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Mordswald - Hamburgkrimi

Mordswald - Hamburgkrimi

Titel: Mordswald - Hamburgkrimi
Autoren: M. C. Poets
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sie wenig vom Leben ihres Sohnes,
sahen auch den Enkel selten, viel zu selten, wie Lina zwischen den Zeilen
heraushörte.
    "Frau Birkner, Herr Birkner, wissen Sie, ob Ihr Sohn irgendwelche
Feinde hatte? Irgendwelche Probleme bei der Arbeit vielleicht oder im
Bekanntenkreis?"
    "Philip? Nein, der hatte doch keine Feinde! Wer sollte
ihm denn etwas Böses wollen?", sagte die Mutter. "Er ist so ein guter
Junge! Alle mögen ihn, er ist überall willkommen. Und er ist so klug! Er ist
Computerfachmann, wissen Sie, und hat eine gute Stelle."
    Lina runzelte die Stirn, sagte jedoch nichts, sondern sah
sich unauffällig im Wohnzimmer um. An einer Wand eine dreiteilige Schrankwand
inklusive Glasvitrine mit dem guten Geschirr. Helle Polstermöbel, die nach
Reinigungsmittel rochen, ein dicker, flauschiger Teppich in Beige- und
Brauntönen. Geraffte Stores am Fenster, auf der Fensterbank zwei Töpfe mit
Orchideen. An der Wand neben dem Fernseher hingen Bilder von Philip und Leon,
dieses Mal die typischen Amateuraufnahmen, nur auf einer war Katja Ansmann zu
sehen. Weitere Bilder zeigten einen Mann, der ein paar Jahre älter als Philip
zu sein schien, zusammen mit einer Frau und zwei Kindern.
    "Hat Philip noch einen Bruder?", fragte sie die
Eltern und deutete mit einem Nicken auf die Bilder.
    "Ja, Lukas. Er wohnt in Eppendorf, gar nicht weit weg
von Philip."
    "Hatten die beiden ein gutes Verhältnis zueinander?
Könnte er vielleicht wissen, ob Ihr Sohn möglicherweise irgendwelche
Schwierigkeiten hatte?"
    "Philip hatte keine Probleme", beharrte die Mutter.
Ihre Stimme klang ein klein wenig schrill. Sie saß kerzengerade auf der
Sofakante und hatte den Mund zu einer schmalen Linie verzogen.
    "Frau Birkner, vermutlich haben Sie recht", sagte
Max behutsam. "Sie kennen Ihren Sohn schließlich besser als wir, aber Sie
verstehen doch sicherlich, dass wir in alle Richtungen ermitteln müssen, um
herauszufinden, wer Ihrem Sohn das angetan hat."
    Die Frau schien sich ein wenig zu entspannen.
    "Er hatte immer Glück im Leben", sagte der Vater
leise. "Er hat ja sogar schnell wieder was Neues gefunden, nachdem es mit
der eigenen Firma nicht geklappt hat." Seine Frau warf ihm einen Blick zu,
der Unheil ahnen ließ, und der Mann senkte stumm den Blick.
    "Philip hatte mal eine eigene Firma, wissen Sie. Die hat
Pleite gemacht, aber da konnte er gar nichts für", wandte Frau Birkner
sich an Max. "Ein Angestellter von ihm hat einen Fehler gemacht, und
Philip musste dafür büßen."
    Lina dachte kurz an die große, weitläufige Wohnung und fand,
dass diese Buße recht milde ausgefallen war. Herr Birkner sagte nichts und
blickte weiterhin auf einen Punkt einen Meter vor sich auf dem Teppich. Er
hatte leichtes Übergewicht und schwitzte in dem warmen Zimmer.
    Max beugte sich vor und sagte freundlich: "Wir lassen
Sie jetzt erst einmal in Ruhe. Wenn Sie uns vielleicht noch die Adresse Ihres
zweiten Sohnes geben könnten?"
    "Was wollen Sie denn von Lukas? Der hat doch mit Philips
Tod nichts zu tun!" Die Stimme der Mutter bohrte sich schrill in Linas
Ohren.  
    "Wir haben nur ein paar Routinefragen, das versichere
ich Ihnen. Sie wollen doch auch, dass der Mörder Ihres Sohnes gefunden wird. Da
kann uns jeder Hinweis weiterhelfen."
    "Dann sollten Sie mal seine Freundin genauer unter die
Lupe nehmen! Dieses kalte Aas! Die hat da bestimmt ihre Finger mit im Spiel!
Die ist …"
    "Gisela …"
    "Frau Birkner, solche Anschuldigungen sollte man besser
nicht einfach so dahinsagen." Max' Stimme klang trotz des leisen Tadels
sanft. "Ich verstehe, dass Sie aufgeregt sind, aber der Freundin Ihres
Sohnes vorzuwerfen, sie habe etwas mit dessen Tod zu tun … Da müssen Sie schon
gute Gründe haben."
    "Diese … diese piekfeine Dame."
    "Gisela, lass doch Katja in Ruhe."
    "Die will ja nicht einmal, dass wir unser Enkelkind
regelmäßig sehen", fuhr Frau Birkner fort, als hätte ihr Mann nichts
gesagt. "Die behauptet, Leon würde sich bei uns langweilen, und wir würden
ihn zu sehr verwöhnen. Aber das stimmt nicht. In Wirklichkeit sind wir ihr
einfach nicht gut genug. Die kommt aus 'nem feinen Stall, die Eltern wohnen in
Blankenese und schleppen zu jedem Geburtstag und jedem Weihnachten Riesenberge
von Geschenken an, da können wir natürlich nicht mithalten." Sie richtete
sich auf der Sofakante noch ein Stückchen mehr auf. "Ha! Wer wohl den
Kleinen verwöhnt!"
    "Gisela …" Herr Birkner legte seiner Frau eine Hand
auf den Arm, doch sie schüttelte ihn unwirsch ab.
    "Und
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