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Mordswald - Hamburgkrimi

Mordswald - Hamburgkrimi

Titel: Mordswald - Hamburgkrimi
Autoren: M. C. Poets
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musste aufgrund eines folgenschweren Fehlers von Frank
Jensen Insolvenz anmelden."
    Max legte den Kopf schräg. "Und warum sollte Herr Jensen
jetzt wütend auf Ihren Lebensgefährten sein? Müsste es nicht eher andersherum
sein?"
    Ehe sie antworten konnte, stand Lina rasch auf und sagte:
"Wenn es Ihnen nichts ausmacht, sehe ich mich kurz in der Wohnung
um."
    Ein verwirrter Blick, mit einem Hauch Misstrauen und
Wachsamkeit.
    "Warum … ich meine, er ist doch tot, oder? Er hat doch
nichts verbrochen, er ist … er war doch …"
    "Frau Ansmann", sagte Max mit seiner
Beruhigungsstimme, "ich versichere Ihnen, dass wir keinerlei Verdacht
gegen Herrn Birkner hegen, aber wir müssen jede Möglichkeit nutzen, um den Menschen
zu finden, der ihm das angetan hat. Vielleicht finden sich hier in der Wohnung
wichtige Hinweise."
    Katja Ansmann zuckte die Achseln, drückte das Kind, das
erneut eingeschlafen war, an sich und nickte Lina zu, als entließe sie ihr
Hausmädchen in die Küche.
    Lina verließ den Raum.
    Der Flur war breit und, bis auf eine Flurgarderobe und eine
Kommode, die als Schuhschrank diente, leer. Lina öffnete die Kommode und besah
sich die darin stehenden Schuhe. Leon hatte Größe 26, Katja Größe 41, Philip
44. Von Katja gab es mindestens sechs Paar Pumps in verschiedenen Farben, aber
nichts, was derber war als ein Paar Wildlederstiefel mit Absätzen. Nichts,
womit man im Wald durch das vom Regen matschige Unterholz stapfte. Lina schloss
die Tür und widmete sich der Garderobe. Taschen, Jacken und Schals –
alles von erstklassiger Qualität. In Katjas Jacken hatte sich der Duft ihres
Parfums verfangen, aus Philips Jackett wehte ihr ein herbes Aftershave
entgegen. Der erste Raum hinter dem Wohnzimmer war das Kinderzimmer, in das
Lina nur einen kurzen Blick warf. Spielzeug auf dem Fußboden, ein Kinderbett,
Regale mit Bilderbüchern und weiterem Spielzeug, ein Schrank und eine Kommode.
Das Fenster zeigte auf einen grünen Hinterhof. Neben dem Kinderzimmer lag die
Küche. Glänzende Fronten, weinroter Lack und Edelstahl, alles auf Hochglanz
poliert. Teures Design, ausschließlich hochwertige Geräte der oberen
Preisklasse. Auf der Arbeitsplatte standen neben der Jura-Espressomaschine die
Reste des gestrigen Abendessens, Nudeln mit roter Soße, dazu zwei Teller, einer
davon ein Kinderteller. Wer hatte mit dem Kleinen gegessen? Philip oder Katja?
Oder die Babysitterin? Drei benutzte Kaffeebecher, ein schmutziges Weinglas.
Von der Küche führte eine schmale Tür auf einen zweiten Balkon, der auf
denselben Hinterhof zeigte wie Leons Zimmer. Lina öffnete die Tür zur
Speisekammer. Nur wenig Vorräte, italienische Antipasti, italienischer
Espresso, spanische Oliven. Verpackungen und Namen, die Lina aus ihrem
Supermarkt nicht kannte. Sie tippte auf Feinkostläden mit ihren exotischen
Sortimenten, von denen es hier in der Gegend nur so wimmelte.
    Das Zimmer neben der Küche war als Arbeitszimmer
eingerichtet, komplett mit Schreibtisch, Stuhl, Computer sowie Regalen mit
Ordnern und Fachliteratur zum Thema Informatik und Programmiersprachen. Doch
vor dem Fenster stand eine Schlafcouch mit einem kleinen Tisch davor, an einer
Wand hing ein Squash-Schläger, der allerdings schon reichlich angestaubt war.
In einem weiteren Regal, das den Raum unterteilte, standen ein paar zerlesene
Taschenbücher, eine Musikanlage, von B&O wie die im Wohnzimmer, sowie ein
Flachbildfernseher. Ein Büro, das auch als Gästezimmer genutzt wurde? Oder als
Ausweichquartier bei Streit und Stress?
    Das Schlafzimmer lag auf der anderen Seite des Flurs, das
Fenster wies auf einen zweiten Hinterhof, düster und nur am Boden mit etwas
Efeu begrünt. Ein großes Doppelbett, links und rechts kleine Tische ohne
Schubladen, ein Kleiderschrank mit den Ausmaßen eines Kleinbusses. Die
Bettwäsche roch frisch und nach irgendeinem Weichspüler, dessen Geruch Lina
niesen ließ. An der Wand ein großformatiger Druck von Kandinskys Lyrical . Als
sie das Bild zum ersten Mal gesehen hatte, hatte Lina darin eine kotzende Ratte
erkannt, keinen Jockey, was es eigentlich darstellen sollte. Die Dinge sind
nicht immer das, was sie auf den ersten Blick zu sein scheinen.
    Das Badezimmer hatte Marmorfliesen und Badmöbel von Villeroy
& Boch. Auf dem Spiegel waren ein paar Zahnpastaspritzer zu sehen, auf dem
Fußboden lag ein großes, flauschiges Handtuch.
    Aus dem Wohnzimmer hörte sie das anfangs leise, dann immer
lauter werdende Quengeln des Jungen. Sie ging zurück, der
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