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Motiv Angst

Motiv Angst

Titel: Motiv Angst
Autoren: Antje Szillat
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wurde, sein Vater sich fast nur auf Geschäftsreise befand, Frau Bender immer schmaler und blasser wurde und Tobias sich zigmal für sein doofes Verhalten bei Jan entschuldigte, bekam er Victor nicht zu sehen. Zwar hing seine Gang ständig irgendwo zusammen herum, doch von ihrem Anführer weit und breit keine Spur. Vom dicken Marvin hatte Jan erfahren, dass Victor angeblich von der Schule geflogen wäre. Doch als Jan dann an einem Nachmittag zufällig Nico im Einkaufszentrum über den Weg lief, sollte er erfahren, was wirklich geschehen war. Zuerst wollte Nico überhaupt nicht mit ihm reden. Doch Jan ließ nicht locker.
    â€žEs tut mir wirklich leid. Du musst das verstehen ... ich ... ich weiß auch nicht, warum ich damals nichts unternommen habe. Aber ... ich ... ich hatte einfach Angst“, versuchte Jan sein Verhalten zu erklären.
    â€žAngst hatte ich auch. Und keiner hat mir geholfen oder mich verstanden. Warum soll ich nun
dich
verstehen? Nee, die Sache hat sich für mich erledigt.“
    â€žWas heißt erledigt? Hast du jetzt keine Angst mehr?“
    â€žKlar habe ich noch immer Angst. Besonders vor solchen Typen wie dir und wie dem Böker.“
    â€žWarum das denn?“ Jan verstand überhaupt nichts mehr. Warum hatte Nico Angst vor ihm – und vor dem Schulleiter?
    â€žDas ist doch wohl klar. Durch Typen wie dich wird Mobbing doch erst möglich. Einfach weggucken und so tun, als ginge dich der ganze Scheiß nichts an. Und der Böker, der wollte meinen Eltern doch glatt noch verklickern, dass ICH ständig den Streit provozieren würde. Nur damit er sich mit dem Thema und den Dingen, die an seiner Schule passieren, nicht beschäftigen muss. Aber da hat er sich zu früh gefreut. Meine Eltern haben dem so die Hölle heiß gemacht ...“
    Nicos Gesicht hatte sich dunkelrot verfärbt und seine Stimme überschlug sich fast vor Ärger. „Ach, was rede ich überhaupt mit dir ...?“ Er wollte Jan einfach stehen lassen und weggehen, doch Jan hielt ihn am Arm zurück.
    â€žBitte, Nico, bleib hier. Ich muss unbedingt mehr über Victor erfahren.“
    Nico zog die Augenbrauen hoch und sah Jan erstaunt an. Schließlich begann er breit zu grinsen – richtig schadenfroh sah er dabei aus.
    â€žAch, darum geht es hier. Jetzt bist DU dran. Logo, jetzt, wo ich von der Schule bin, brauchen die Arschlöcher ja schließlich einen neuen Prügelknaben. Herzlichen Glückwunsch.“
    Am liebsten hätte Jan ihm eine gescheuert, aber irgendwie konnte er Nicos Reaktion schon verstehen.
    â€žVictor soll von der Schule geflogen sein ...“
    Jan hoffte so sehr, dass die Antwort auf seine Frage Ja lauten würde, doch Nico hatte nur ein mitleidiges Kopfschütteln für ihn übrig.
    â€žNee, Junge, da hast du dich zu früh gefreut. Der ist nur vom Unterricht beurlaubt. Drei Wochen muss der zu Hause bei seinen versoffenen Alten rumhängen und nachmittags in die Schule zum Pauken kommen. Kannst du dir vorstellen, wie der drauf sein wird, wenn er wieder in die Penne kommt?“
    Jan wollte es sich überhaupt nicht vorstellen, doch Nico war nun nicht mehr zu bremsen.
    â€žHast du schon mal was von Victors Prügelliste gehört?“
    Jan nickte. Nico zog die Luft scharf zwischen den Zähnen ein.
    â€žDa stand ich drauf und deswegen haben meine Eltern mich auch von der Schule genommen. In dem Viertel, in dem der wohnt, halte ich mich sowieso nicht auf. Also bin ich schon mal für Victor und seine Kumpane von der Bildfläche verschwunden. Aber das ist ja kein Problem ... jetzt haben sie ja dich.“ Mit einem kräftigen Ruck schüttelte er Jans Arm ab und eilte davon. Diesmal hielt Jan ihn nicht zurück. Er hatte genug geredet und gehört. Jetzt musste er handeln.
    Bei mir ging das in der dritten Klasse schon los. Ein paar Mädchen behaupteten, dass ich doof wäre und nach Fisch stinken würde. Das haben die dann überall herumerzählt. Ich hatte echt Angst vor denen. Und dann wurden die immer fieser und brutaler und irgendwann haben die mich dann auch geschlagen. Selbst meine beste Freundin hat mir nicht geholfen. Aber ich habe mich nicht getraut es der Lehrerin zu sagen, weil dann alles nur noch schlimmer geworden wär. Es hat erst aufgehört, als ich zum Gymnasium gekommen bin. Aber mit meiner Freundin von damals habe ich auch heute nichts mehr zu tun – die ist echt unten
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