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Motiv Angst

Motiv Angst

Titel: Motiv Angst
Autoren: Antje Szillat
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gefragt, ob ich nicht Lust hätte, mit zu diesem Kurs zu kommen. Alles klar?“
    Nichts war klar, doch Tobias nickte trotzdem.
    â€žIch muss jetzt echt los. Wir sehen uns morgen. Okay?“
    â€žOkay!“, rief Tobias dem davoneilenden Jan hinterher.
    Diesmal wählte Jan den direkten Weg nach Hause. Auch wenn er dabei an der Parkbank vorbeimusste. Victor besuchte inzwischen wieder die Schule. Das wusste Jan. Und trotzdem wählte er den Weg.
    Schon von Weitem sah er sie auf der Bank sitzen – die widerliche Mobberbande, wie Nico sie nannte. Das hatte er ihm gestern am Telefon gesagt. Und Jan hatte ihm erzählt, was er über Victor erfahren hatte. Und von dem Treffen und der unausgesprochenen Abmachung. Und dann hatte er ihm noch etwas von der Angst erzählt, die er empfunden hatte, als er zusah, wie sie Nico quälten. Und auch von dem befriedigenden Gefühl, das an einer bösen und gemeinen Stelle tief irgendwo in einem drinnen brodelt, wenn es den anderen so richtig schlecht geht. Solange es nur einen selbst nicht betrifft. Aber er wusste jetzt auch, wie es war, Angst zu haben – Angst wie nie zuvor im Leben. Und das verband ihn mit Nico und mit Tobias und mit dem dicken Marvin ... und auch mit Victor.
    Jan hörte sie grölen. Spürte leise die Angst in sich aufsteigen, bemerkte seine Unsicherheit. Aber er ließ es nicht zu, dass sie sich weiter ausbreitete. Knipste einfach das Licht aus und wartete, bis es wieder aufhörte.
    â€žEy, da kommt ja der kleine Penner!“, ätzte ihm einer aus Victors Gang entgegen.
    Jan ging weiter, einfach direkt auf die grölende, widerliche Mobberbande zu. In ihrer Mitte saß Victor. Supercool und Angst einflößend. Er hatte sich eine schwarze Augenklappe, wie die Piraten sie trugen, über das noch immer leicht vorhandene Veilchenauge gezogen und sah damit noch gemeiner aus. Seinen Kumpanen hatte er erzählt, dass es eine böse Schlägerei mit ein paar älteren Typen aus seinem Wohnviertel gegeben hätte. Auch das wusste Jan, denn Victor hatte es ihm selbst erzählt. Er hatte seinen Kumpels gegenüber sogar behauptet, dass er als Sieger aus der Schlägerei hervorgegangen wäre.
    â€žIch muss zeigen, dass ich skrupellos bin, um den Respekt zu behalten“, hatte er diese Lüge vor Jan begründet.
    Einer der Typen stand von der Bank auf und stellte sich Jan mitten in den Weg. Er hob die Hand und holte aus. Jan kniff die Augen zu und war sich ganz sicher, jeden Moment tierisch eine geballert zu bekommen, als er plötzlich Victor rufen hörte: „Lass das arme Würstchen in Ruhe!“
    Es knallte nicht. Der Typ ließ augenblicklich seine Hand wieder sinken und starrte Victor fassungslos an. Jan öffnete vorsichtig die Augen. „WAS?“, brüllte der Kerl, der Jan noch immer den Weg versperrte.
    â€žEy, du hast doch gehört, was ich sage.“ Victors Stimme klang eiskalt. Nichts erinnerte mehr an den weinerlichen Jungen, der mal wieder von seinem Vater halb krankenhausreif geschlagen worden war. Victor erhob sich und kam auf Jan zu. Der Typ machte einen Schritt zur Seite und grinste hämisch. Alle waren davon überzeugt, dass jetzt der Boss höchstpersönlich dem kleinen Wichser „was aufs Maul“ geben würde. Stattdessen blieb er einen kurzen Moment lang schweigend direkt vor Jan stehen und schaute ihn einfach nur an. Dann gab er ihm den Weg frei und sagte zu den anderen: „Der Typ ist in Ordnung. Keiner krümmt ihm auch nur ein Härchen. Ist das klar?“
    â€žKlar doch ...“, kam es zögerlich zurück und dann ging Jan einfach nach Hause.
    Wenn man mit der Gewalt nicht alleine klarkommt, dann sollte man sich unbedingt Hilfe holen. Das Schlimmste und Falscheste, was man machen kann, ist, überhaupt nichts zu machen
.
    Leonie, 12 Jahre, Schülerin an einer Gesamtschule

N ACHWORT
    â€žIch habe Angst, in die Schule zu gehen“, „Ich bin nichts wert“, „Ich will einfach nicht mehr“. Schüler, die gemobbt werden, reagieren mit solchen oder ähnlichen Gedanken auf eine für sie sehr bedrückende Situation. „Mobbing“ kommt in allen gesellschaftlichen Schichten vor und kann jeden betreffen - manchmal als Opfer, manchmal als Täter.
    Laut einer Erhebung von Erika Vieregg, Interuniversitäres Kolleg Graz, wird an Schulen mehr als jeder zehnte Schüler gemobbt. Einer Online-Umfrage des
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