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Morphium

Morphium

Titel: Morphium
Autoren: Agatha Christie
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›Morphium‹ mit einem großen ›M‹ geschrieben. Das Ende der Linie von dem ›m‹ hier – das zeigt sich unter dem Vergrößerungsglas deutlich – ist Teil von einem kleinen ›m‹, nicht von einem großen ›M‹.«
    »Bitte, lassen Sie es die Geschworenen selbst sehen. Haben Sie Etiketten hier, um zu verdeutlichen, was Sie meinen?«
    Die Etiketten wurden den Geschworenen übergeben. Sir Edwin sprach weiter:
    »Sie sagen, es ist von einem Röhrchen mit Ap o morphin Hydrochl o rid? Was ist das eigentlich?«
    »Die chemische Formel ist C 17 H 17 O 2 . Es wird durch einen chemischen Prozess aus Morphium gewonnen.«
    »Was sind die speziellen Eigenschaften von Apomorphin?«
    »Apomorphin ist das schnellstwirkende und stärkste bekannte Brechmittel, es wirkt innerhalb weniger Minuten.«
    »Wenn also jemand eine tödliche Dosis Morphium geschluckt hätte und sich einige Minuten danach eine Dosis Apomorphin injizieren würde, was würde geschehen?«
    »Er würde beinahe sofort erbrechen.«
    »Wenn also zwei Personen vom selben Brotteller essen oder aus derselben Kanne Tee trinken würden und eine davon sich eine Dosis Apomorphin injizieren würde, was wäre die Folge, angenommen, das Essen oder Getränk hätte Morphium enthalten?«
    »Das Essen oder Getränk würde zusammen mit dem Morphium von der Person erbrochen werden, die sich das Apomorphin injiziert hätte.«
    »Und diese Person würde keine üblen Folgen spüren?«
    »Nein.«
    Eine Welle der Erregung lief plötzlich durch den Zuschauerraum, so dass der Richter um Ruhe bitten musste.
     
    »Sie sind Amelia Sedley und leben in Boonamba in Auckland?«
    »Ja.«
    »Kennen Sie Mrs Draper?«
    »Ja. Ich kenne sie seit mehr als zwanzig Jahren.«
    »Kennen Sie ihren Mädchennamen?«
    »Ja. Ich war auf ihrer Hochzeit. Ihr Mädchenname war Mary Riley.«
    »Ist sie in Neuseeland geboren?«
    »Nein, sie kam aus England.«
    »Sie haben von Anfang an die Verhandlung verfolgt?«
    »Jawohl.«
    »Haben Sie diese Mary Riley oder Draper vor Gericht gesehen?«
    »Ja.«
    »Wo haben Sie sie gesehen?«
    »Sie hat als Zeugin hier ausgesagt.«
    »Unter welchem Namen?«
    »Jessie Hopkins.«
    »Und sind Sie ganz sicher, dass diese Jessie Hopkins die Frau ist, die Sie als Mary Riley oder Draper kennen?«
    »Daran besteht überhaupt kein Zweifel.«
    Leichte Unruhe hinten im Zuschauerraum.
    »Wann haben Sie Mary Draper zuletzt gesehen?«
    »Vor fünf Jahren. Da fuhr sie nach England.«
    Sir Edwin sagte mit einer Verbeugung:
    »Ihre Zeugin.«
    Der Staatsanwalt fragte bestürzt:
    »Ich meine, Mrs – Sedley, dass Sie sich vielleicht irren.«
    »Ich irre mich nicht.«
    »Sie können durch eine zufällige Ähnlichkeit irregeführt worden sein.«
    »Ich kenne Mary Draper sehr gut.«
    »Schwester Hopkins ist eine qualifizierte Gemeindeschwester.«
    »Mary Draper war vor ihrer Heirat Krankenschwester.«
    »Sie verstehen, nicht wahr, dass Sie eine Kronzeugin des Meineids beschuldigen?«
    »Ich weiß, was ich sage.«
    »Edward John Marshall, Sie haben einige Jahre in Auckland, Neuseeland, gelebt und leben jetzt in Deptford?«
    »Das ist richtig.«
    »Kennen Sie Mrs Draper?«
    »Ich kannte sie in Neuseeland.«
    »Haben Sie sie heute hier im Gerichtshof gesehen?«
    »Jawohl. Sie nannte sich Hopkins, aber es war schon Mrs Draper.«
    Der Richter hob den Kopf. Er sprach mit klarer Stimme:
    »Es wäre wünschenswert, denke ich, nochmals die Zeugin Jessie Hopkins aufzurufen.«
    Eine Pause, ein Gemurmel.
    »Eure Lordschaft, Jessie Hopkins hat vor ein paar Minuten den Gerichtssaal verlassen.«
     
    »Hercule Poirot.«
    Hercule Poirot trat vor, legte den Eid ab, drehte seinen Schnurrbart und wartete, den Kopf ein wenig zur Seite geneigt. Er gab Namen, Adresse und Beruf an.
    »Monsieur Poirot, erkennen Sie dieses Dokument?«
    »Gewiss.«
    »Wie kam es in Ihren Besitz?«
    »Es wurde mir von der Gemeindeschwester Jessie Hopkins übergeben.«
    Sir Edwin sagte:
    »Mit Ihrer Erlaubnis, Mylord, werde ich das hier vorlesen, dann kann es den Geschworenen übergeben werden.«

24
     
    E s war Sir Edwins großer Tag – und eins seiner besten Plädoyers.
    Er vergaß nichts: Mary Gerrard, uneheliche Tochter von Mrs Welman, daher Haupterbin. Jessie Hopkins, eigentlich Mary Riley-Draper, Tante der Mary Gerrard, geldgierig und skrupellos. Der Mord an Mary Gerrard von ihr raffiniert geplant: Morphium-Apomorphin – angebliche Verletzung an (dornenloser) Rose. Das alles sagte er natürlich nicht so direkt, sondern baute
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