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Mordskerle (German Edition)

Mordskerle (German Edition)

Titel: Mordskerle (German Edition)
Autoren: Renate Schley
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angesichts der Helligkeit entsetzt die Augen zu schließen.
    „Ich bin nicht pingelig“, erwiderte Lena wütend, während sie mit unnötig viel Lärm das schmutzige Geschirr zusammensuchte, um es auf ein Tablett zu stellen. „Ich finde es nur… widerwärtig.“
    „Ach, das bisschen Sex“, meinte Annelie achtlos und bückte sich nach den leeren Flaschen. „Dein Fehler ist…“ fuhr sie, immer noch gebückt, fort, „ dass du ein völlig verkrampftes Verhältnis zu diesen Dingen hast.“
    „Wie sieht denn deiner Meinung nach ein unverkrampftes Verhältnis aus?“, wurde Lena sarkastisch. „Hätte ich vielleicht in der Tür stehen bleiben und euch beide anfeuern sollen wie bei einem sportlichen Wettkampf?“
    Annelie hatte sich ein buntes, Betttuch ähnliches Gewand über ihre Nacktheit geworfen, und nachdem sie vier leere Weinflaschen aufgehoben hatte, sank sie kraftlos in einen der Korbstühle. „Du bist immer so grässlich humorlos“, murmelte sie, als spräche sie mit sich selbst. „Das hast du nicht von mir, nein, das musst du von deinem Vater haben. Er war ja in seiner Humorlosigkeit kaum zu übertreffen. Wahrscheinlich ist er deshalb nicht alt geworden.“
    „Ich möchte nicht, dass du Vater in diesem Zusammenhang erwähnst!“ Lenas Stimme hatte an Schärfe zugenommen. Sie war sehr blass, obwohl ihr gleichzeitig immer wieder der Schweiß ausbrach. Wahrscheinlich stand sie kurz vor einem Kollaps, ahnte sie in zorniger Hilflosigkeit. Ein Kollaps, den sie der eigenen Mutter verdankte.
    Meine Güte, wenn sie anfing, darüber nachzudenken, dass Annelie ihr eigen´ Fleisch und Blut war, dann wurde ihr gleich noch viel schlechter als ihr ohnehin schon die ganze Zeit war.
    Annelie zeigte sich ungewohnt einsichtig. „Ja, du hast Recht. Ich sollte jetzt wirklich nicht von Vater sprechen. Lena, das hätte alles nicht passieren müssen, wenn du nicht so unerwartet hier aufgetaucht wärst. Wieso musstest du plötzlich in der Tür stehen wie die böse Fee aus einem Märchen und alles durcheinander bringen?“
    „Weil ich mir Sorgen gemacht habe.“
    „Um wen? Um mich?“ Ihre Mutter hätte kaum konsternierter reagieren können. „Warum das?“
    „Weil ich seit gestern ungefähr eine Million mal versucht habe, dich über dieses Telefon anzurufen!“ Lena zeigte mit anklagend ausgestrecktem Arm auf das Mobiltelefon, das mitten in der Unordnung auf dem Tisch lag.
    „Tatsächlich?“, staunte Annelie daraufhin, während sie sich durch das hüftlange schwarze Haar fuhr. „Seit wann muss man sich um mich Sorgen machen? Ich bin vierundfünfzig Jahre alt und kann selber auf mich aufpassen. Oder hast du mich jemals aus irgendeiner bedrohlichen Situation retten müssen?“
    Nein, hatte sie nicht, antwortete Lena in verbissener Wut, allerdings nur in Gedanken, während sie erbittert die Lippen zusammenpresste, als wollte sie verhindern, dass ihr ein unbedachtes Wort entschlüpfte.
    Annelie hatte noch nie die Hilfe ihrer einzigen Tochter gebraucht. Verzweifelte nächtliche Anrufe, flehende Bitten an Lena, die Rolle des rettenden Engels zu übernehmen und ihre Mutter zu erlösen, gab es nicht. Annelie wurde mit ihrem Leben bestens alleine fertig. Die immerzu Probleme wälzte und Schwierigkeiten machte, war Lena, einzig und alleine Lena.
    „Dir könnte ja mal etwas zustoßen, wenn du hier tagelang alleine im Haus bist“, sagte sie schließlich, hörte aber selbst, wie wenig überzeugend das klang.
    So entlockte sie ihrer Mutter dann mit diesen Worten auch lediglich ein mattes Lächeln. „Was zum Beispiel? Fällt dir irgendwas ein? Hör auf, Lena. Das Einzige, was mir zustößt und zwar in regelmäßigen Abständen, sind diese Auseinandersetzungen mit dir über mein – wie du es immer nennst – nicht adäquates Liebesleben. Was soll das eigentlich sein, ein adäquates Liebesleben? Das hast du mir noch nie erklärt.“
    „Ich will damit andeuten, dass du dich eventuell deinem Alter entsprechend mit Männern deiner Generation…“
    „Wieso sollte ich? Die Männer meiner Generation sind für mich zu alt und zu fantasielos. Ich habe gerne junge Männer um mich. Da passiert doch wenigstens etwas“, meinte Annelie achselzuckend.
    „Ja, den Eindruck hatte ich vorhin auch“, bemerkte ihre Tochter anzüglich.
    Annelies Blick ruhte nachdenklich auf ihr. Schließlich, nachdem diese Betrachtung sie zu keinerlei neuen Erkenntnissen gebracht hatte, sagte sie gedehnt:
    „Weißt du, welchen Verdacht ich habe?“
    „Nein.
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