Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Morgengrauen

Morgengrauen

Titel: Morgengrauen
Autoren: Stefan Ummenhofer , Alexander Rieckhoff
Vom Netzwerk:
Neuigkeiten aus dem Kneippbad zum Besten geben wollte, klingelte das Telefon.
    Natürlich: Klaus. Hätte er sich denken können, dass der bereits mitten im Fall steckte. »Mein Anruf im Freibad war nicht sehr ergiebig«, klärte er Hubertus auf. »Die Bademeister dürfen keinerlei Auskunft geben – noch nicht mal Willy. Und als ich anrief, habe ich auch noch Müller im Hintergrund gehört.«
    »Und?«
    »Dieser Wichtigtuer«, ärgerte sich Klaus. »Er rief nur: ›Dieser unsägliche Journalist soll sich beim Ö melden, wenn er etwas wissen will.‹«
    »Und?«
    »Und? Und?«, echote Klaus. »Und da rufe ich nachher an. Allerdings bin ich jetzt mit Kerstin verabredet. Ich halte dich auf dem Laufenden – wir recherchieren heute oder morgen noch mal im Bad.«
    »Und was ist der Ö?«, wollte Hubertus wissen. »So heißt doch ein Grönemeyer-Album!«
    »Das ist der Öffentlichkeitsarbeiter, du Hobby-Columbo. Die Polizeipressestelle«, erläuterte Klaus.
    »Ah«, machte Hubertus nur.

4. Ö
    Als Riesle mit seinem roten Kadett in der Schwenninger Innenstadt bei Kerstin eintrudelte, war diese fast noch besorgter als Hubertus’ Ehefrau.
    »Irgendwie finde ich das nicht gut, Klaus«, meinte sie. »Du hast also diese Nacht gar nicht geschlafen? Und dabei wollte ich jetzt was mit dir unternehmen!«
    Ihre blauen Augen blitzten. Sportlich sah sie aus in ihrer kurzen weißen Hose und dem rosa T-Shirt. Die blonden Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden.
    Klaus machte eine wegwerfende Handbewegung. »Kein Problem, Schatz«, sagte er etwas großspurig. »Ich brauche heute keinen Schlaf.« Er überlegte kurz und sagte dann: »Lass uns doch einen kleinen Ausflug machen oder so was. Wir könnten beispielsweise ins Freibad nach Villingen gehen …«
    Dass Kerstin nicht sofort antwortete, hatte Klaus blitzschnell als Zustimmung gewertet. »Ich muss aber erst noch kurz telefonieren«, sagte er und ging dazu ins Schlafzimmer der Zwei-Zimmer-Dachwohnung, von der aus man einen schönen Blick über Schwenningen hatte.
    Kerstin seufzte. Wie oft hatte sie schon diesen Satz gehört – und wie ging er ihr auf die Nerven!
    Sosehr sie die Dynamik und den Unternehmungsgeist ihres Liebsten manchmal schätzte, so kontrastierte ihr Wunsch nach trauter Zweisamkeit und der baldigen Gründung einer Familie mit dem ungestümen Klaus, der es selten länger als eine Stunde am selben Ort aushielt.
    »Hallo, Ö«, sagte Klaus, nachdem er auf dem in Naturholz gehaltenen großen Bett Platz genommen hatte. »Hier spricht Riesle vom Kurier .« Er blickte aus dem Fenster auf den Turm der Bären-Brauerei.
    »Hallo, R«, antwortete der Beamte am anderen Ende der Leitung humorig. »Ich meine natürlich: Guten Morgen, lieber Herr Riesle.«
    Man kannte sich und spielte das Spiel »Journalist fragt, Polizist antwortet nur widerwillig« mit Hingabe.
    »Gibt’s schon eine Soko?«, ging Klaus in puncto Abkürzungen mit 2:1 in Führung.
    »Eine Sonderkommission? Warum sollen wir nicht gleich ein MEK losschicken? Zu was denn überhaupt, Herr R?« Der Ö gab sich unwissend.
    »Mensch, Herr Huber«, empörte sich Klaus, der sich überlegte, was denn nun MEK bedeutete. Richtig: Mobiles Einsatzkommando. »Zu einem M. M wie Mord. Sie sind nicht doof, ich bin’s auch nicht, und ich rufe ausnahmsweise von zu Hause an. Also, lassen Sie uns zur Sache kommen: Heute Morgen wurde im Kneippbad eine Tote gefunden. Wer war’s?«
    Der Polizist lachte müde: »Sie sind gut: Meinen Sie, wer die Tote oder wer der Täter war?«
    »Die Tote würde mir zunächst schon mal reichen. Den Mörder finden wir dann schon selbst«, gab Klaus zurück.
    »Woher wollen Sie denn überhaupt wissen, dass es ein Mord war?«
    »Ich habe gute Kontakte – das wissen Sie doch, Ö. Übrigens auch in den Reihen der Polizei …«
    Damit war der Humor des Ö erschöpft: »Herr Riesle, ich finde Sie zwar nicht ganz so lästig, wie Kollege Müller das tut, aber hier sind er und ich uns völlig einig: Halten Sie sich aus solchen Fällen raus!«, meinte Huber. »Woher wissen Sie überhaupt von der Sache?«
    »Ich bin passionierter Frühschwimmer und war vor Ort«, gab Riesle zurück. »Ich frage ja auch nur, weil ich dachte, es würde sich um eine ehemalige Mitschülerin handeln. Carola Hansen, richtig?«
    Die Stimme des Ö wirkte gelangweilt: »Nein.«
    Klaus hakte nach: »Na ja – vielleicht hat sie mittlerweile ihren Namen geändert. Wie lautet der doch gleich, sagten Sie?«
    »Glauben Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher