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Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Titel: Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt
Autoren: Mark Benecke
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Befragungstermine (›feste Einbestellungen‹), ich nehme mir die Kühlschränke im rechtsmedizinischen Trakt vor. Die einheimischen Polizisten unterstützen mich wiederum hervorragend.
    In Plastiksäcken finden wir die Überreste von zwei weiblichen Leichen. Ob sie als Anatomieobjekte gedient haben, ist sehr fraglich. Formalinfixierung ist nicht zu erkennen, die Austrocknung verdeckt alles. Die Knochen zerbröseln unter fester Berührung. Wie lange mögen diese Leichen schon hier liegen? Warum im Kühlschrank?
Ordnung müsste sein
    Keine Leicheneingangsbücher, keine Leichenausgangsbücher! Wie oft schimpft man zu Hause über die Bürokratie, über doppelt und dreifaches Ein- und Austragen im Geschäftszimmer. Hier erkennt man die Vorteile.
    Adam hatte wirklich freies Walten in allen Räumen. Nachvollziehen lässt sich nichts mehr. Aber sehr alt sind die Mumien, das steht fest. Zu alt für Adam.
    Toralf kommt und erklärt mir, dass sich die Anatomiedozenten geweigert haben, die gestern Nachmittag zuletzt beschriebenen Leichenteile als die ihren anzuerkennen. Sie hätten diese Knochen et cetera noch nie gesehen.
    Vielleicht haben sie einfach Angst, in diesen Fall hineingezogen zu werden. Hätte ich auch, wenn ich in so einem Saustall erwischt würde.
    Wir bleiben bei unserer Meinung, dass diese Knochen und Leichenteile am ehesten auch Anatomiepräparate sind.
    Meine Polizeihelfer haben inzwischen einen der vorhandenen Obduktionstische von Schutt und Dreck freigemacht, sogar der Wasseranschluss funktioniert, der Abfluss allerdings weniger. Soll mir egal sein!
    Die nächsten Leichen aus den Kühlschränken sind – wie auch Toralf in seinen Verhören bereits ermittelt hat – Unfallopfer. Angeblich Sudanesen, die bei einem Autounfall ums Leben kamen und die nie jemand abgeholt hat. Wie Mumien liegen sie vertrocknet in Leinentüchern. An ihnen finden sich Spuren äußerer Gewalteinwirkung, wie es bei Autounfällen typisch ist. Diese Leichen sind wohl auch kaum unserem Präparator Adam zuzuordnen.
    Ich denke an unseren Präparator Uli Schmidt in Düsseldorf. Wie gerne wäre er mitgefahren in den Jemen. Dieser Anblick muss ein Höhepunkt in jedem Präparatorenleben sein. Danach sofort in Rente! Leider wird Uli mit dem Video vorliebnehmen müssen.
    Die Kassetten von gestern sind schon abgeschrieben. Herr Soori hat die Disketten gleich mitgebracht. Doch es ist Mittag, wir gehen erst einmal wieder zur Kantine. Nach dem Essen diktiere ich am Nebentisch die noch fehlenden Einzelheiten ins Gerät.
    Toralf ist mit seinen Verhören erst einmal wieder fertig. Ihm müssen so langsam die Ohren klingeln. Beim nächsten Mal will er das halbe BKA mitbringen, kündigt er an. Anstatt sich etwas auszuruhen, will er bei den nun noch anstehenden Obduktionen weiblicher Leichenteile zur Dokumentation dabei sein.
    Die beiden Leichen sind ebenfalls mumifiziert. Die eine in sieben, die andere in drei Teile zergliedert. Überraschend ist die Frische der inneren Organe beim Eröffnen des Brustkorbs der ersten Frauenleiche. Wie lässt sich das mit dem äußeren Zustand vereinbaren?
    Das ist schwer zu sagen. Denn wie verhalten sich tote Körper in dieser trockenen, warmen Luft? Europäische Experten in einem Land mit einem völlig anderen Klima… toll! Aber selbst schlaue Institutsdirektoren würden sich die gleichen Fragen stellen, tröste ich mich.
    Dennoch, wir sind zufrieden, die Todesursachen noch ermitteln zu können: im einen Fall Schlag gegen den Kopf, gefolgt von Erwürgen, im zweiten Fall Einschlagen des Schädels. Mühselig ist die Feststellung schon, denn die vertrocknete Haut lässt sich kaum abpräparieren. Um die vermuteten Einblutungen in tieferen Körperbereichen aber sicher beurteilen zu können, muss ich an einer ganzen Reihe von Stellen ins Gewebe hinein.
    Die Ausrüstung des Tatortkoffers des BKA lässt für diese Zwecke zu wünschen übrig. Er wurde ja auch nicht für einen solchen Einsatz geplant. Die Handsäge ist kaum brauchbar, das Sägeblatt schlägt Wellen. Die abgetrennten Köpfe lassen sich kaum halten. Ich drücke sie gegen meinen Bauch und säge mit der anderen Hand.
    Minutenlang sägen und der Toten dabei ins Gesicht schauen: ein weiteres Highlight in der Berufslaufbahn.
Augen starren mich an
    Eine der Leichen hat der Täter im Stadium der ausgeprägten Totenstarre zersägt, das ist noch ermittelbar. Denn alle seine anatomischen Kenntnisse haben bei der starren Stellung der Beine nichts genutzt. An der einen
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