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Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Titel: Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt
Autoren: Mark Benecke
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Seiten gestreckt.) ›So etwas steht hierzulande für mindestens ein Jahr Arbeit‹, raunt ein Botschaftsangehöriger uns zu. Nun, der Innenminister bedankt sich sehr herzlich, übergibt Gastgeschenke und wünscht eine baldige Wiederkehr für die Fortsetzung der Untersuchung.
    Die Aussage, dass unserer Meinung nach von den zwanzig bis dreißig Leichen ›nur‹ zwei als Opfer von Adam infrage kommen, beruhigt ihn und stärkt seine Position. Es handelt sich also nicht um einen Serienmörder.
    Zum Abschied erscheint noch einmal Mohammed, in Gala-Uniform und mit dem dazugehörigen Krummdolch. Als uns in letzter Minute eine Limousine zum Flugzeug aufs Rollfeld fährt, umarmen wir uns.
    Beim Nachtflug gelingt es mir zum ersten Mal in meinem Leben, im Sitzen zwei Stunden zu schlafen. Man wird wirklichlangsam älter. Nach einer Zwischenlandung in Beirut staune ich: Beginnt bei mir ein Delirium infolge tagelangem Alkoholentzug? Ich sehe ein Wölkchen im Flugzeug! Doch Toralf beruhigt mich. Bei der Fluggesellschaft Jemenia darf noch geraucht werden.
    Umsteigen in Frankfurt, morgens um acht Landung in Düsseldorf. Von meiner früheren panischen Flugangst ist wirklich nichts geblieben. Ausschlaggebend war sicher der Flug mit der Transall in den Kosovo, der alles Vorige und Folgende in den Schatten stellte.
    Mittlerweile sind einige Wochen vergangen. Toralf hat die mitgebrachten Proben zu mir nach Düsseldorf gebracht, und die DNA-Untersuchungen laufen. Der Innenminister des Jemen hat seine Bitte um erneuten Besuch tatsächlich offiziell wiederholt. Was kommt, bleibt abzuwarten. Der Einsatz, so anstrengend er auch war, hat Spaß gemacht, und die erledigte Arbeit hat befriedigt, vergleichbar mit den Anfangszeiten des Kosovo-Einsatzes.
    Die Teamkombination Kriminalist plus Rechtsmediziner hat sich bei diesem Einsatz bewährt und sollte als Minimalbesetzung beibehalten werden. Zweiundzwanzig Leichen und über hundert Leichenteile in der kurzen Zeit sollten bei gleichzeitig anfallender Ermittlungstätigkeit zwar nicht das Regelprogramm für zwei Personen werden, aber es war zu schaffen.
    Ich wäre jedenfalls und jederzeit zu einem weiteren derartigen Einsatz bereit.«
Schluss
    Mit diesen wahren Worten, die für alle Forensiker gelten, endet die wilde und vielfältige Fahrt durch die Welt der Kriminalistik, wie sie sich in der echten Arbeit darstellt. Der Alltag sieht zwar oft weniger spannend aus, als es hier scheinen mag, und viele Kollegen beschäftigen sich nur selten mit derartextremen Fällen. Doch wer sich, egal, in welchem kriminalistischen Arbeitsbereich, den kindlich-neugierigen Blick für das Ungewöhnliche bewahrt und hin und wieder an den im Vorwort angesprochenen Rand des Randes vorwagt, wird zu der schönen Einsicht kommen, dass die Wirklichkeit nicht nur spannender als jeder Roman ist, sondern auch deutlich zeigt, dass wir zwar vieles wissen, aber noch lange nicht alles verstanden haben, was Menschen zu dem macht, was sie sind: eine Laune der Evolution, die wir oft genug nur beschreiben, aber nicht begreifen können.

7. NACHKLANG: WAS ICH VON CSI HALTE
    Kein Wunder, dass manche Praktikantinnen schimpfen und mit dem Fuß stampfen: Die Serie
CSI
lockt sie wie Hannibal Lecters Katzengold in einen Beruf, den sie gar nicht gemeint haben.
    Ich habe für den
Stern
zähneknirschend zwei
CSI
-Folgen angeschaut und musste staunen: Die Tatort-Beamten, im echten Leben nur für die Spurensuche zuständig, sind dort gleichzeitig Ermittler. Das verträgt sich aber nicht. Denn wenn wir wie in der Fernsehserie verwaisten Kindern Schwüre schwüren, Tätern hämisch die Todesstrafe unter die Nase rieben oder mit schief liegendem Köpfchen und stechendem Blick »Den Mund aufmachen, na los!« und »Das muss sofort untersucht werden!« bellen würden, könnten wir uns nicht mehr auf das konzentrieren, was ein Kriminaltechniker objektiv auswertet: Blut, Fasern, Haare, Sperma, Kot, Urin und Insekten. Doch niemals Täter – das machen Kollegen aus der anderen Abteilung…
    Durch die dramaturgisch gewollte Zusammenziehung der Jobs kommt es wohl auch, dass die Damen und Herren in
CSI
stets in schickem Zwirn auftreten. Unsereins bevorzugt Polyesterhosen und -hemden, weil die häufiges Waschen besser vertragen als Kaschmir und italienisches Leder.
    Sind die Figuren doch einmal im Labor, so scheint zumindest eine von ihnen ein fragwürdiges Verhältnis zu Leichen zu haben. In einer der Folgen streichelt sie einer Toten durchs Haar
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