. Ich dachte mir, dass ich ihm das schuldig sei, angesichts der Zeit, die ich mit euch beiden verbrachte. Aber diese Besuche hinterließen bei mir Erschöpfung, eine tiefe Niedergeschlagenheit. Ich suchte bei Diane Trost und Gehör, aber sie war schon ganz von Tercari eingenommen. Zumindest wollte sie, dass ich das glaube ... Ich habe nie erfahren, ob das der Wahrheit entsprach oder nur eine Finte war. Eines Tages, als ich besonders wütend auf sie war, weil sie nicht mit mir über Jérémie reden wollte, habe ich wütend ihr Büro verlassen und dabei Fotos von ihm liegen lassen, die ich für Diane gemacht hatte. Als ich ein paar Minuten später zurückkam, um sie zu holen, betrachtete Diane sie und weinte.“
    Camille schenkt sich ein Glas Wasser ein. Er ist gerührt, und damit ist er nicht der Einzige am Tisch: Agathe wischt sich diskret eine Träne aus dem Augenwinkel und Martha, die den Raum nicht verlassen hat, schnäuzt sich hörbar. Ich drücke Daniels Hand. Er ist der Einzige, der keine Gefühlsregung zeigt.
    „Unsere Liebe konnte noch so aufrichtig sein, sie hat weder Tercari noch Jérémies Krankheit standgehalten. Ich konnte den Schutzpanzer, den sie sich geschmiedet hatte, nicht mehr länger ertragen. Also habe ich nach und nach angefangen, mir die Aufmerksamkeit, die ich brauchte, anderswo zu suchen.“
    „Es ist nur ihre Schuld, nicht wahr? Wie praktisch!“
    „Nein, Daniel, keineswegs. Aber ich gebe zu, dass ich geglaubt habe, was mir gerade in den Kram passte: Eines Abends habe ich sie zusammen mit einem anderen Mann überrascht. Das war für mich unerträglich.“
    „Obwohl du selbst mehrere Dutzend Liebhaberinnen hattest?“
    Ich hatte eine scharfe Bemerkung von Daniel erwartet, aber sie kommt von Agathe, die ich zum ersten Mal als verletzte Frau erlebe.
    Camilles Tochter ist nicht mehr so jung. Wer kann genau sagen, was sie in ihrer virtuellen Welt erlebt hat?
    Noch unerwarteter verteidigt Daniel seinen Vater:
    „Er hat keine davon geliebt. Nur Mama hat gezählt, nicht wahr?“
    Camille nickt. Er scheint genauso überrascht wie ich, aber unendlich dankbar.
    „Ich bin mir im Klaren darüber, dass das nicht anständig von mir war. Aber ich bin weggegangen, um zu vergessen. Alles: Jérémie und seine unheilbare Krankheit, Dianes Treuebruch und vor allem meine Feigheit euch beiden gegenüber.“
    Im Lauf seiner Erzählung scheint Camille um mehrere Jahre gealtert zu sein. Am Ende schließt ein verlebter alter Mann:
    „Ich habe beschlossen, euch das alles zu erklären, als der Arzt bei mir Bauchspeicheldrüsenkrebs im Endstadium diagnostiziert hat.“
    Bei diesem letzten Satz stößt Agathe einen Schrei aus. Sie wusste nichts von der Krankheit ihres Vaters. Obwohl ich nicht weiß, wie ich es hätte bewerkstelligen sollen, bereue ich, dass ich ihr nichts davon gesagt habe, als ich die Gelegenheit dazu hatte.
    Was für eine Vergeudung! So viel verlorene Zeit!
    „Zuerst bin ich zu Jérémie gegangen, mehrere Male, aber er hat meine Besuche verweigert. Ich habe ihm geschrieben. Dann habe ich versucht, dich zu kontaktieren“, sagt er, zu Daniel gewandt. „Als ich von eurem Freund Tom erfahren habe, dass du mich sehen willst, Agathe, habe ich vor Freude geweint. Das hat mich dazu gebracht, nach Sterenn Park zu kommen, vermutlich zum letzten Mal.“
    Agathe wirft sich ihrem Vater in die Arme. Daniel rührt sich nicht von der Stelle.
    „Das Zimmer ganz hinten“, sagt Daniel.
    Alle blicken ihn verständnislos an.
    „Du könntest das Zimmer ganz hinten nehmen. Dort hast du einen herrlichen Blick auf den Park.“
    Camille lächelt unter Tränen.
    „Danke, mein Sohn.“
    „Komm, Papa, ich helfe dir, dich einzuquartieren“, sagt Agathe und verlässt dann, den Rollstuhl ihres Vaters vor sich herschiebend, den Raum.
    Daniel und ich sind wieder allein.
    Was fühlt er in diesem Moment? Hat er eine Antwort auf alle „Dunkelzonen“, die er mir gegenüber erwähnt hat? Fühlt er eine Leere wegen all der Zeit, die er nicht mit seinem Vater verbringen konnte? Ich denke an den Satz zurück, mit dem er ihn vorhin verteidigt hat: „Er hat keine von ihnen geliebt.“ Hat
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