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Morphium

Morphium

Titel: Morphium
Autoren: Agatha Christie
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schüchtern.
    Poirot sagte streng:
    »Sie führen mich bei der Hand zu einer Lichtung im Gebüsch und helfen mir, eine deutsche Zündholzschachtel zu finden, die Sie eben hingelegt haben! Das ist doch Kinderei!«
    Peter Lord wand sich.
    »Sie reden mit dem Gärtner und bringen ihn dazu, zu sagen, dass er Ihren Wagen auf der Straße sah; dann zucken Sie erschrocken zusammen und tun, als sei es nicht Ihr Wagen gewesen. Und Sie schauen mich forschend an, um sich zu vergewissern, ob ich auch begriffen habe, dass jemand, ein Fremder, an jenem Vormittag dort gewesen sein muss!«
    »Ich war ein großer Esel«, gab Peter Lord zu.
    »Was taten Sie an jenem Vormittag in Hunterbury?«
    Peter Lord errötete.
    »Es war verrückt… Ich – ich hatte gehört, dass sie da war, und ging zum Haus… hoffte, sie zu sehen. Ich wollte gar nicht mit ihr sprechen. Ich – ich wollte – sie nur sehen. Von der Lichtung im Gebüsch aus sah ich sie in der Anrichte Brot schneiden – «
    »Lotte und Werther!… Fahren Sie fort, mein Freund.«
    »Ach, da ist nichts weiter zu erzählen, ich verbarg mich im Gebüsch und beobachtete sie da, bis sie fortging.«
    Poirot sagte sanft:
    »Verliebten Sie sich in Elinor Carlisle gleich beim ersten Mal, als Sie sie sahen?«
    »Ich glaube schon.«
    Ein langes Schweigen entstand.
    Dann sagte Peter Lord:
    »Je nun, jetzt werden Roderick Welman und sie wohl ein glückliches Paar werden, denke ich.«
    »Mein lieber Freund, Sie denken gar nichts dergleichen!«
    »Warum nicht? Sie wird ihm die Mary-Gerrard-Episode verzeihen. Es war doch überhaupt nur eine blöde Vernarrtheit seinerseits.«
    »Der Riss ist tiefer…«, sagte Poirot. »Zwischen der Vergangenheit und der Zukunft liegt manchmal ein tiefer Abgrund. Wenn man im Schatten des Todes gestanden hat und dann in den Sonnenschein eintritt – dann, mon cher, ist es ein neues Leben, das beginnt… Die Vergangenheit taugt nicht mehr…«
    Er wartete einen Augenblick und fuhr dann fort:
    »Ein neues Leben… Das ist es, was Elinor Carlisle jetzt beginnt – und Sie sind es, der ihr dieses Leben geschenkt hat.«
    »Nein.«
    »Doch. Es war Ihre Entschlossenheit, Ihre überwältigende zähe Beharrlichkeit, die mich zwangen, zu tun, was Sie von mir verlangten. Geben Sie es zu, Ihnen gehört ihre Dankbarkeit, nicht?«
    Peter Lord sagte langsam:
    »Ja, sie ist sehr dankbar – jetzt… Sie bat mich, sie zu besuchen – oft zu kommen.«
    »Ja, sie braucht Sie.«
    »Nicht wie sie – ihn braucht!«, rief der junge Mann heftig.
    Hercule Poirot schüttelte den Kopf.
    »Gebraucht hat sie Roderick Welman nie. Geliebt hat sie ihn, unglücklich – sogar verzweifelt.«
    Peter Lord sagte rau – mit starrem, grimmigem Gesicht:
    »So wird sie mich nie lieben.«
    »Vielleicht nicht. Aber sie braucht Sie, mein Freund, weil sie nur mit Ihnen das Leben neu beginnen kann.«
    Peter Lord schwieg.
    Hercule Poirots Stimme war sehr sanft, als er sagte:
    »Können Sie sich nicht mit Tatsachen zufrieden geben? Sie liebte Roderick Welman. Was ist dabei? Mit Ihnen kann sie glücklich werden…«
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