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Mordswald - Hamburgkrimi

Mordswald - Hamburgkrimi

Titel: Mordswald - Hamburgkrimi
Autoren: M. C. Poets
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verwirren den Zuhörer aufs Angenehmste mit einem Crossover durch
Zeit und Raum. Waldschänke, Beginn 19.30 Uhr.' Klingt spannend." Sie
blickte auf. "Lass uns gleich mal hinfahren. Wir haben doch das Bild, das
seine Eltern uns gegeben haben."
    Max schüttelte den Kopf. "Birkner hat kurz vor dem
Konzert mit einer Frau namens Tanja Fischer telefoniert, ihre Name taucht öfter
in der Anrufliste auf. Ich versuche, sie aufzuspüren, und unterhalte mich mal
mit ihr." Dann lächelte er. "Und ich sag Hanno Bescheid."
    Lina nickte. Hanno Peters war ihr direkter Vorgesetzter,
Anfang sechzig, Typ gemütlicher Bär, der auf die Rente wartete und das
Polizeipräsidium nur noch zum Feierabend verließ. Die übrige Zeit verbrachte er
an seinem Schreibtisch, um "die Fäden zusammenzuführen", wie er es
nannte. Ab und zu berief er eine Teamsitzung ein, aber im Großen und Ganzen
ließ er seine Leute einfach machen.
    "Und wie kommst du dahin? Wir haben nur ein Auto."
    "Setz mich an der U-Bahn ab." Sie tauschten die
Seiten, und Lina brauchte eine Weile, um Sitz und Spiegel neu einzustellen. Max
grinste. Der nächste Kollege würde sich wundern. Lina musste den Sitz ganz nach
vorn schieben, und es sah immer noch so aus, als käme sie gerade so eben an das
Gaspedal.
    "Was hat eigentlich Frau Ansmann von der Pleite ihres
Freundes erzählt?", fagte Lina, nachdem sie sich in den fließenden Verkehr
eingefädelt hatte.
    "Sie sagte, sie wüsste nicht besonders viel darüber. Es
habe da einen schwerwiegenden Fehler gegeben, für den Birkner diesen Frank
Jensen verantwortlich gemacht hat. Daraufhin hat er den Mann entlassen und ihm
ein miserables Zeugnis ausgestellt, und das hat der wiederum Philip Birkner
übelgenommen. Eine Zeit lang hat er wohl regelmäßig bei seinem alten Chef angerufen
und ihn beschimpft."
    Lina sah in den Rückspiegel und blinkte. "Ich wette, es
war ihr verdammt unangenehm, dass ihr Freund seine Firma verliert. Vor allem,
wenn sie aus so einem guten Stall kommt."
    Max schwieg, während sie an einer Ampel warten mussten.
Vermutlich hatte Lina nicht ganz unrecht, aber er wollte sie nicht noch in
ihrer Abneigung gegen Katja Ansmann bestärken. Schließlich kam der U-Bahnhof in
Sicht. "Da vorne kannst du anhalten." Lina ließ ihn aussteigen,
winkte kurz und brauste davon. Ihr Kopf ragte nur knapp über das Lenkrad.
    Die Fahrt ins Niendorfer Gehege dauerte nicht lange, und kurz
nach elf bog sie bereits auf den Parkplatz der Waldschänke ein. Zur einen Seite
lag der Wald, zur anderen Wiesen, auf denen die Pferde eines nahen Ponyhofs
grasten. Am Wochenende bei schönem Wetter war es hier gerappelt voll, doch
jetzt standen hier nur drei Fahrzeuge.
    Das Restaurant hatte noch geschlossen und würde erst um halb
zwölf Uhr öffnen, doch aus der Küche war Geschirrgeklapper zu hören. Lina ging
um das Holzgebäude herum zum Nebeneingang und klopfte an eine Tür. Nichts
geschah, sie klopfte noch einmal, kräftiger. Die Tür wurde aufgerissen, ein
Hüne mit verschwitztem Gesicht und Kochmütze ragte vor ihr auf und musterte sie
mit zusammengezogenen Brauen. "Wir haben noch geschlossen. Geh noch mal
'ne Stunde spazieren."
    Ehe er die Tür wieder zuknallen konnte, schob Lina einen Fuß
dazwischen und zückte ihren Dienstausweis. "Kriminalpolizei Hamburg,
Morddezernat. Ich möchte Ihren Chef sprechen."
    Der Koch musterte den Ausweis, dann Lina, wobei er kaum
merklich den Kopf schüttelte. Er murmelte etwas wie "Jetzt nehmen die
schon Kinder!" und rief laut über die Schulter: "Bertram! Hier ist
jemand von der Polizei."
    Er blieb in der Tür stehen, bis ein Mann in schwarzer Hose,
weißem Hemd und schwarzer Weste auftauchte, der sich die Hände mit einem
Geschirrtuch abtrocknete. Als er Lina erblickte, spitzte er die Lippen.
    "Ja bitte? Worum geht's?"
    Lina hielt ihm den Ausweis vor die Nase, und das Wort
Morddezernat verfehlte auch bei ihm nicht seine Wirkung. Bertram wurde eine
Spur blasser, bat Lina herein und führte sie durch die Küche in den Gastraum.
Ein kleines Podest bildete die Bühne, rechts davon lag etwas zurückgesetzt der
Tresen. Kleine Bistrotische in der Mitte des Raumes wurden von langen Tischen
an den Wänden eingerahmt, an denen oft einander unbekannte Gäste zusammensaßen.
    Ursprünglich war die Waldschänke ein Ausflugslokal mit
rustikalem Ambiente und gutbürgerlicher deutscher Küche gewesen, doch seit dem
Besitzerwechsel vor zwei Jahren hatte sich einiges geändert. Die Speisekarte
war internationaler geworden,
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