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Motiv Angst

Motiv Angst

Titel: Motiv Angst
Autoren: Antje Szillat
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ausgesehen, waren weit aufgerissen vor Schreck. Hinter Jan öffnete sich die Schlafzimmertür der Eltern und Jans Mutter kam herausgestürmt. Ihre lockigen schulterlangen Haare standen in alle Himmelsrichtungen von ihrem Kopf ab. Sie trug ein weißes T-Shirt und eine Pyjamahose von Jans Vater, die ihr viel zu groß war, und schaute erschrocken auf ihre beiden Kinder.
    â€žWas ist passiert?“
    Jule hatte sich inzwischen wieder etwas gefangen und marschierte an Jan und seiner Mutter vorbei zurück in ihr Zimmer. Bevor sie die Tür hinter sich ins Schloss fallen ließ, drehte sie sich kurz um und sagte: „Gute Nacht und ich habe das Gefühl, ich wohne in einem Irrenhaus!“ Jans Mutter schüttelte den Kopf.
    â€žIst Jule eben geschlafwandelt?“
    Jetzt erst entdeckte sie Jans verquollene Augen und dass sich die Haut rund um das Pflaster stark gerötet hatte.
    â€žUm Himmels willen, wären wir doch bloß zum Arzt gefahren. Jan, das sieht gar nicht gut aus.“
    â€žKannst du mir etwas gegen Kopfschmerzen geben?“, bat Jan sie.
    â€žNatürlich, geh schon mal wieder ins Bett. Ich bringe dir gleich eine Schmerztablette. Und nachher fahren wir sofort zum Arzt damit ...“
    Dann eilte sie die Treppe hinunter und Jan ging zurück in sein Zimmer. Er setzte sich auf sein Bett und wartete.
    Und bevor er in dieser Nacht zum dritten Mal einschlief, hatte er einen Entschluss gefasst.
    Ich möchte allen Kindern und Jugendlichen und auch den Erwachsenen etwas mit auf den Weg geben. Bitte lasst euch nicht, wie ich es jahrelang gemacht habe, unterkriegen. Auch wenn ihr zu dick, zu dünn, zu klein, zu groß, zu langsam, zu schnell seid. Ihr seid genauso wichtig und habt ein Recht darauf, respektvoll behandelt zu werden wie die, die uns mobben. Das sind doch nur Typen, die selbst Probleme mit sich und ihrem Leben haben, und genau das lassen sie dann an den Schwächeren aus. Ich kann euch nur raten, sagt euren Eltern Bescheid und wenn die euch nicht helfen können oder wollen, dann holt euch woanders Hilfe. Ich bin zur Familienhilfe gegangen. Dort hat man mich und meine Probleme ernst genommen und man hat mir geholfen. Es war ein langer Weg und ich war sehr oft verzweifelt, doch ich habe mir immer selbst gesagt: „Schlimmer kann es nicht mehr werden!“ Lasst euch nicht unterbuttern, nehmt euer Leben und die Probleme selbst in die Hand, sonst machen sie dich und dein Inneres kaputt
.
    Natascha, 14 Jahre alt, Schülerin an einem Gymnasium

W ER IST DIESER M ANN ?
    Obwohl Jan in der Nacht kaum geschlafen hatte, fühlte er sich am nächsten Morgen gut genug, um zu handeln.
    Wahrscheinlich war es die Aufregung, die ihm die Kraft dazu gab. Doch zuerst galt es, seine Mutter davon zu überzeugen, dass er heute nicht in die Schule gehen konnte, sie aber deswegen nicht zu Hause bleiben musste.
    â€žKommt überhaupt nicht infrage. Ich sage meine Termine für heute ab und fahre mit dir zum Arzt!“ Jans Mutter schüttelte so heftig den Kopf, dass ihre noch ungekämmten Haare wild um ihren Kopf herumflogen.
    â€žAber Mama ... wirklich, ich brauch nur noch ein bisschen Schlaf. Mein Kopf ist wieder völlig okay. Ich muss nicht zum Arzt. Echt nicht.“
    â€žWenn alles okay ist, dann kannst du ja auch in die Schule gehen.“ Sie durchbohrte ihn fast mit ihrem Blick. Jan gab sich die größte Mühe, müde, aber völlig gesund auszusehen – und möglichst nicht knallrot anzulaufen.
    â€žAlso ...“, weiter kam sie nicht, denn sein Vater stand plötzlich in der geöffneten Zimmertür.
    â€žLass ihn doch noch ´ne Runde schlafen, Tanja. Ich habe heute nur einen kurzen Vormittagstermin und bin spätestens um 11:30 Uhr wieder zurück.“ Und an Jan gewandt schlug er vor: „Du schläfst dich ordentlich aus und dann schauen wir einfach mal weiter. Okay?“ Jan beeilte sich zu nicken, während seine Mutter schmerzhaft den Mund verzog.
    â€žAlso, ich weiß nicht ...“
    â€žAber ich!“, fiel Jans Vater ihr wieder ins Wort, machte einen Schritt auf sie zu und legte ihr den Arm um die Schultern.
    â€žKomm, Tanja, das bringt jetzt sowieso nichts. Lass Jan schlafen und heute Nachmittag reden wir über alles. Und zwar ganz in Ruhe.“
    Er lächelte ihr aufmunternd zu, während Jan seiner Mutter die bissige Bemerkung, die ihr anscheinend schon auf der Zungenspitze lag, regelrecht ansehen
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