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Motiv Angst

Motiv Angst

Titel: Motiv Angst
Autoren: Antje Szillat
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nicht sicher, was die Berufe der Eltern mit der Schule zu tun haben sollten. Doch auf eine Erklärung brauchte sie nicht lange zu warten.
    â€žWas für eine Mischung. Da kann ich den Ärger doch schon von Weitem auf uns zukommen sehen. Die Mutter verklagt uns und der Vater setzt es gleich auf die Titelseite.“ Er schüttelte angewidert den Kopf.
    â€žIch verstehe“, erklärte Frau Bender.
    â€žAlso, wie war das nun mit diesem Jan? Ist der nicht sowieso etwas schwierig? Kann es nicht sein, dass er den ganzen
Vorfall
...“ Der Schulleiter suchte nach einem passenden Wort, aber dazu brauchte er so lange, dass Frau Bender es ganz offen aussprach, was er von ihr hören wollte:
    â€žProvoziert hat! Ja, dieser Jan ist wirklich etwas schwierig. Ich kann mir gut vorstellen, dass er entweder selbst gestolpert ist oder diesen Vorfall selbst verschuldet hat.“
    Der Schulleiter schaute sie einen kurzen Moment nachdenklich an. Dann hellte sich sein Gesicht auf und er legte ihr fast freundschaftlich die Hand auf die Schulter.
    â€žDann ist ja alles in bester Ordnung!“
    Ãœberhaupt nichts ist in Ordnung, hätte sie ihm am liebsten ins Gesicht geschrien, doch stattdessen lächelte sie freundlich und schwieg.
    Besonders viel Spaß macht es, die jungen Lehrer zur Weißglut zu treiben. Manchmal sprechen wir uns vorher ab. Keiner antwortet und dann lassen wir die so richtig heftig auflaufen. Manchmal tun die mir aber auch fast leid. Eine hat sogar mal voll geheult
.
    Jannis und Torben, 14 Jahre alt, Schüler an einer Hauptschule

D ER T RAUM
    Mitten in der Nacht wachte Jan schweißgebadet auf. Sein Kopf schmerzte und unter dem Pflaster auf seiner Stirn juckte es entsetzlich. Mühsam rappelte er sich aus dem Bett hoch und schlich sich ins Badezimmer. Ein Blick in den Spiegel ließ ihn erschrecken. Wem gehörte denn diese verquollene Fratze? Das war doch nicht er! Jan spritzte sich etwas Wasser ins Gesicht und trank dann einen großen Schluck aus dem Hahn. Dann schleppte er sich wieder zurück in sein Zimmer.
    Der Radiowecker auf seinem Nachtschränkchen verriet ihm, dass es erst ein Uhr mitten in der Nacht war. Er legte sich wieder auf sein Bett und starrte in die Dunkelheit.
    Aber er konnte lange nicht wieder einschlafen. Das Gespräch mit seiner Mutter schwirrte ihm durch den Kopf und dazwischen machten sich immer wieder Marvins schmierige Worte breit.
    â€žDer macht dich alle!“ „Prügelliste!“ „Alle haben Angst!“ „Du darfst nicht schweigen!“ Am liebsten hätte er seinen CD-Player angestellt, damit endlich die Stimmen in seinem schmerzenden Kopf Ruhe gaben. Aber das Zimmer seiner Eltern lag direkt neben seinem und sie würden es garantiert hören. Womöglich würde dann auch noch seinem Vater, den er gestern Abend zum Glück nicht mehr zu sehen bekommen hatte, einfallen zu ihm rüberzukommen. Das wollte er unbedingt vermeiden. Also ließ er den Player ausgeschaltet und starrte auf die weißen Ziffern seines Radioweckers. Als Jan endlich die Augen schloss, sprangen die Ziffern des Weckers gerade auf 2:37 Uhr und kurze Zeit danach fiel Jan in einen wirren Traum. Er war in der Schule. Frau Gehrmann war krank, seine Mutter hatte Vertretung. Die Kinder tobten durch das Klassenzimmer. Seine Mutter rief immer wieder etwas dazwischen. Er konnte es nicht verstehen. Er entfernte sich immer weiter aus dem Zimmer, bis er plötzlich über dem Raum schwebte. Jetzt konnte er auch verstehen, was sie rief: „ANGST. Alle haben ANGST!“ Plötzlich stand er auf dem Schulhof. Er war ganz alleine. Jan schaute sich suchend um, doch er konnte niemanden entdecken. Er lief in die Pausenhalle. Auch dort war niemand. Er hetzte den Gang zu seinem Klassenzimmer entlang. Plötzlich lief der dicke Marvin direkt vor ihm. Er hielt eine Liste in der Hand. Victors Prügelliste! Warte auf mich, warte doch, ich will sehen, ob mein Name auf der Liste steht, schrie Jan. Schwer wie Blei waren seine Glieder jetzt und ihm war speiübel und sein Herz raste und je verbissener er sich den Gang vorwärtsschleppte, desto weiter schien sich der dicke Marvin von ihm zu entfernen. Der Gang wurde immer länger und dunkler und schließlich hatte er Marvin verschluckt. Jan konnte nicht weiterlaufen, er hatte keine Kraft mehr. Tränen strömten ihm über das Gesicht und sein Kopf begann wieder zu dröhnen. Die Tür zum
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