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Morenga

Morenga

Titel: Morenga
Autoren: Uwe Timm
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nähren könnten, daß aber Truppen mit Tieren sich scheuen würden, die Verfolgung in die Kalahari aufzunehmen.
    Aber wie er sich Mai 1906 bei der Verfolgung durch die Abteilung Bech verrechnet hatte, mit dem Übertritt auf englisches Gebiet, so sollte ihm auch die Zuflucht in die Kalahari nichts nutzen. Uns wurde beim Eintritt in die Kalahari klar, daß nur eine rücksichtslose ununterbrochene Verfolgung zum Ziele führen konnte. Wir mußten Morenga im Laufe des 20. einholen und zum Gefecht stellen. Glückte das nicht, dann hätten wir aus Wasserrücksichten auf der frischen Spur Morengas kehrtmachen müssen. Morenga war entwischt und in Sicherheit bei Simon Kopper.

    Diese Sachlage wurde von Major Elliot und mir sofort klar erkannt. Zu seinem Lob muß gesagt werden, daß er das Äußerste von seinen Leuten verlangte und selbst leistete. Von der Truppe muß anerkannt werden, daß sie bei der nun 14stündigen Verfolgung hervorragend war in Ausdauer und Ertragen von Anstrengungen.
    Von 12 Uhr mitternachts bis 2 Uhr nachmittags wurde – mit nur anderthalbstündiger Pause – marschiert, bei großer Hitze und wohl über dreihundert schwere Dünen hinweg.
    Die Spur Morengas führte von Kocgockub erst nach Norden, dann nach Nordosten über die Farmen Harrisdale, Khorkam, Roiport, Norokei auf Eenzaamheid.
    Gegen 1 Uhr nachmittags erreichten wir den Trupp von Leutnant Mander, welcher meldete, daß Morenga nur wenig vor ihm sei. Mander hatte etwa um 12 Uhr haltgemacht, um auf das Gros zu warten. Dieses Haltmachen Manders hatte Morenga wahrscheinlich zu der Annahme verleitet, daß nun die Verfolgung durch die englischen Truppen eingestellt sei. Morenga ist daraufhin sorglos geworden, jedenfalls ist er nur noch eine Stunde weitermarschiert und hat ebenfalls haltgemacht. Nach der Vereinigung mit Mander wurde es uns immer mehr klar, daß wir jetzt so schnell wie möglich vorgehen müßten. Um 1.30 Uhr nachmittags begann dann ein etwa 40 Minuten langer Galopp.
    Gegen 2 Uhr nachmittags kamen wir in eine landschaftlich ganz andere Gegend – nicht mehr Dünen, sondern ganz gebirgiges Gelände mit Busch, sehr geeignet für eine Verteidigungsstellung Morengas.
    Elliot ließ sofort den vordersten Zug zum Gefecht absitzen und sich entwickeln – und zwar gleich in sehr großer Breitenrichtung, um die feindlichen Flügel umfassen zu können.
    Unsere Annahme hatte sich bestätigt. Tatsächlich saß Morenga auf den vermuteten Höhen. Die Höhen lagen dicht bei der wasserlosen Pfanne von Eenzaamheid.
    Es entspann sich nun ein längeres Feuergefecht. Der Gegner hatte sich so gut versteckt, daß während der ganzen ersten Stunde des Gefechts kein einziger Feind zu sehen war. Allmählich erkannten wir aber, daß eine besonders ausgeprägte Höhe der Schlüsselpunkt der Stellung war. – Major Elliot stimmte meinem Vorschlag zu, diese Höhe zu stürmen; ich übernahm das Kommando über den rechten Flügel – Scouts und Cape Mounted Riffles – während Leutnant Mander den anderen Flügel führte. Abwechselnd sprungweise vorgehend nahmen wir die Höhe. Major Elliot befand sich während dieser Zeit bei der Reserve. In der feindlichen Stellung wurden 4 Gegner erschossen, einer verwundet; bei uns fiel ein Sergeant, ein Mann wurde verwundet. Auf der Höhe angelangt, erhielten wir aus dichten Büschen etwa 400 Meter vor uns wieder Feuer.
    Gegen die Büsche richtete sich nun von unserer Seite aus ein lebhaftes, gutgezieltes Feuer, so daß drüben bald das Feuer verstummte, etwa 5 Uhr nachmittags.
    Bei dem darauffolgenden Absuchen des Gefechtsfeldes fanden wir unter einem Baum Morenga tot vor. Er hatte drei Schüsse: einen durch die rechte Schläfe und hinter dem linken Ohr heraus; der zweite hatte ihm den Hinterkopf weggerissen, der dritte war durch das Herz eingedrungen und aus der Rückseite herausgegangen. Außerdem fanden wir noch 2 tote Männer, 4 tote Frauen und einen Verwundeten.
    Daher feindliche Verluste:
    Morenga, 6 Mann und 4 Frauen tot. Darunter nach Aussage der Gefangenen ein Bruder, ein Schwager und drei Neffen Morengas. Ferner zwei Mann gefangen, und zwar Leute Simon Koppers. 6 Gewehre und viele Patronen.
    Schlußbemerkungen.
    1. Die Haltung der englischen Truppen während der Verfolgung und des Gefechts war sehr gut. Die lange Verfolgung wurde wesentlich begünstigt durch die guten Pferde, die während der Operation 20 Pfund Hafer erhielten.
    Sehr bewährten sich die Scouts (eingeborene Soldaten) beim Spurensuchen. Selbst während
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