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Morgenroetes Krieger

Morgenroetes Krieger

Titel: Morgenroetes Krieger
Autoren: Michael Anthony Foster
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damals existierte, kaum aufrechtzuerhalten war. Als die Ler die Erde verließen, war man mit Vorwürfen nicht gerade zimperlich. Die Menschen nannten sie undankbar, fürchteten aber gleichzeitig mögliche Konsequenzen, die eine fortschrittliche Menschenrasse in ihren eigenen Re i hen mit sich bringen könnte. Den Ler war jede Form von Konkurrenzdenken fremd, allein die übergroße Zahl der Menschen erschreckte sie, und ihr einziger Wunsch ging dahin, allein unter sich bleiben zu dürfen. Das alles war längst ein Kapitel der Geschichte geworden. Seit jener Zeit hatten sich beide Rassen – Menschen wie Ler – e i nen Teil der Milchstraße kulturell erschlossen, die einen der Uhrzeigerrichtung folgend, die anderen ihr entgegen vorgehend.
    Han verspürte ihnen gegenüber eine gewisse Scheu, als sie sich vorstellten. Keine der beiden Rassen hatte in den von ihnen erschlossenen Welten – es waren bis jetzt rund vierzig – eine andere intelligente Lebensform en t decken können. Spuren davon gab es hier und dort, auch gelegentlich ein nicht weiter identifizierbares Artefakt – aber keine fremden Lebewesen. So waren die Ler in der öffentlichen Meinung der Menschen so etwas wie die fremde Rasse.
    Der erste von ihnen stellte sich als Defterdhar Srith vor. Han besaß noch genügend Sprachkenntnisse aus der Schulzeit, um zu wissen, daß der letzte „Name“ nicht die Familienzugehörigkeit, sondern den Ehrenstatus b e zeichnete und darauf verwies, daß jene bestimmte Person weiblichen Geschlechts war sowie das gebärfähige Al t er überschritten hatte. Sie strahlte äußerste Ruhe und Gela s senheit aus – ähnlich jenen großen Steinen, die hier und da auf der Terrasse lagen. Die beiden nächsten, Yalva r koy und Lenkurian Haoren mit Namen, waren „inne n verwandte“ Halbgeschwister. Han schaute genauer hin: männlich und weiblich. Der vierte war ein dunkler Typ, ziemlich schwerfällig und mit langsamen Bewegungen – allerdings waren seine Augen von einer strahlenden L e bendigkeit. Er sagte nichts, stand nur ruhig da, die Hände in den Hosentaschen.
    Der fünfte in der Ler-Gruppe, der in Hans unmittelb a rer Nähe stand, war weiblichen Geschlechts und bede u tend jünger als die anderen, was sich bei intensiverem Hinhören und Hinsehen sofort herausstellte. Sie nannte sich Liszendir Srith-Karen. Hans Vermutung bestätigte sich: Sie war ein noch junges Ler-Mädchen, ihren eig e nen Begriffen nach eine „Heranreifende“, obgleich er ihr Alter kaum zu schätzen vermochte. Sie hätte sechzehn oder auch achtundzwanzig Jahre alt sein können. Die Reifeperiode der Ler reichte gewöhnlich bis zum dreißi g sten Lebensjahr. Unterschwellig sah er in ihr nicht so sehr ein Mitglied ihrer eigenen menschenverwandten Rasse, sondern schlichtweg ein junges Mädchen. Ihre Gesichtszüge waren klar und ebenmäßig – ohne besond e re Kontraste; ihr hellbraunes naturfarbenes Haar war kurz geschnitten, glatt herabfallend und von extrem feiner Struktur.
    Ihre ganze Erscheinung hatte etwas unergründlich W i dersprüchliches an sich: ein jugendlicher Lehrling mit der Weisheit des Alters. Schmale, hübsche Nase und breiter, voller Mund. Keine Schönheit nach menschlichen Maßstäben, dennoch strahlte sie in ihrer eindeutig-direkten Art eine große Attraktivität aus. Ihre Augen w a ren wohl das Bemerkenswerteste an ihrem Gesicht: große graue Augen, in denen die Pupillen bis auf zwei kleine weiße Ecken stark dominierten. Ein schwach gelber Ring teilte klar abgegrenzt die innere von der äußeren Iris. Han mußte wegsehen. Es waren Augen, die ihn durchdri n gend und wissend anschauten. Sein Blick wanderte zu Lenkurian, dem anderen jungen weiblichen Ler hinüber. Richtig, es gab einen deutlichen Unterschied: Liszendir war um einige Grade hübscher.
    Hetrus machte einige einleitende Bemerkungen und forderte sodann die Anwesenden auf, sich eine Tonban d aufnahme anzuhören, die er über Fernbedienung ei n schaltete. Zuerst jedoch erfuhr man, daß es ein Band der „Sicherheitsunion“ war, auf dem ein Interview mit dem Händler Edo Efrem, einem Handelsmeister, aufgezeic h net war. Han hatte diesen Namen zuvor noch nie gehört und vermutete deshalb, daß Efrem nicht aus dem Glan z meer-System stammte, sondern von einem weit entfer n ten Planeten.
    Das Tonbandinterview hatte den folgenden Text:
     
    „Fahre fort, Händler Efrem!“
    „Nun ja, wie ich schon sagte, ich steuerte Richtung Chalcedon, um einige Geschäfte abzuwickeln und um
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