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Mordsfreunde

Titel: Mordsfreunde
Autoren: Nele Neuhaus
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Zeit gewusst«, erwiderte Franjo und senkte den Blick. Er war das verkörperte schlechte Gewissen. Für einen Moment verspürte Ostermann den dringenden Wunsch, dem Jungen eine Ohrfeige zu verpassen.
    »Wo ist sie?« Er beherrschte seinen Zorn und griff nach dem Telefon.
    »Im Haus von van den Bergs. Im Heizungskeller.«
    »Lebt sie noch?«
    »Das ... das weiß ich nicht«, murmelte Franjo Conradi und schlug die Hände vors Gesicht. Ostermann wählte die Nummer vom Wachraum. Dann stand er auf.
    »Komm«, sagte er zu dem Jungen, »du fährst mit. Und auf der Fahrt erzählst du mir mal, was du noch so alles weißt.«
    Die Lage war kritisch. Tarek stieß Lukas vor sich her, die Waffe an dessen Hinterkopf gepresst, und behielt die Mauer als Deckung im Rücken. Keiner der beiden Scharfschützen war in einer geeigneten Schussposition, die SEK-Beamten verharrten reglos auf ihren Positionen.
    »Was jetzt?«, fragte der Einsatzleiter.
    »Wie viele Leute haben Sie vor dem inneren Tor?«
    »Vier.«
    Bodensteins Handy summte. Es war Ostermann.
    »Chef!«, rief er. »Wir haben Svenja Sievers gefunden! Sie lebt. Franjo Conradi hat uns das Versteck verraten. Sie hat im Haus von van den Bergs im Heizungskeller gesessen.«
    Also steckte doch Lukas hinter dem Verschwinden des Mädchens! Bodensteins Blick flog zu Pia Kirchhoff hinüber. Sie schien noch immer felsenfest von Lukas' Unschuld überzeugt zu sein.
    »Tarek hatte sie in seiner Wohnung eingesperrt«, fuhr Ostermann fort. »Franjo bekam ein schlechtes Gewissen und ist gestern Nachmittag abgehauen, aber Tarek hat ihn gefunden und gezwungen, mit ihm zu van den Bergs zu fahren. Sie sind durch den Garten gegangen, Tarek hat Lukas' Vater niedergeschlagen, dann haben sie Svenja im Heizungskeller zurückgelassen.« Bodenstein hörte schweigend zu.
    »Svenja und Franjo haben uns alles erzählt. Tarek hatte das alles mit Bedacht geplant, um den Verdacht auf Lukas zu lenken.«
    »Sind Sie ganz sicher, dass das nicht alles Lukas getan hat?«, vergewisserte Bodenstein sich. Ihm durfte kein Fehler bei der Beurteilung der Lage unterlaufen. Auf Tarek und Lukas war das Gewehr des Scharfschützen gerichtet. Der Mann wartete nur auf den Befehl zu schießen.
    »Hundertprozentig«, Ostermanns sonst so gelassene Stimme bebte vor Aufregung. »Aber es kommt noch besser. Tarek Fiedler ist ein unehelicher Sohn von Dr. Carsten Bock, also der Halbbruder von Jonas. Der Einzige, der das wusste, war Pauly, denn Tarek hat es ihm in einer schwachen Minute verraten. Aus Zorn darüber, dass Jonas' Vater ihn nicht in seiner Firma anstellen wollte, hat Tarek sich in dessen Rechner gehackt. Er wollte Bock schaden, egal wie. Sämtliche Informationen, die Pauly gegen Bock in der Hand hatte, stammten von Tarek, nicht von Jonas. Als Tarek erfuhr, dass Pauly damit an die Öffentlichkeit gegangen war, hat er vor Wut gekocht, denn er hatte eigentlich vorgehabt, seinen Vater damit unter Druck zu setzen. Tarek ist am Dienstagabend zu Pauly gefahren. Es gab einen heftigen Streit. Pauly hatte erkannt, dass Tarek in Wahrheit überhaupt nichts an Jonas lag. Er hatte den Jungen nur benutzt, um über ihn an seinen Vater und dessen Geld heranzukommen. Pauly sagte ihm das ins Gesicht und drohte ihm, er werde Jonas die Wahrheit über Tareks Herkunft sagen. Das wollte Tarek auf jeden Fall verhindern, und deshalb hat er Pauly erschlagen. Svenja hat das alles mit angehört und den Mord beobachtet.«
    Bodenstein lauschte voller Anspannung. Er konnte sich nur widerstrebend mit dem Gedanken anfreunden, dass Lukas unschuldig sein sollte. Alles war ihm so schlüssig erschienen – oder hatte er es sich einfach alles passend zurechtgedacht? Wenn er ehrlich war, dann hatte seine Theorie ein paar gravierende Schwächen.
    »Tarek hatte Franjo im Grünzeug angerufen und ihm gesagt,er solle Lukas ablenken und mit dem Pick-up zu Paulys Haus kommen«, fuhr Ostermann in Maschinengewehrfeuergeschwindigkeit fort. »Zusammen haben sie die Leiche und das Fahrrad aufgeladen und das Auto wieder vors Grünzeug gestellt. Lukas muss noch einen ganzen Tag lang mit der Leiche auf der Pritsche herumgefahren sein. Am nächsten Abend haben die zwei die Leiche von Pauly auf die Wiese geworfen, während das Fußballspiel lief. Da konnten sie ziemlich sicher sein, dass sie niemand überrascht und ...«
    »Das reicht erst mal«, unterbrach Bodenstein seinen Kollegen. »Ich melde mich gleich wieder.«
    »Moment!«, rief Ostermann. »Tarek und Franjo sind auch bei Pia
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