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Morgenrot

Morgenrot

Titel: Morgenrot
Autoren: Tanja Heitmann
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vollkommen verschwommen. Ein erneutes Reißen an den Gitterstäben sorgte dafür, dass ihre klammen Finger abglitten. Ihr Oberkörper schlug nach hinten, der Kopf fiel gegen den Kollektor.
    Jemand berührte ihre Schulter.
    »Komm zu dir, Lea. Wir müssen uns beeilen.« Adams Stimme klang rau und abgehetzt, aber auch voller Sorge.
    Lea blinzelte und sah einen klitschnassen Adam vor sich, der sich mit einem Fuß auf dem Käfig abstützte, während der andere Halt auf einem schmalen Vorsprung in der Felswand gefunden hatte.
    Versonnen betrachtete sie ihn, als sei er eine Heil bringende Erscheinung, zu schön, um wahr zu sein. Was für eine Willensanstrengung war notwendig gewesen, um den Käfig noch rechtzeitig zu erreichen und ihn im Wasserstrudel nicht wieder loszulassen? Während sie vollkommen erschöpft um jeden einzelnen Atemzug gekämpft hatte, musste er sich zwischen Käfig und Wand hindurchgezwängt haben.
    Unendlich viele Worte schössen Lea in diesem Moment durch den Kopf, aber kein einziges davon fand seinen Weg über ihre Lippen. Es waren keine echten Worte, sie ließen sich nicht einfangen und verschenken. Und doch waren sie da, tief in ihrem Innersten.
    Mit steifen Bewegungen drehte sie sich auf die Seite, um sich Adam entgegenzurecken. Durch die Anstrengung wurde ihr schlecht, und sie mnsstp würopn Fin Schwall Wasspr sr.hnss ans Mund und Nasp und landpfp dirpkt auf dem Hintprkonf HPS Knllpktnrs dpr <;irh opradp
    wieder zu bewegen begann. Als Adam sie voller Ungeduld unter der Achsel packte und sie hochziehen wollte, geriet der Käfig bedrohlich ins Wanken.
    »Verdammt!«, zischte Adam und zog sich blitzschnell zurück.
    Lea blickte in sein vor Anspannung blasses Gesicht, dann folgte sie seinem Blick: Der Käfig war durch den hohen Druck des Wassers seitwärts in den sich nach oben verjüngenden Schacht gerammt worden.Vom Aufzugsseil war keine Spur zu entdecken, es musste gerissen sein, als der Käfig an den Steinwänden entlanggepresst worden war.
    Schlagartig wurde ihr bewusst, dass es nur noch eine Frage der Zeit war, bis die Schwerkraft ihren Tribut einfordern und der Käfig zurück in das eiskalte Wasser stürzen würde. Und selbst wenn es ihr dann noch gelingen sollte, dem Käfig zu entkommen, so boten die abschüssigen Wände keine Möglichkeit, hinaufzuklettern. Dafür war das Wasser längst zu weit abgesunken. Eine falsche Bewegung, und sie würde elendig ertrinken.
    Ein unmöglicher Energieschub durchpeitschte Leas Körper, und sie richtete sich vorsichtig auf, darauf bedacht, den Käfig nicht unnötig zu erschüttern. Das Ende des Schachts leuchtete ihr lockend entgegen.Wenn Adam sie ein Stück weit anhob, würde sie ihn vielleicht erreichenkönnen. Mit beiden Händen umfasste sie die Stangen seitlich der Öffnung. Nun musste sie nur noch durch die geöffnete Tür hinaus zu Adam klettern. Einer seiner Arme wartete ausgestreckt auf sie, und seine Lippen bewegten sich unentwegt, als wolle er sie lautlos anfeuern.
    Doch ehe sie die rettende Hand fassen konnte, wurde sie von hinten am Saum des Pullovers gepackt. Der leichte Ruck reichte aus, damit eine Kante des Käfigs mit einem in den Ohren schmerzenden Schaben an der Wand entlangkratzte.
    Lea fror jede einzelne Bewegung ein, selbst denAtem hielt sie an.
    »Der Kollektor zuerst«, wisperte die Stimme unter ihr.
    »Okay«, sagte Lea und ließ sich so langsam, dass ihre Muskeln schmerzten, wieder ein Stück zurücksinken.
    Dann tat sie etwas, das sie bis eben noch für unmöglich gehalten hätte: Ihre Hände schnellten hervor und umfassten den Kopf des Kollektors. Instinktiv fand ihr Daumen das noch lebende Auge. Alles in ihr wurde taub. Lea drückte zu. Sie zwang sich, die Schreie ihres Gegners und das bedrohliche Zittern des Käfigs zu ignorieren. Sie richtete sich auf und griff nach Adams ausgestreckter Hand. Als sie sich an ihn klammern wollte, packte er sie bereits und stemmte sie mit einer kraftvollen Bewegung den Schacht hinauf. Sie hob die Arme hoch und bekam den Rand des Schachts zu fassen. Mit Adams Unterstützung zog sie sich darüber und robbte, auf dem Bauch liegend, in Sicherheit.
    Sie verharrte nur einenAugenblick, dann blickte sie über den Rand des Senkschachts und sah zu, wieAdam die Eingangstür des Käfigs.
    Mehr brauchte es nicht: Der Stahlkäfig befreite sich aus der Umarmung des Schachts und schlug mit seiner zeternden Fracht im dunklen Wasser auf, wo er rasch versank.
     

31. Morgenrot
    Schon seit einiger Zeit beobachtete
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