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Morton Rhu - Leben und Werk

Morton Rhu - Leben und Werk

Titel: Morton Rhu - Leben und Werk
Autoren: Nicola Bardola
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was eine gewisse Distanz zum Geschehen schafft und damit tragisch-komischen Szenen und sarkastischen Kommentaren den Weg ebnet. Zu diesem Erzählton passen Charakter und Auftreten der Protagonistin, die insgesamt etwas erwachsener wirkt als ihre Vorgängerinnen in »Wish u were dead« und »Blood on my Hands«. Dazu passt auch, dass das Thema Cliquenbildung an Schulen in diesem Roman gar nicht vorkommt.
    Nachdem den Lesern Roman als herzliche, witzige und hobbydetektivische beste Freundin vorgestellt wurde, lernen sie Kirby Sloan kennen. Aus jedem Satz Shelbys über ihren Vater sind große Bewunderung und Zuneigung herauszuhören. Mr Sloan ist von Beruf Fotograf, jung und vor allem jung geblieben und für Shelby wie ein bester Kumpel. Er versteht immer, wie sie denkt und fühlt, und möchte viel mehr Freund sein als Autoritätsperson. Es gibt nur ein wirkliches Tabu für Shelby: Sloans roter Ferrari, mit dem er täglich in sein Studio fährt, wo er dann, umgeben von Stylisten, Models und solchen, die es gerne wären, seiner Arbeit nachgeht. Das schreit nach Oberflächlichkeit, aber für Shelby, der der Materialismus in die Wiege gelegt wurde, ist das erst einmal nicht irritierend. Sie empfindet es eher als störend, wenn ihr Vater mit Mädchen aus ihrer Schule flirtet.
    Ich konnte mit ihm über jeden Quatsch lachen und Spaß haben, gleichzeitig hatte er aber immer auch ein offenes Ohr für meine Probleme und half mir, Lösungen zu finden. Ich war der Meinung, den besten Vater der Welt zu haben. Dass er es nicht lassen konnte, seinen Charme an jungen Frauen auszutesten, war mir zwar manchmal peinlich, aber so schlimm fand ich es dann auch wieder nicht. Andere Männer hatten wahrscheinlich die gleichen Gedanken, Dad war eben jemand, der sie laut aussprach.
    Shelbys Mutter bildet einen scharfen Kontrast zum Vater – sie lebt still und zurückgezogen. Fast jeden Abend deckt sie den Tisch für drei Personen, nur um die Illusion zu wahren, es gäbe eine Chance, ihr Mann würde doch einmal zum gemeinsamen Essen nach Hause kommen – was Kirby Sloan seit Jahren fast nie tut. Shelby fühlt Mitleid für ihre Mutter, ist aber auch genervt von deren Selbsttäuschung. Sie erinnert sich an eine Situation, als sie als Zwölfjährige auf die jedem Schüler bekannte und ebenso verhasste Frage, wie es denn in der Schule gewesen sei, geantwortet hatte: »Und wie läuft es mit Dad?« Dieser sarkastische Unterton, den Rhue hier für seine Protagonisten wählt, wäre in den vorangegangenen Thrillern kaum vorstellbar gewesen.
    Schließlich lernt der Leser noch Kirby Sloans ständige Mitarbeiter kennen – die chaotische Sekretärin Janet, die mexikanische Stylistin Mercedes und den Assistenten Gabriel, der selbst oft als Model arbeitet und in den sich Shelby ein wenig verguckt hat. In rasantem Tempo gelangen täglich neue Hinweise an die Öffentlichkeit, die darauf schließen lassen, dass das plötzliche Verschwinden dreier junger Mädchen aus verschiedenen Bundesstaaten etwas mit dem Fotostudio von Shelbys Vater zu tun hat. Alle drei haben sich in der Hoffnung auf eine große Karriere von ihm fotografieren lassen. Dabei hätte keines der Mädchen tatsächlich Chancen gehabt, je ein erfolgreiches Model zu werden – das erkennt Shelby auf den ersten Blick. Sie beginnt zu recherchieren: zuerst, um die Unschuld ihres Vaters zu beweisen, später, als sich gewisse Vergehen Sloans nicht mehr leugnen lassen, um die Wahrheit herauszufinden. Dabei hilft ihr der Student Whit, der in seiner Freizeit für eine lokale Internetzeitung schreibt und in seinem idealistischen Bemühen um Faktentreue einen Gegenpol bildet zu der »Meute« von Journalisten, die Shelby, ihrer Familie und ihren Freunden das Leben schwer machen.
    Erneut thematisiert Rhue in »Dying for Beauty« die Macht der Medien. Während die Polizei noch in verschiedene Richtungen ermittelt, gibt es in den Fernsehnachrichten längst nur noch einen Verdächtigen: Shelbys Vater. Am Ende, nachdem der Fall aufgeklärt wurde, erhält Roman mehrere lukrative Angebote für ein Exklusivinterview mit Boulevardzeitungen, die sie allesamt ablehnt. Der Leser aber fragt sich, was passiert wäre, wenn Roman sich hätte locken lassen. Denn unbestritten ist: Durch den Überlebenskampf im Journalismus und den Voyeurismus der Leser können Freundschaften, oder schlimmer, Existenzen zerstört werden.
    Der Verdacht, dass Shelbys Vater zahllosen modeluntauglichen Mädchen ein überteuertes Fotoshooting und
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