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Mr. Fire und ich (Band 6)

Mr. Fire und ich (Band 6)

Titel: Mr. Fire und ich (Band 6)
Autoren: Lucy Jones
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nicht, dass sie das eigennützig tut. Aber auch das wird sich ändern: Ich weiß, was die Medien von mir erwarten, was ich scheinbar vor ihnen geheim halten muss oder, im Gegenteil, was sie unbedingt aufdecken müssen. Das werde ich nutzen, um eine echte humanitäre Aktion in Darfur zu fördern. Die Dinge müssen sich ändern, und zwar merklich. Es ist Zeit, dass Tercari der Bevölkerung in diesem Land wirklich hilft. Ich werde vorschlagen, ein Hilfsprogramm über mehrere Jahre auf die Beine zu stellen.“
    „Weißt du, auf wen deine Mutter angespielt hat, als von den Tercari-Aktionären die Rede war? Glaubst du ihre Geschichte? Dass sie Jérémie weggeschafft hat, weil er wegen seiner Behinderung Gefahr lief, von ihnen getötet zu werden ... Das ist doch verrückt, oder?“
    Daniel legt seine Hand auf mein Gesicht.
    „Nicht unbedingt ... Obwohl ich an der Spitze von Tercari stehe, gibt es noch viele Dinge, die ich nicht weiß. Es geht um so viel Geld, dass ihre Geschichte keineswegs unwahrscheinlich ist. Es ist Zeit, das alles zu bereinigen. Auch wenn ich weiß, dass das nicht leicht sein wird.“
    Eine leidenschaftliche Entschlossenheit belebt seinen Blick. Dennoch höre ich Bedauern in seiner Stimme.
    „Was ist los, Daniel?“
    Er seufzt.
    „Die Journalisten kennen jetzt meine Adresse besser als die des Juweliergeschäfts. Sterenn Park war das letzte Stückchen Privatleben, das ich mir noch erhalten konnte. Bis vorgestern.“
    „Das ist doch jetzt vorbei ... Ich meine, die Geiselnahme. Das ist schon zwei Tage her. Eine Ewigkeit für die Nachrichtensender!“, versuche ich, ihn lächelnd zu beruhigen.
    Daniel streichelt mir die Wange.
    „Meine sanfte, naive Julia ... Es ist schwieriger, seine Anonymität zu wahren, wenn man ein Unternehmen wie Tercari leitet! Es wird mindestens ein paar Tage dauern, bis sie locker lassen. Wir müssen mit Anrufen, Besuchen und sogar mit Paparazzi rechnen. Ich habe nichts gesagt, aber gestern Nachmittag habe ich einen dieser Schakale überrascht, der um das Anwesen geschlichen ist.“
    Ich erbleiche.
    „Glaubst du, sie haben uns gesehen?“
    Ich wage nicht, mir das Gesicht meiner Eltern auszumalen, wenn Bilder von unseren Liebesspielen in der Presse zirkulieren würden.
    Armer Papa! Davon würde er sich niemals erholen!
    Aber Daniel beruhigt mich mit einem Lachen.
    „Kein Risiko! Es gibt keinerlei Beobachtungspunkte. Wir waren allein auf der Welt ... Im Übrigen hatte ich den Eindruck, dass es dich gestern nicht so sehr gestört hat, nackt zu sein ... Im Gegenteil, ich fand dich sehr inspiriert!“
    Ich erröte bis unter die Haarwurzeln. Um mich zu beruhigen, oder auch um mich noch mehr zu verwirren, flüstert mir Daniel ins Ohr, bevor er aufsteht:
    „Das hat mir sehr gefallen.“
    Sobald wir angezogen sind, gehen wir hinunter zum Frühstück. Agathe sitzt vor einer dampfenden Tasse Kaffee und einem Butterbrot. Sie lächelt mir zu und hebt die Augen zu ihrem jüngeren Bruder:
    „Guten Morgen!“
    Daniel zuckt zusammen. Die Stimme seiner Schwester zu hören, ist noch neu für ihn. Eigentlich sollte er sich darüber freuen, aber ich habe vor allem den Eindruck, dass es ihm gegen den Strich geht, dass sie ihn überraschen konnte. Martha bedient uns schweigend, während Agathe Selbstgespräche zu führen scheint:
    „Papa geht es besser. Er hatte eine gute Nacht, also bin ich nach Hause gefahren, um zu duschen und etwas zu essen. Das Essen im Krankenhaus ist widerlich, weißt du?“, sagt sie an mich gewandt.
    Ich nicke und beobachte sie mit großen Augen. Stumm schaue ich auf Daniel, aber er reagiert nicht. Ohne meine Antwort abzuwarten, fährt sie fort:
    „Heute Vormittag kommt er raus. Eine gute Nachricht, nicht? Ich habe Ray gebeten, Kleider für ihn aufzutreiben, denn der Arme hatte nicht geplant zu bleiben. Und er konnte auch nicht unbedingt vorhersehen, dass auf ihn geschossen wird!“
    Daniel runzelt die Stirn. Diese ganzen Verweise auf die Ereignisse von vorgestern sind ihm unangenehm. Ich kann ihn verstehen. Agathe erweckt bei mir eher den Eindruck, dass sie das Bedürfnis hat, darüber zu sprechen, um Abstand zu gewinnen. Sie redet weiter herum, wie um eine Leere zu füllen.
    „Zum Glück ist Mama nicht da. Wir brauchen nicht noch ein Drama! Ich hab das mit den Malediven mitbekommen ... Ich kann mir vorstellen, dass sie zumindest einen Luxusurlaub braucht, um sich von einer Schießerei und dem Tod ihres Sohnes zu erholen.“
    Sie reizt ihren jüngeren Bruder
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