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Mordsfreunde

Titel: Mordsfreunde
Autoren: Nele Neuhaus
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ansprechbar?«
    »Ja, wir haben ihn stabilisiert. Er ist im Moment schmerzfrei. Wieso?«
    »Weil ich ihn jetzt verhaften werde«, Bodenstein ging zumNotarztwagen hinüber. Tarek Fiedler lag mit offenen Augen auf der Trage, aber ihm gelang noch ein Grinsen, als er Bodenstein erkannte.
    »Ich bin der Herrscher über Leben und Tod«, flüsterte er höhnisch. »Mein Name wird in die Geschichte eingehen.«
    »Höchstens in den Polizeibericht«, erwiderte Bodenstein kühl.
    »Ich werde in die Schlagzeilen kommen und ins Fernsehen. Eines Tages wird man mein Leben verfilmen«, Tarek lachte heiser.
    »Da wäre ich mir nicht so sicher«, entgegnete Bodenstein. »Im Rollstuhl und ohne Beine ist Knast allerdings noch weniger lustig als ohnehin schon. Sie sind ein ganz armes Würstchen, Herr Fiedler. Ein neidischer, geltungssüchtiger Verlierer.«
    Tarek hörte auf zu grinsen, in seinen Augen flackerte mörderische Wut. Bodenstein betrachtete das bleiche, blutüberströmte Gesicht des jungen Mannes. Grausam und mitleidslos hatte er zwei Menschen getötet und Leid, Angst und Schmerz über viele andere gebracht.
    »Ich habe den zerstörerischsten Wurm aller Zeiten auf das Internet losgelassen, ich ...«, stieß Tarek keuchend hervor.
    »Falsch«, unterbrach Bodenstein ihn. »So weit ist es nicht gekommen. Unsere Leute haben mit Hilfe von Franjo alles stoppen können. Lukas wird mit Double Life sicherlich noch viel Geld verdienen. Sie nicht mehr. Im Gefängnis braucht man kein Geld. Sie haben Ihr Leben wahrhaftig vergeudet, Herr Fiedler. Zwei Morde, eine gefährliche Körperverletzung ...«
    »Wieso Körperverletzung?«
    »Lukas' Vater lebt. Sie werden sehr alt sein, wenn Sie das Gefängnis eines Tages verlassen dürfen.«
    Tarek starrte Bodenstein aus unnatürlich glänzenden Augenan, sein Gesicht verzerrte sich. Plötzlich zuckte es um seinen Mund, er wandte den Kopf ab.
    »Scheiß drauf«, flüsterte er und schloss die Augen.
     
    Ostermann tippte gerade die letzten Worte des Protokolls von Franjo Conradis Geständnis in seinen Computer, am Schreibtisch gegenüber wartete Henning Kirchhoff mit angespannter Miene. Beide Männer sprangen erleichtert auf, als Bodenstein, Behnke, Kathrin Fachinger und Pia Kirchhoff das Büro betraten. Ostermann umarmte seine Kollegin herzlich, dann war Kirchhoff an der Reihe. Die Stimmung war gelöst. Beide Fälle waren aufgeklärt.
    »Eins verstehe ich allerdings immer noch nicht«, sagte Kathrin Fachinger. »Wieso hat Tarek Paulys Leiche am Opel-Zoo abgeladen? Es wäre vielleicht alles nicht herausgekommen, wenn wir ihn irgendwo anders gefunden hätten.«
    »Der selbsternannte Herrscher über Leben und Tod ist an seinen Rachegelüsten gescheitert«, erwiderte Bodenstein mit einem zynischen Lächeln. »Er wollte den Verdacht auf Lukas oder Dr. Sander lenken. Allerdings hat er nicht unser Misstrauen einkalkuliert.«
    »Unser Misstrauen?« Pia legte den Kopf schief und grinste.
    »Natürlich. Wir sind doch ein Team«, Bodenstein grinste auch.
    Henning Kirchhoff wartete an der Tür auf Pia, auf seinem sonst so beherrschten Gesicht lag ein Ausdruck der Erleichterung.
    »Ich bin so froh, dass dir nichts passiert ist«, sagte er, als sie neben ihm stehen blieb. »Wir haben echt mit dem Schlimmsten gerechnet.«
    »›Wir‹?«, fragte Pia spitz. »Du und Staatsanwältin Löblich?«
    »Ach was«, Henning schüttelte verlegen den Kopf. »Das war eine einmalige Angelegenheit. Ein Ausrutscher. Ich wollte es dir erklären, aber du bist ja nicht ans Telefon gegangen.«
    »Ich nehme es dir auch nicht übel«, sagte Pia. »Ich habe dich ja selbst in die Arme von der Löblich getrieben. Aber mich hat es schon etwas gestört, dass du ausgerechnet meinen Tisch ausgesucht hast, um ...«
    »Pssst«, unterbrach Henning sie. Kai Ostermann ging vorbei.
    »Wie geht's dem Fisch?«, erkundigte er sich und zwinkerte ihr zu.
    »Ich hoffe, der wartet unten auf mich«, erwiderte Pia.
    »Ach so«, Henning hob die Augenbrauen, »ich verstehe. Du brauchst meine Dienste als Krankenpfleger heute Abend gar nicht.«
    »Ich fürchte – nein«, Pia hakte sich bei ihm ein. »Aber danke, dass du hier bist. Das werde ich dir nicht vergessen.«

Freitag, 30. Juni 2006
    Bodenstein und Pia lehnten am Zaun der Koppel und betrachteten die beiden Stuten mit ihren Fohlen. Auf der Terrasse von Pias Haus verfolgten Cosima von Bodenstein und alle Mitarbeiter des K11 die erste Halbzeit des Viertelfinalspiels Deutschland gegen Argentinien. Pia hatte
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