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Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Titel: Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt
Autoren: Mark Benecke
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Seite wurde durchs Becken, an der anderen durch den Oberschenkel gesägt. Der Genitalbereich wurde dabei zerstört.
    Weil Mohammed nachfragt, berichte ich von meinen Beobachtungen. Seine Deutschkenntnisse führen dabei zu einem Lapsus: ›Wie heißt es in Deutsch, wenn Mann mit Frau schläft und Frau hat wenig Spaß?‹, fragt er mich. Dass er damit das Wort ›Vergewaltigung‹ umschreiben möchte, wird mir erst im zweiten Anlauf klar.
    Nachdem die Leichen fertig obduziert, Proben genommen, alle Befunde katalogisiert und fotografiert sind, kommt die Belohnung: Die Polizeibeamten möchten uns einen Felsenpalast ganz in der Nähe zeigen. Wir sind nur zu gerne bereit zu diesem sicherlich netten Ausflug.
    Wir fahren etwa eine halbe Stunde, erst über Asphaltstraßen, dann kommen Feldwege. Beeindruckende Felsmassive, in der Tiefe ein fruchtbares Wadi mit Qat-Plantagen. Alle Reisebegleiter haben natürlich schon längst wieder mit Qat gefüllte dicke Backen, fällt mir auf.
    Natürlich hat man uns das Zeug auch angeboten. Nach kürzester Zeit versuchten wir aber, die Blätter wieder unauffällig loszuwerden, ich fand den Geschmack scheußlich.
    Der Felsenpalast ist wirklich sehenswert, auf dem Rückweg können wir noch im Polizei-Shop einkaufen: Gürtel, Polizeihemden. An das notwendige Herunterhandeln der Preise haben wir uns schon gewöhnt.
    Später kommen noch einmal Mohammed und der Polizeichef in die Halle unseres Hotels. Morgen wollen sie alle ermittlungstechnischen Versäumnisse der letzten vier Wochen nachholen. Der Innenminister sei überhaupt nicht glücklich über unsere Abreise morgen, er sei sogar dagegen. Wir sehen uns an: Unsere Pässe sind immer noch weg. Mal schauen!
    Die Nacht wird schrecklich: Beim Versuch einzuschlafen, säge ich immer wieder den an meinen Bauch gepressten Kopf auf. Die aufgerissenen Augen starren mich an. So etwas ist mir schon lange nicht mehr passiert.
    Am nächsten Morgen nehme ich mir noch einmal die von den Anatomen als unbekannt abgelehnten Knochen und Leichenteile vor.
    Toralf hat wieder Einbestellungen zum Verhör, und alle Beteiligten werden zur Speichelprobenentnahme vorgeführt. Ich bitte Toralf auch um die Entnahme bei Adam im Gefängnis. Frau Rabe in der Botschaft hat wieder hervorragend und schnell getippt. Das ist gut, denn ich muss den vorläufigen Bericht für den Innenminister fertigstellen.
    Toralf hat die Herrschaften auch auf einen blutigen Fingerabdruck im Labor aufmerksam gemacht, der vorher offensichtlich nicht aufgefallen ist. Plötzlich entsteht Hektik, an Qat-Kauen ist nicht mehr zu denken.
    Von mir möchte man eine Untersuchung des Vaginalabstrichs des einen Opfers. Zu meinem Schrecken hat man tatsächlich Objektträger und ein Mikroskop aufgetrieben. Nun ist es an mir, die Labore nach irgendetwas Farbigem zu durchsuchen, um die möglichen Spermien und Hautzellen anzufärben. Ich finde Gentian-Violett. Die medizinisch-technischen Assistentinnen zu Hause würden sich wahrscheinlich kringelig lachen, wie ich mich mit den Objektträgern abgebe. ›Hitzefixation‹ – also das kurze Erwärmen der Objektträger zum Befestigen der Zellen – fällt mir plötzlich nach den ersten vergeblichen Färbeversuchen wieder ein.
    Mittags hat Mohammed Fisch und Gemüse bestellt. Wirhaben zwar keine Zeit, denn der Innenminister wartet, aber die Höflichkeit gebietet es, dennoch zu essen. Wir setzen uns auf den Boden und essen den fantastisch schmeckenden Fisch mit den Fingern. Das Fladenbrot wird ins Gemüse gedippt.
    Nun aber auf zur Botschaft. Der Bericht muss noch ausgedruckt werden. Doch die Offiziellen kommen uns schon auf der Straße entgegen. Wir beschließen, dass Toralf versucht, den Bericht in der Botschaft auszudrucken, und dann nachkommt. Ich fahre schon mal zum Innenminister vor.
    Wir kommen aber nicht weit, denn im selben Moment kehrt der Präsident ins Land zurück. Man hat für den Empfang die Hauptstraße gesperrt, und nichts läuft mehr. Gott sei Dank ist der alte BMW nicht nur gepanzert, sondern auch voll klimatisiert. Wir sehen den Präsidenten im Korso die Strecke entlangfahren und gehen letztendlich zu Fuß ins Innenministerium.
    Der Minister ist auch gerade erst angekommen. Er erwartet einen längeren Bericht und stellt gezielt Nachfragen. Mittlerweile stößt auch Toralf wieder zu uns. Der fünfundsechzigseitige Bericht (auf Deutsch) beeindruckt die anwesenden Herren sichtlich. (Wir hatten ihn mit einigen Formatierungstricks noch einmal um zehn
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