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Mordswald - Hamburgkrimi

Mordswald - Hamburgkrimi

Titel: Mordswald - Hamburgkrimi
Autoren: M. C. Poets
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versucht zu schreien, aber ich geb ihr noch eine Ohrfeige. Irgendwann
stolpern wir und landen beide auf dem Boden. Ich lieg auf ihr und sehe ihre
Augen, die wieder im Mondlicht funkeln. Sie sieht mich an, irgend so eine
Mischung aus ein bisschen wütend und total panisch. Voll cool. Ich merke, dass
ich total Bock auf sie hab, und fummel an meiner Hose rum, um diesen
bescheuerten Reißverschluss aufzukriegen. Sie merkt, was ich vorhabe, und
wimmert plötzlich los, ich soll ihr doch bitte, bitte, nichts tun. Dabei weiß
ich doch genau, dass es ihr gefällt! Die soll sich bloß nicht so anstellen!
    Ich bin so mit diesem verdammten Reißverschluss beschäftigt,
dass ich erst ziemlich spät merke, dass da jemand auf dem Weg näherkommt. Zwei
Leute, 'n Typ und 'ne Frau. Sie lachen und sind ziemlich laut, aber ich hab
Angst, dass sie uns hören könnten. Ich sehe, wie sie unter mir den Mund
aufmacht, um zu schreien, aber gerade noch rechtzeitig halte ich ihr den
verdammten Mund zu. Sie zappelt rum. Scheiße. Ist echt anstrengend, ihr den
Mund zuzuhalten, wenn sie so rumzappelt. Ich box' sie ins Gesicht, damit sie
still ist. Dann sind meine Hände plötzlich an ihrem Hals, ich weiß auch nicht
wieso. Ihr Hals ist ganz glatt und weich, und ich weiß noch, dass sie da immer
besonders gut gerochen hat, weil sie das Parfum, das ich ihr geschenkt habe,
immer hinter die Ohrläppchen getupft hat.
    Das muss sie heute auch gemacht haben, weil sie genau riecht
wie früher. Nein, nicht genauso, früher hat sie nicht so nach Alkohol
gestunken, und nach Angst, und nach anderen Kerlen, das macht mich ganz wild,
geil und sauer auf einmal, ich halte ihren Hals fest und drücke zu, immer
stärker, als wollte ich ihren Hals auswringen, als wollte ich den letzten
Tropfen aus ihr herauspressen, den letzten Tropfen von was? Von Liebe, von
Angst? Angst, die sich in ihren Augen spiegelt, kleine, funkelnde
Angstdiamanten, die sich in mich hineinbohren, aber ich kann nicht aufhören und
drücke und drücke und drücke, o Mann, ist das geil. Wahnsinn!

1
    I n der Nacht hatte es
geregnet. Der Boden war noch feucht, und auf den Blättern glitzerten dicke
Tropfen in den ersten Sonnenstrahlen. Die Vögel unterhielten sich lautstark,
obwohl es erst kurz nach sechs Uhr war. Von der nahen Autobahn wehte der
Verkehrslärm als gleichmäßiges Rauschen herüber. Verstohlen wischte sich Lina Svenson
den Schlaf aus den Augen und sehnte sich nach einer Tasse Kaffee, während sie
neben ihrem Kollegen den Kiesweg entlangtrottete. Max Berg wirkte mit den
kurzen, schwarzen Haaren, der ordentlichen Jeans, dem Jackett und den auf
Hochglanz polierten Schuhen wie immer wie aus dem Ei gepellt. Nicht zum ersten
Mal fragte Lina sich, wie zum Teufel er das bloß schaffte.
    Zwanzig Meter vor ihnen flatterte das weiß-rote Band der
Polizeiabsperrung. Der uniformierte Kollege erkannte Max und ließ sie
passieren. Sie näherten sich dem Tatort, an dem mehrere Gestalten in weißen
Ganzkörperoveralls vorsichtig das Gelände absuchten. Kleine, nummerierte
Schilder markierten die Stellen, an denen die Spurensicherung etwas gefunden
hatte. Ein Beamter war eifrig am Fotografieren. Fünf Meter neben dem Weg, von
ein paar Brennnesseln nur notdürftig verborgen, lag die Leiche. Ihretwegen
hatte man Lina so verdammt früh aus dem Schlaf geklingelt. Karl Sotny hob den
Kopf, als sie näher kamen. Seit sie bei der Hamburger Mordkommission arbeitete,
hatte Lina schon mehrmals mit dem Gerichtsmediziner zu tun gehabt und war froh,
ihn heute hier zu sehen. Anders als manche andere hatte er noch nie
irgendwelche dummen Bemerkungen über ihre nicht besonders imponierende
Körpergröße von gerade mal einen Meter vierundfünfzig, ihr Alter oder ihre
punkige Frisur gemacht.
    Max blieb stehen, so dass Lina beinahe in ihn hineingerannt
wäre. Sotny kam aus dem matschigen Unterholz auf sie zu und grüßte mit einem
Kopfnicken, wobei ihm eine graue Strähne in die Stirn fiel. Auch eine der weiß
gekleideten Gestalten der Kriminaltechnik richtete sich auf und kam zu ihnen
herüber. Lina erkannte Reiner Hartmann, fast so etwas wie ein Freund von Max.
    "Guten Morgen", sagte Max, ohne jemand Bestimmtes
und zugleich alle zu meinen. "Wie sieht's aus?"
    Der Gerichtsmediziner reichte den beiden einen Einmaloverall
und Schutzschuhe und deutete mit einem Kopfnicken ins Unterholz. "Kommt
mit."
    Vorsichtig folgte Lina ihrem Kollegen und blieb wenige
Schritte vor der Leiche stehen. Der Tote trug ein helles T-Shirt,
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